Donnerstag, 6. Juni 2019

Hammonia - Patnos Rezension

 Buchdetails:

Erscheinungsdatum: 28.05.2019

Verlag: Velum Verlag

Flexibler Einband: 403 Seiten

ISBN: 9783947424030

Genre: Roman









„Mit festem Griff umfasste Hamburgs reichster Sohn Claus Bartelsen die Walter P38 in seiner Manteltasche, eine Rückladepistole der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.“ (Auszug aus Hammonia) 

So beginnt Kai Lüders Geschichte über die hanseatische Kaufmannsfamilie Bartelsen. Es ist der erste Teil einer Hamburg-Trilogie, erschienen am 28.05.2019 beim Velum Verlag.

Seit fast fünfzig Jahren führt Adele Bartelsen den inzwischen größten Handelskonzern Hamburgs, die Hammonia. Die Familie besitzt unzählige Supermärkte und Immobilien. 
Adele ist die Graue Eminenz sowohl in der Firma als auch in der Familie. 
Damals nach dem Bombenangriff von 1943, als die Stadt Hamburg in Schutt und Asche lag, baut sie mit ihrem Mann Friedrich das Unternehmen ihres Vaters aus dem Nichts wieder auf. Im Laufe der Jahre ist die Hammonia zu einem Imperium herangewachsen. 
Die Wiedervereinigung Deutschlands eröffnet neue Märkte. Gerade in der Zeit des Umbruchs gerät Adeles Unternehmen in Schieflage, denn mächtige Widersacher versuchen, sich die Hammonia unter den Nagel zu reißen. 
Mit ihren 75 Jahren will sich Adele langsam aus dem Geschäft zurückziehen und versucht ihre Nachfolge zu regeln. Ihr ältester Sohn Claus fühlt sich von ihr übergangen und beschreitet eigene Wege, die jedoch Adeles Lebenswerk bedrohlich ins Wanken bringen. 
Wird es Adele gelingen, ihre Familie zusammenzuhalten und die Hammonia zu retten? 

Spannungsreich startet die Geschichte im Jahre 1992. Kai Lüders schafft es schnell, mich mit seinem lebendigen Schreibstil zu ködern. 

Adele ist eine Kämpferin. Ich habe eine Weile gebraucht, um mit ihr warm zu werden. Sie wirkte gerade im Umgang mit ihren Kindern hart und unnahbar. Erst als die Handlung ins Jahr 1943 zurückblickt und ich Adele als junge Frau in der bombardierten Stadt mit ihrer Familie umherirren sah, begann ich, sie zu mögen. 
Ihren Mann Friedrich habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er hält sich oft im Hintergrund, überlässt Adele die Bühne, aber in den entscheidenden Momenten ist er zur Stelle. 
Mit dem ältesten Sohn Claus habe ich mich schwer getan. Sein ewiges Selbstmitleid und Gejammer ging mir auf die Nerven. 
Adoptivsohn Gero und seine Familie sind mir sympathisch. Konstantin und Hans blieben bislang eher farblos. Ich hoffe, sie in den nächsten beiden Teilen besser kennenzulernen. 
Kommen wir zu dem Mann, der Adele und ihr Imperium vernichten will: Alois Eggermeyer, ein schmieriger Kerl, dem man nicht begegnen möchte. Trotzdem wirkt er in seiner Rolle authentisch. Geschickt versucht er über Mittelsmänner Firmenanteile der Hammonia zu ergattern. 
Aus der Familiengeschichte entwickelt sich ein Wirtschaftskrimi. Das liest sich spannend, ist für den Laien mitunter schwer verständlich. Konzentriertes Lesen zählt sich aus. 
Stimmungsvoll beschreibt Kai Lüdders den Schauplatz Hamburg. Ich bin mittendrin und die Bilder der Stadt erschienen vor meinem inneren Auge. Tolles Buchfeeling! 
Mit einem aufregenden Finale geht der erste Teil zu Ende. Einige Fragen bleiben offen, die vermutlich in der Fortsetzung der Geschichte beantwortet werden. 

Interessante, spannungsreiche Leseunterhaltung zwischen Familienzwist und Unternehmensbedrohung.

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