ISBN : 9783947424030
Flexibler Einband : 400 Seiten
Verlag : Velum Verlag
Erscheinungsdatum : 28.05.2019
Genre: Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG): Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Harmonie in Hamburg?
Wonach geht ihr, wenn ihr ein
neues Buch kauft? „Hammonia“ hätte ich im Laden nie in die Hand genommen. Ich
finde das Cover unheimlich und auch der Titel gibt keinen Hinweis auf den
Inhalt oder das Genre. Man versteht beides erst, wenn man den Klappentext
liest.
1992: Die hanseatische
Kaufmannsfamilie Bartelsen ist in Hamburg eine Institution. Man hält sich
dezent im Hintergrund, prahlt nicht mit seinem Reichtum und fördert unauffällig
soziale Projekte wie z.B. den Wohnungsbau. Familienvorstand Adele ist schon 75,
führt den Konzern aber immer noch mit harter Hand und festen Prinzipien: „Mache
Dich niemals abhängig von anderen. Lasse dich niemals erpressen. Verpfände
niemals die Firma, um kurzfristigen Gewinn zu erhaschen.“ (S. 11) Ihr
Mann Friedrich hält ihr den Rücken frei und greift nur ein, wenn es nötig ist. Langsam
wird es Zeit, dass einer ihrer 4 Söhne (immerhin sind die auch schon über 50) sie
ablöst, aber wer? Eine Satzung sagt, dass es nur ein leibliches und ehelich geborenes
Kind sein kann, damit fällt der adoptierte Gero schon mal aus. Er ist der Sohn
von Adeles Bruder und Kriegswaise. Konni, der Drittälteste, ist Künstler und
will nichts mit der Firma zu tun haben. Bleiben noch Claus, der Älteste und
Hans. Für Claus war es immer klar, dass er mal der neue Chef wird, aber Adele
bevorzugt in seinen Augen Hans.
Während die Wirtschaft in der
Nachwendezeit Kapriolen schlägt, Goldgräber und Schaumschläger auf Geschäfte
aus sind und Betongold immer wertvoller wird, taucht ein alter Bekannter von
Adele auf und der Konkurrenzkampf innerhalb der Familie spitzt sich zu: „Irgendwie haben wir uns alle voneinander entfernt und vergessen, was
uns mal ausmachte.“ (S.10)
Kai Lüdders hat es mir nicht
leicht gemacht. Der Auftakt seiner Hamburg-Trilogie ist einerseits eine
spannende Familiengeschichte, bei der mir vor allem die Rückblicke bis in den
2. WK sehr gut gefallen haben, andererseits hatte ich oft das Gefühl, ein
Wirtschaftsgeschichtslehrbuch zu lesen. Er beschreibt Schritt für Schritt, wie
Adele ihr Imperium aufgebaut hat, wem wie viele Anteile gehören und was das für
jede Entscheidung bedeutet. Dazu kommen die detailliert
beschriebenen Aktionen ihres Gegenspielers.
Mit Adele bin ich nicht so
richtig warm geworden. Sie ist selbstbewusst, zielstrebig und erfolgreich.
Friedrich und sie verbindet die ganz große Liebe, aber durch den Verlust ihres
Bruders schottet sie sich von ihren Söhnen ab. Es ist Friedrich, der
die Familie die ganzen Jahre zusammenhält und den Brüdern die nötige Liebe und
Rückhalt gibt, ihr Selbstbewusstsein stärkt.
Die Beziehungen der
Familienmitglieder untereinander sind sehr spannend und explosiv. Mir hat gefallen,
wie nach und nach verschiedene Verbindungen und Geheimnisse aufgedeckt wurden
und es bis zuletzt überraschend blieb. Allerdings hätte ich mir trotzdem mehr
Spannung gewünscht – erst die letzten 100 Seiten können mich so richtig fesseln.
Mein Fazit: Interessante
Familiengeschichte aber bitte weniger Wirtschaftsdetails in den Folgebänden.
2 Kommentare:
Liebe Tanja,
das erinnert mich an Jeffrey Archer...hast du ein Buch von ihm gelesen? oder die Clifton Saga? Da wird das auch ziemlich genau erklärt und dann sind meistens noch seitenweise Wahlberichte und -auszählungen dabei...
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
den kenne ich (zum Glück) noch nicht. Patno hat übrigens anders empfunden - ihre Rezi kommt dieser Tage auch noch.
Liebe Grüße
Tanja
Kommentar veröffentlichen