ISBN : 9783837145410
Audio CD : 7 h 37 min
Verlag : Random House Audio
Erscheinungsdatum : 27.05.2019
Genre : Historischer Krimi
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Tödlich Seilschaften
„Sag
mir, wie du dir den Teufel vorstellst, und ich sage dir, wer du bist.“
Wien,
November 1920: Die Stadt hat sich immer noch nicht vom Krieg erholt und ein
Kälteeinbruch hat sie zusätzlich fest im Griff. Kriminalinspektor August
Emmerich kämpft derweil gegen seine ganz eigenen Dämonen. Er hat den Drogen
abgeschworen und sich der Suche nach seiner großen Liebe Luise verschworen.
Deren Mann Xaver galt als im Kieg gefallen, ist aber vor einiger Zeit
zurückgekehrt und hat seine Ansprüche an ihr und den Kindern geltend gemacht.
Er will sich an Winter und Luise für die angebliche Untreue rächen: „Er
war nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, er hatte den Krieg mitgebracht.“
Da wird
eine ungewöhnlich inszenierte Leiche gefunden. Der Tote wurde mittels kaltem
Wasser eingefroren, allerdings nur bis zum Hals, die Zunge fehlt. Letztere
taucht kurz danach bei mit einem Begleitschreiben der engagierten Journalistin
Alma Lehner auf: „Lassen Sie die Welt wissen, dass ich mir seine Seele geholt habe.“
Bald
folgen weitere Tote und die Ermittlungen ergeben, dass sie alle Dreck am
Stecken hatten. Der Täter (der dunkle Bote) kennt ihre Taten und bestraft sie
dafür. Aber woher weiß er davon? „Unser Mörder schafft dort Recht, wo die
Gesetzgebung versagt.“
Die Reihe
um August Emmerich ist für mich nicht nur ein historischer Krimi, sondern gleichzeitig
auch eine Gesellschaftsstudie. Alex Beer zeigt die Verlierer der Geschichte,
die Abgründe der Menschen, ihre schlechten Seiten. Es geht Bandenkriege,
Schmuggel, Kriegsheimkehrer, Menschen ohne Zukunft, aber mit Idealen und Plänen,
Politik. Besonders erschreckend fand ich die Schilderungen, wie eine (noch)
kleine Gruppe die Wut gegen Ausländer und Juden schürt und sich nationalsozialistische
Ideen immer weiter ausbreiten. Der alte Krieg scheint schon vergessen und der
nächste in Vorbereitung zu sein. „Um das Böse zu finden, muss man nicht ein
Geist und Dämonen glauben. Ein Blick in die menschliche Seele, reicht voll und
ganz.“
Emmerichs
Assistent Ferdinand Winter ist erwachsen geworden und ihm inzwischen
ebenbürtig. Er überflügelt Emmerich bei den Ermittlungen und entdeckt
entscheidende Hinweise und Zusammenhänge oft eher, da dieser durch seine Suche
nach Xaver und Luise abgelenkt ist. Unterstützt werden sie auch von der
„Hühnerarmee“: den Sekretärinnen und Telefonistinnen der Polizei – ebenfalls
exzellente Ermittlerinnen, aber die Frauen durften damals ja nur Hilfsarbeiten
erledigen.
Auch Alma
ist ihrer Zeit etwas voraus. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, in ihren
Artikeln auf die herrschenden Missstände gegenüber Kindern und Frauen
hinzuweisen, in der Hoffnung, damit etwas ändern zu können.
Das
(Hör-)Buch spannend bis zur letzten Minute, wenn die verschiedenen Handlungsstränge
zusammenlaufen und der Täter entlarvt wird. Bis dahin präsentiert Alex Beer mehrere
Verdächtige, nur um kurz darauf Zweifel zu säen und den Hörer zu verwirren.
Cornelius
Obonya hat es wieder geschafft, jeder Figur eine ganz eigene Stimme zu geben
und dabei auch die charakterlichen Merkmale desjenigen herauszuarbeiten. Das
ist ganz großes Hör-Kopf-Kino.
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