ISBN : 9783746636641
Flexibler Einband : 512 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 21.07.2020
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Das Modell
und die Fotografin
1942: Jessica May
ist Fotomodell in New York, ziert die Titelseiten der Vogue, schreibt aber auch
selbst Artikel und macht Fotos. Als ihr Freund ein Foto von ihr für die Werbung
von Damenhygiene verkauft, enden ihre Karriere und ihre Beziehung abrupt. Jessica
sieht das als Chance, sich endlich einen Namen als Kriegsfotojournalistin zu
machen und überredet ihre Chefin, sie für die Vogue nach Europa zu schicken. Ihre
Voraussetzungen für den Job, sind gut, da ihre Eltern Paläobotaniker und mit
ihr auf der ganzen Welt unterwegs waren. Sie braucht keinen Luxus zum Leben, spricht
fließend Französisch, Italienisch, etwas Deutsch. Zusammen mit anderen Journalistinnen
wird sie der Armee unterstellt und bekommt den Rang eines Captains, darf aber immer
nur dann arbeiten, wenn sie auch einen Marschbefehl bekommt. Also besteht ihre
Zeit in Europa lange nur aus Warten …
Natasha Lester erzählt
in ihrem neuen Buch „Die Bilder der Frauen“ von zu Unrecht vergessenen
Heldinnen des 2. Weltkrieges – weiblichen Journalistinnen. Von Frauen wie Lee
Miller (Jessicas historischem Vorbild) und Martha Gellhorn, der Ehefrau von Ernest
Hemingway, die genau wie ihre männlichen Kollegen oft an vorderster Front und
mitten im Kriegsgeschehen waren, aber trotzdem nicht ernst genommen, (sexuell)
belästigt und bei der Arbeit behindert wurden. Sie lässt den Leser an deren
Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung teilhaben. Ich fand es
erschreckend, dass selbst Ernest Hemingway seiner Frau den Beruf bzw. den Erfolg
nicht gegönnt hat. „Bist du Kriegskorrespondentin oder die Frau in meinem
Bett?“ (S. 95)
Der Krieg wird sehr
direkt, bewegend, aufwühlend und intensiv aus weiblicher Sicht beschrieben.
Jessica und Martha sollen eigentlich nur die weiblichen Army-Mitglieder wie z.B.
Krankenschwestern interviewen und fotografieren, finden ihre Inspirationen aber
überall, haben die Kamera stets griffbereit und berichten neben dem aktuellen Geschehen
auch von den kleinen Freuden oder Glückbringern der Soldaten, von geretteten Kindern,
die in Lazaretten aufgezogen werden. Und obwohl sie ihren Job wirklich gut
machen, berühmte Bilder schießen und Millionen Menschen erreichen, werden sie
nicht immer wieder respektlos behandelt und auf ihr Geschlecht reduziert. „Ich
dachte, sie sehen mich inzwischen als eine der Ihren. Aber inzwischen glaube
ich, dass wird nie passieren. Ich bin in erster Linie eine Frau, und alles
andere ist bestenfalls zweitrangig.“ (S. 224)
Natasha Lester
lässt das Grauen des Krieges lebendig werden, schreibt über die Befreiung der KZ’s
und wie die Soldaten nicht glauben konnten, was sie da sehen. Sie lässt Jessica
aber auch über die Vergewaltigungen der Französinnen durch die amerikanischen
Soldaten recherchieren und wie diese versucht, dem entgegenzuwirken.
Auch die zarte
Liebesgeschichte zwischen Jessica und Major Dan Hallworth hat sich harmonisch in
die Handlung eingefügt und mir gut gefallen.
Daneben gibt es
noch einen zweiten Handlungsstrang, der 2004 in Frankreich spielt. Arthandlerin
D‘Arcy soll für ihre Galerie die Fotos des berühmten „Photographer“ nach Sydney
holen. Niemand weiß, wer sich hinter dem Pseudonym versteckt, aber D‘Arcy kommt
dem Geheimnis bald auf die Spur und damit auch der Vergangenheit ihrer eigenen
Familie. Dieser Teil der Geschichte war ebenfalls sehr spannend und überraschend,
allerdings war mir die darin enthaltene Liebesgeschichte etwas zu flach und für
die Handlung nicht wirklich notwendig.
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