Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung
Die Schönheitskönigin
New York 1922: Esther Mentzer ist die Tochter jüdisch-ungarischer Einwanderer und träumt davon, am Broadway im Rampenlicht zu stehen. „Auch wenn der amerikanische Traum nur für die wenigsten Wirklichkeit wurde, so schienen alle fest daran zu glauben.“ (S. 125)
Ihr Onkel John, ein böhmischer Apotheker, stellt auch in Amerika in einem kleinen Gartenlabor (pflanzliche) Arzneimittel her. Er bringt der interessierten Esty, wie sie innerhalb der Familie gerufen wird, bei, wie man Cremes und Lotions herstellt. Für sie ist es zu Beginn nur ein spannendes Hobby, doch als sie ihren Freundinnen bei deren Hautproblemen in der Pubertät wirklich helfen kann, erwacht ihre Geschäftstüchtigkeit. In kleine Marmeladengläschen abgefüllt, verkauft sie ihre All Purpose Creme zuerst auf der Straße, später in Schönheitssalons, den Foyers großer Hotels und auf Partys privater Gastgeberinnen. Aber ihr Traum ist es, eigene Stände in den großen Kaufhäusern wie z.B. dem Saks, zu betreiben.
Beate Maly alias Laura Baldini erzählt in “Der Traum von Schönheit“ vom Aufstieg der „Schönheitskönigin“ Estée Lauder, einer visionären Vorreiterin ihrer Branche, die Pflegeprodukte und Kosmetik auch für einfache Frauen bezahlbar machte, als erste Unternehmerin Proben als Kaufanreiz verteilte und auf natürlichen und unbedenklichen Inhaltsstoffen bestand. „Jeder kann sehen, dass Ihre Produkte wirken. Sie sind das lebende Beispiel. Der Inbegriff von Schönheit. … Außerdem sind Ihre Cremes erschwinglich und nicht so schrecklich überteuert. Es ist doch furchtbar ungerecht, dass nur reiche Frauen sich Schönheit leisten können“ (S. 8)
Estée hat mir imponiert. Sie ist eine willens- und durchsetzungsstarke Frau, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Die Vorwürfe hochnäsiger reicher Kundinnen und überheblicher einflussreicher Männer, die sie nicht ernstnehmen, lächelt sie einfach weg und geht unbeirrbar ihren Weg. Ich fand es faszinierend, dass sie wirklich überall ihre Produkte dabeihatte (und auch verkaufte, selbst im Fahrstuhl) und immer wieder ihren Namen sagte, damit man sich an sie erinnerte. Auch die Vorführung und den Verkauf meisterte sie lange allein.
Genau so modern und visionär wie im Geschäftsleben, sind sie und ihr Mann auch im Privaten. Er kümmert sich um den Haushalt und den gemeinsamen Sohn, um ihr den Rücken freizuhalten – und findet das völlig normal. „Du bist ehrgeizig. Deine Firma bedeutet dir alles. Sie ist dein Leben.“ (S. 239) Doch die Anfeindungen ihrer Freunde und Bekannten, die in der Sorge gipfelt, das Kind könne bleibende Schäden nehmen, nur weil der Vater es windelt, lassen Estée irgendwann nicht mehr kalt. Passt ihr Mann überhaupt noch zu ihr oder bremst er sie nur in ihren Expansionsplänen? Ihre Ehe steht auf der Kippe …
Laura Baldini schreibt extrem fesselnd und anschaulich. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr habe ich mit Estée um ihren Aufstieg und ihre Ehe gefiebert. Mir hat sehr gut gefallen, dass sie Estée nicht eindimensional angelegt hat, sondern ihre Zerrissenheit sehr glaubhaft schildert, den unbedingten Willen zum Erfolg, für den sie auch ihre Ehe aufs Spiel setzt, und die Liebe zu ihrem Mann. Und obwohl die Geschichte über 2 Zeitebenen erzählt wurde, erfuhr man nicht zu früh, wie es letztendlich ausgeht.
Obwohl ich selber kaum Kosmetik und nur selten Gesichtscremes benutze, fand ich das Thema Schönheitsprodukte und deren Entwicklung, Herstellung und Zusammensetzung sehr interessant. Beeindruckt hat mich auch Estée Lauders Philosophie „Wer sich Zeit für sich selbst nimmt, der mag sich. Und wenn eine Frau sich mag, dann strahlt sie eine Schönheit aus, die von innen kommt.“ (S. 174)
5 Sterne und meine Leseempfehlung für diese beeindruckende Romanbiographie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen