Sonntag, 18. April 2021

Der Held von Kastropyrgos

Ein Stück griechischer Geschichte


von M. Karagatsis

 
Verlag: Verlag der Griechenland Zeitung (Feb 2021)
Gebundene Ausgabe: 264 Seiten
ISBN: 9783990210390
Genre: Roman

 

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Vorab-Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung. 

 

Michalos Russis ist eigentlich ganz zufrieden mit seinem Leben. Als Gutsherr und Kotzambassis – ein oberster Verwalter – geht es ihm sowohl materiell als auch in allen anderen Belangen gut. Mit den türkischen Besatzern seiner Heimat hat er sich gut arrangiert.

Als die Griechen sich jedoch gegen die Türken erheben, muss Russis gezwungenermaßen sein bequemes Leben aufgeben und landet über einige Umwege an der vordersten Front. Dort wird er unfreiwillig zum Helden.

Nachdem mich „Das gelbe Dossier“ von M. Karagatsis bereits begeistert hat, habe ich ebenso gespannt zu „Held von Kastropyrgos“ gegriffen. Doch obwohl ich den Schreibstil von Beginn an wieder mochte, hatte ich Schwierigkeiten, mich in die Geschehnisse einzufinden. Ich habe das Buch zweimal nach jeweils etwa einem Drittel beiseitegelegt. Letzte Woche habe ich einen weiteren Versuch gestartet (ich breche Bücher nur selten und äußerst ungerne ab) und siehe da: in wenigen Tagen hatte ich es beendet und ich frage mich, wo vorher mein Problem mit dem Buch lag. Vielleicht habe ich es einfach für mich zum falschen Zeitpunkt begonnen. Jetzt bin ich also durch und froh, noch einmal zu dem Buch gegriffen zu haben. Es ist sicher keine einfache Lektüre und mir hätte es aller Wahrscheinlichkeit nach sehr geholfen, wenn ich mehr über die griechisch-türkische Geschichte gewusst hätte, doch auch wenn das Buch die Ereignisse aus dem Jahr 1821 aufgreift, geht es in erster Linie um Lügen, Verrat und Intrigen, um Liebe und auch um das Leben. Denn Michalos Russis hat die ganze Zeit über ein Ziel vor Augen: er will leben und in seine Heimat zurückkehren.

Michalos ist kein typischer Protagonist, mit dem man sich leicht identifizieren kann. Er ist manchmal schwer zu greifen und ein Paradebeispiel für jemanden, der immer schaut aus welcher Richtung der Wind gerade weht, um sich dann dementsprechend in die Richtung zu orientieren, die am erfolgversprechendsten oder gefahrlosesten erscheint. Zwar habe ich mit ihm mitgelitten und mitgefiebert, aber dieses Verhalten hat mich auch immer wieder aufgeregt, selbst wenn ich verstehen konnte, weshalb er es manches Mal getan hat.

„Er war nichts weiter, als ein guter, aber etwas schwacher Mensch." (S.13)

Darüber hinaus ist er gutmütig, gerecht, intelligent und er liebt seinen Reichtum und Wohlstand. Daher hält er eigentlich auch nicht viel von der Revolution. Wie er am eigenen Leib erfahren muss, bedeutet Revolution Not und Leid und er muss um alles bangen, was ihm lieb und teuer ist.

Die Geschichte dieses unfreiwilligen Helden ist - wie oben erwähnt – in reale, historische Ereignisse eingebettet, welche im Nachwort genauer beleuchtet werden und wo zudem einige Begrifflichkeiten erklärt werden.

Insgesamt ein interessantes Stück griechischer Literatur, das vielleicht etwas Durchhaltevermögen erfordert, aber ich kann nur sagen, für mich hat sich das Durchhalten definitiv gelohnt .

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