Sonntag, 16. Juni 2019

Für immer Rabbit Hayes




ISBN : 9783499272240
Flexibler Einband : 512 Seiten
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 18.06.2019
Genre : Roman
 
 
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
 
 
 
 
Ist es ok, glücklich zu sein?

Als Rabbit mit 41 viel zu jung an Krebs stirbt, ist sie wenigstens nicht allein. Ihre ganze Familie sitzt um ihr Krankenhausbett, ihre Mutter hält ihre Hand. Für Rabbit ist das Leiden endlich vorbei, aber für ihre Angehörigen, die bis zuletzt gehofft hatten, geht es weiter.

Rabbits Tochter Juliet ist erst 12, ihren Vater kennt sie nicht. „Ich bin so traurig, dass ich am liebsten sterben würde.“ (S. 45) Sie zieht zu ihrem Onkel Davey, Rabbits Bruder. Der ist Musiker, wohnt in den USA und ist den größten Teil des Jahres auf Tour. Juliet verliert also nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihre Großeltern, die gewohnte Umgebung, Klassenkameraden und Freunde. Doch auch Davey fühlt sich mit der plötzlichen Vaterrolle überfordert. Eine Freundin rät ihm: „Liebe sie einfach, Davey, mehr braucht ein Mensch nicht.“ (S. 12)
Rabbits Schwester Grace trifft es doppelt hart. Sie erfährt direkt nach deren Tod, dass sie ebenfalls das BRCA-2-Gen in sich trägt und jederzeit an Brust- und Eierstockkrebs erkranken kann. Sie könnte sich beides entfernen lassen, um dem zuvorzukommen, aber noch ist sie gesund. Die Angst lässt sie fast durchdrehen und weder ihr Mann noch ihr Vater verstehen sie.
Überhaupt – Rabbits Eltern. Wie schlimm mag es wohl sein, ein (wenn auch schon erwachsenes) Kind zu verlieren? Ihr Vater zieht sich einfach von allem zurück, verkriecht sich auf dem Dachboden und liest seine alten Tagebücher: „Ein rabbitförmiges Loch hatte sich in ihr Leben gefressen, und es wurde von Tag zu Tag ein bisschen größer.“ (S. 331). Ihre Mutter verliert ihren Glauben „Lieber Gott, ich bin fertig mit dir.“ (S. 98), geht nicht mehr zur Kirche, stürzt sich in karitative Arbeit, pflegt ihre Wut auf Alles und Jeden und gerät sogar mit dem Gesetz in Konflikt.

Sehr einfühlsam erzählt Anna McPartlin nach „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ jetzt die Geschichte ihrer Familie und Freunde weiter. Sie zeigt, wie der Tod diese Gemeinschaft zerbrechen lässt. Über 500 Seiten bangt man als Leser, ob sie es schaffen, wieder zueinander zu finden, wieder eine echte Familie zu werden.
Die Autorin lässt die Protagonisten dabei selbst zu Wort kommen, erzählt aus ihrer jeweiligen Sicht, wie sie mit dem Tod umgehen, was sie bewegt und wie sie verzweifeln oder neue Hoffnung fassen, langsam wieder Pläne schmieden – immer mit der Frage im Hinterkopf, ob sie nach dieser Tragödie überhaupt wieder glücklich sein dürfen. „Manchmal braucht es einen Tod, um das Leben wieder zu begreifen.“ (S. 247)

Ich habe mit den Hayes gefühlt und gelitten, gelacht und geweint. Es war schön, sie endlich wiederzutreffen und zu lesen, wie es weiter geht. Sie sind eine sehr herzliche und liebevolle, manchmal etwas chaotische Familie und ihr Humor ist eindeutig schräg. Aber sie versuchen immer, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Schließlich sind sie alle schon verletzt genug.

Mein Fazit: Eine wundervolle Fortsetzung, traurig und lustig zugleich, mit viel Gefühl und ohne falschen Pathos.

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