ISBN : 9783746635088
Flexibler Einband : 400 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 16.08.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Zwischen Politik und endlich-Leben-wollen
Weimar 1918: Klara träumt
davon, wie vormals Herzogin Anna Amalia durch die Welt zu reisen, aber der
Krieg ist erst seit kurzem vorbei und die Friedensvertragsverhandlungen stehen
noch aus. „Das Wissen, dass es da draußen noch so viel mehr Welt gab, als nur das
kleine enge Weimar, hatte sie meistens trösten können.“ (S. 17)
Ihr Verlobter Fritz ist Arzt
in Berlin und hilft denen, die bei den Straßenkämpfen verletzt werden. Da er
nicht sobald in das kleinbürgerliche Weimar zurückkehren wird, überredet sie ihn,
sie mit nach Berlin zu nehmen. Dort erwartet sie im Haus seines Onkel ein
leeres Zimmer mit einer muffigen Matratze – aber eben auch die große weite Welt
und Frauen wie ihre neue Freundin Kiki, die ihr Leben selbst bestimmen. Als
erstes kürzt Klara ihre Röcke und Haare, dann stürzt sie sich ins rauschende
Nachleben und die Partys der goldenen 20er. Aber sie sieht auch täglich die
andere Seite der Medaille: Kriegsversehrte, halbverhungerte Kinder, eine
zerstörte Stadt.
Klaras große Chance kommt,
als ihr die Ex-Frau von Fritz’ Onkel eine Stelle bei ihrer Zeitung anbietet: „Eigenes
Geld, niemanden um Erlaubnis bitten müssen – vor allem keinen Mann! Mehr
Freiheit kann es nicht geben!“ (S. 210) Endlich kann Klara schreiben
und damit vielleicht sogar etwas bewegen, davon hat sie ebenfalls schon immer
geträumt. Durch ihre Arbeit wird sie sich bewusst, wie sehr sich Fritz und sie
verändert haben, wie gern sie unabhängig ist. Sie kann es sich nicht mehr vorstellen,
in Weimar die brave Arztgattin, Ehefrau und Mutter zu spielen. Er ist nicht
mehr der Richtige für sie, trotzdem geht sie nach der Niederschlagung des
Spartakusaufstandes mit ihm zurück. Als „Entschädigung“ versorgt er ihr Karten
für die Nationalversammlung, so kann sie die politischen Umwälzungen vor Ort
verfolgen.
Joan Weng schreibt in
„Amalientöchter“ über die wenigen Monate zwischen Kriegsende und dem Beginn der
Versailler Vertragsverhandlungen. Auf einmal scheint alles möglich zu sein, schließlich
dürfen Frauen endlich wählen.
Nach dem biederen,
kaisertreuen Weimar ist Berlin DAS große Abenteuer für Klara. Endlich ist sie
dort, wo Geschichte geschrieben wird und kann dabei mitwirken. Sie emanzipiert
sich und träumt von einem freien Leben z.B. als Reisejournalistin, will Frauen
helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Fritz, der bisher ähnlich dachte, ändert
nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands plötzlich seine Pläne. Er geht
zurück nach Weimar, übernimmt die Praxis seines Vaters und erwartet, dass sie
heiraten und schnell eine Familie gründen. Dass Klara längst über diese
kleinbürgerlichen Vorstellungen hinausgewachsen ist, bemerkt er nicht.
Die Autorin hat es geschafft,
ein sehr lebendiges und vielfältiges Bild der damaligen Ereignisse zu zeigen,
die neu erwachte Sehnsucht nach Leben und Vergnügen, aber auch die
schrecklichen Ereignisse der Umbruchzeit. Geschickt flicht sie historische
Persönlichkeiten wie Anita Berber, Otto Dix, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
in die Handlung ein. Leider ist ihr der Spagat zwischen politischem Geschehen
und Klaras (Liebes-)Geschichte nicht ganz gelungen, gerade die Episoden mit Max
kamen mir leider etwas zu kurz.
Fazit: Spannender Roman über
eine aufregende, gefährliche Zeit und die Emanzipation einer jungen Frau.
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