Montag, 29. April 2019

Eine irische Familiengeschichte




ISBN : 9783839817162
Audio CD : 8 h 22 min
Verlag : Argon
Erscheinungsdatum : 26.03.2019
Genre : Roman
 
 

Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG): Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
 
 
Einsame Lady aus Lanster

... steht über der Anzeige, die Patricia nach dem Tod ihrer Mutter aufgibt. „Die letzten 14 Jahre hatte sie damit verbracht darauf zu warten, dass es ihrer Mutter besser gehen würde oder dass sie starb.“ Inzwischen ist sie schon Mitte 30 und gilt als alte Jungfer. Jetzt soll ihr Leben endlich anfangen – mit einem Mann. Edwards Antwort auf ihre Annonce gefällt ihr am besten, also treffen sie sich.

Elisabeth ist geschieden und lebt mit ihrem Sohn in New York. Nach dem Tod ihrer Mutter Patricia fliegt sie nach Irland, um deren Haushalt aufzulösen und das Haus zu verkaufen. Dabei entdeckt sie eine Kiste mit einem alten Babyschuh und Briefen aus dem Jahr 1973. „Erinnerungen verschwinden nicht einfach, sie verstecken sich nur.“ Elisabeth erfährt aus ihnen, dass ihre Mutter mit Hilfe einer Annonce einen Mann gesucht hat. Da sie ihren Vater nie kennengelernt hat, ist sie neugierig – sind die Briefe vielleicht von ihm?

Graham Norton erzählt die Geschichte dieser irischen Familie abwechselnd auf zwei Zeitebenen, wobei die Übergänge oft fließend sind.
Patricia hat nie über Elisabeths Vater geredet, es hieß, er wäre vor ihrer Geburt gestorben. Die Briefe allerdings sprechen eine ganz andere Sprache. Aber weder ihre irische Verwandtschaft noch ehemaligen Freundinnen ihrer Mutter wissen etwas darüber oder wollen darüber reden: „Was glauben sie dort zu finden? ... Meiner Erfahrung nach gibt es immer deutlich weniger Antworten als Fragen.
Edward kam nie über den Tod seines Bruders hinweg, obwohl dieser schon Jahrzehnte her ist. Er bewirtschaftet den Hof und das Land zusammen mit seiner Mutter – ein einsamer Mann, der endlich eine eigene Familie will.

Der Autor schildert das Kennenlernen von Edward und Patricia aus ihrer beider Sicht. Sie erleben das gleiche, empfinden es aber ganz anders. Eigentlich löst Edward keine Gefühle bei Elisabeth aus, aber er bemüht sich sehr um sie und sie liebt die Idee, verliebt zu sein und einen Mann zu haben. Davon kann sie nicht mal seine merkwürdige Mutter abhalten. Ist er Elisabeth’ Vater?

Das Hörbuch ist viel spannender und emotionaler, als es das Cover und der Klappentext vermuten lassen. Die unheimliche Atmosphäre auf Edwards Hof und während Elisabeth’ Suche werden sehr fesselnd beschrieben. Für mich geht es in der Geschichte um 3 Neuanfänge – Edward und Patricia suchen eine Zukunft, Elisabeth ihre Vergangenheit. Dabei entdeckt sie ein düsteres, erschreckendes Familiengeheimnis, eine sehr verstörende Mutter-Sohn-Beziehung.

Ich mag Charly Hübner als Sprecher sehr, es war auch nicht mein erstes Hörbuch mit ihm. Er bringt die düstere, fast schon depressive und verzweifelte Stimmung der Protagonisten sehr gut rüber.

Mein Fazit: Eine extrem spannende Familiengeschichte und ein psychologisches Meisterwerk mit einem gleichermaßen überraschenden wie schockierenden Ende.

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