Dienstag, 4. Juni 2019

Die Spionin


Buchdetails:

Erscheinungsdatum: 18.12.2018

Verlag: Rowohlt Buchverlag

Fester Einband: 608 Seiten

ISBN: 9783498001001

Genre: Sachbuch








Das Buchcover erregte meine Neugier. Eine zierliche Frau im Sommerkleid mit einem Täschchen am Arm füttert Tauben. Sie soll „Die Spionin“ Olga Raue sein?
Es ist einer der größten deutschen Spionagefälle der Nachkriegsgeschichte. Politwissenschaftler Stefan Appelius hat sich mit sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt. Sein Buch ist im Dezember 2018 bei Rowohlt erschienen.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang in die frühen Jahre des Kalten Krieges. Wir blicken ins geteilte Berlin vor dem Mauerbau.
Olga Raue ist eine junge Frau aus der DDR, die gemeinsam mit ihrem Mann Heinz und ihrem Schwager Gerd einen Spionagering aufbaut.
Sie wurden, zunächst über Heinz, von der CIA angeworben. Olga arbeitet als Kurierin in Deutschland und später während ihres Studiums in Moskau als Agentin.
Doch die Raues bleiben nicht lange unentdeckt. Die Stasi kommt ihnen auf die Schliche. Sie werden inhaftiert. 1977 darf die Spionin die DDR verlassen. Viele Jahrzehnte schweigt Olga Raue zu den Ereignissen von damals.
Als sie Buchautor Stefan Appelius während seiner Forschung über die „Raue-Gruppe“aufspürt, weiß Olga Erstaunliches zu berichten.
Stefan Appelius hat für dieses Buch akribisch recherchiert, dabei auch unzählige Geheimdienstakten durchgearbeitet.
Auf über 600 Seiten beschreibt er in allen Einzelheiten seine brisanten Erkenntnisse. Er gibt Stimmungen wieder und zeichnet die Stationen des Trios auf.
Appelius beschreibt, wie unbekümmert die drei Raues ihrer Spionagetätigkeit nachgingen, wie sie sich vom Konsum des Westens beeinflussen ließen und beinahe im Rausch lebten.
Er taucht in ihre Lebensgeschichten ein, spricht von Liebe, Eifersucht, Bespitzelungen und Verrat.
Ich fühlte mich in die damalige Zeit versetzt. Die jungen Idealisten wirkten auf mich naiv und blauäugig. Sie fühlten sich stark und unbesiegbar, haben die DDR-Mächte an der Nase herumgeführt und die Gefahr der Enttarnung unterschätzt.
Mit Spannung verfolgte ich das Szenario.
Im Mittelteil des Buches befindet sich eine kleine Fotosammlung. So erhält man eine gute Vorstellung von den Akteuren.
Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, liest sich diese abenteuerliche skurrile Geschichte wie ein Roman. 
Trotzdem fordert das Buch den Leser, denn Stefan Appelius geht in die Tiefe, erwähnt jede kleine Nebensächlichkeit. Das erschwert mitunter den Lesefluss. Hier hätte ich es mir komprimierter gewünscht.

„Die Spionin“ ist ein interessantes, wissenschaftlich aufbereitetes und spannend erzähltes Sachbuch über einen der größten Spionagefälle der Nachkriegsgeschichte, das den Impuls der damaligen Zeit imposant widerspiegelt.








Keine Kommentare: