ISBN : 9783746635095
Flexibler Einband : 498 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 17.05.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Die Schuldfrage
„Was hast du mit den Wertsachen
gemacht?“ (S. 14) klagt ein völlig Fremder Elliot Rosenzweig, einen
honorigen Wohltäter Chicagos, vor großem Publikum bei einer Gala an. Der Fremde
ist Ben Solomon, ein Überlebender des Holocausts, der sich sicher ist, in
Elliot seinen ehemaligen Ziehbruder Otto Piontek – den „Schlächter von Zamość“
– erkannt zu haben. Otto ist für den Tod tausender polnischer Juden
verantwortlich. Zudem hatte Bens Familie ihm damals alle Wertsachen und sämtliches
Geld anvertraut, aber nie wiederbekommen. Elliot wehrt sich gegen diese
Anschuldigungen, verklagt Ben gegen den Rat seiner Anwälte aber nicht – weil er
Angst hat, sagt Ben. Angst, dass seine Verbrechen und sein wahres Gesicht nach
so vielen Jahrzehnten doch noch ans Licht kommen. Doch Ben ist sich sicher und
will ihn zur Rechenschaft ziehen, sucht sich eine Anwältin. Cathrin Lockhart
will diesen Fall eigentlich nicht übernehmen. Er passt nicht in das Portfolio
der Kanzlei, für die sie arbeitet. Außerdem glaubt sie ihm nicht, denn er hat
keine Beweise. „Sich mit jemandem wie Rosenzweig anzulegen wäre in Chicago
gesellschaftlicher und geschäftlicher Selbstmord.“ (S. 47) Doch je mehr
er aus seiner Vergangenheit erzählt, um so unsicherer wird sie. Und dann
beginnen Rosenzweigs Anwälte, sie massiv zu bedrängen – warum, wenn es nichts
zu verbergen gibt?!
Ronald H. Balson ist selbst
Anwalt und „Hannahs“ Brüder das zweite Buch nach „Karolinas Töchter“, dass sich
speziell mit dem Holocaust der polnischen Juden befasst und in dem die Anwältin
Catherine Lockhart und der Privatdetektiv Liam Taggart ermitteln.
Ben erzählt rückblickend, wie
Otto zu ihnen kam, als dessen Eltern nicht mehr für ihn sorgen konnten, und sie
als Brüder aufwuchsen und auch, wie Otto sich mit der Übernahme Polens immer
mehr wandelte, vom Bruder zum brutalen Gegner wurde. Seine Erzählungen sind
sehr eindringlich. Er schildert ungeschönt das Grauen der Judenverfolgung, wie
die Familie nach und nach auseinandergerissen und vernichtet wurde.
Besonders spannend gestaltet
der Autor bis zuletzt die Frage, ob Elliot wirklich Otto ist. Immerhin sind
inzwischen 70 Jahre vergangen und Ben hat ihn zunächst nur an der Stimme und
dann erst am Aussehen erkannt. Wie kann er sich so sicher sein? Und dann geht
es auch darum, nicht grundlos einen bisher untadeligen Ruf zu zerstören. „Was
bleibt von einem Menschen übrig, wenn nicht sein Ruf? Ich lasse nicht zu, dass
ein Irrer mein Vermächtnis zerstört.“ (S. 377)
Catherine setzt bei der Suche
nach der Wahrheit ihre Karriere aufs Spiel und muss sich darüber klar werden,
wie und wofür sie ihr Wissen und ihre Arbeitskraft in Zukunft einsetzen will.
Nicht ganz so glücklich war
ich mit den schnellen Wechseln zwischen den Zeitsträngen und den zum Teil recht
kurzen Kapiteln. Bei Cathrin und Liam hätte ich mir an einigen Stellen etwas
mehr Tiefe im Hinblick auf ihre Vergangenheit, Persönlichkeiten und Beweggründe
gewünscht. Sie waren mir zeitweise etwas blass.
Von diesen kleinen
Kritikpunkten abgesehen, kann ich das Buch sehr empfehlen. Spannend und mit
viel Einfühlungsvermögen arbeitet Ronald H. Balson ein wichtiges, dunkles
Kapitel unserer Geschichte auf und stellt die Schuldfrage. #gegendasvergessen
1 Kommentar:
Ein so spannendes Buch ,dass man eigentlich immer nur lesen muss um zu wissen ,wie es ausgeht .
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