Samstag, 3. September 2022

Ana Pawlik im Interview



Liebe Ana, mit Deinem Debütroman „In den Klauen der Macht“ hast Du es direkt auf die Shortlist für den Homer Literaturpreis geschafft. Damit gehörst Du zu den zwölf Finalisten, denen die Möglichkeit offensteht, bester historischer Roman des Jahres 2022 zu werden. Was war Dein erster Gedanke, als Du erfahren hast, dass Dein Werk für den Homer Literaturpreis nominiert ist und was bedeutet Dir dieser Preis? 

Ich war gerade im Zug auf dem Weg zur abgesagten Leipziger Buchmesse, als ich die Info bekommen habe, dass mein Buch nominiert ist. Ich konnte das gar nicht glauben. Aber schon kurz danach habe ich die Info auf Facebook gepostet. Ein paar Minuten danach hat mich eine kleine Panikwelle überrollt, weil ich mir gedacht habe: Was ist, wenn ich gar nicht nominiert bin, sondern mir das nur eingebildet habe, weil ich mir das so gewünscht habe, und mir mein Kopf nun einen Streich spielt? Ich habe mir die Liste der Nominierten mit klopfendem Herzen dann sofort nochmal angeschaut und zur Sicherheit meinen Mann gefragt, ob da wirklich mein Buch dabei ist. Aber ja, es war dabei. Und das finde ich noch immer unglaublich. Ich freu mich riesig, dass mein Buch so gut bewertet wurde.

Oberhalb der Stadt Steyr (im Roman „Styra“)


Mich hat Dein Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich fühlte mich in die damalige Zeit hineinversetzt. Du beschreibst in imposanten Bildern und hältst den Spannungsbogen. Deine Charaktere fühlen sich echt an. Wie schaffst Du es, Dinge und Personen aus einer ganz anderen Zeit lebensnah zu inszenieren? 

Das freut mich, dass mein Roman dich so mitgerissen hat. Mir war es beim Schreiben immer wichtig, dass die Leserinnen und Leser mit allen Sinnen beim Lesen dabei sein können, dass sie möglichst alles so sehen, riechen, fühlen und hören können, wie die Personen aus meinem Buch. Viele Protagonisten aus meinem Roman sind echten Personen, denen ich im wahren Leben begegnet bin, sehr ähnlich. Beim Schreiben habe ich oft an diese echten Personen gedacht und mich gefragt, wie sie wohl in dieser oder jener Situation reagieren würden. Vielleicht fühlen sie sich deswegen für dich echt an. 


Auf der Burg Losenstein


Wie recherchierst Du? 

Eine Freundin von mir ist Mittelalter-Historikerin, spezialisiert auf die Gegend der östlichen Alpen. Von ihr habe ich sehr viele Literatur-Tipps bekommen. Und natürlich war auch das Internet sehr hilfreich. Außerdem habe ich einige Originalschauplätze aufgesucht und mehrere Museen zum Thema besucht.

Recherche in der Hängematte

                                   

Kommen wir zum Schauplatz Deines Romans „In den Klauen der Macht“, der in Oberösterreich liegt. Von der einstigen Burg Losenstein ist nur noch eine Ruine übriggeblieben. Wie bist Du auf die Idee gekommen, die Geschichte der Herren von Losenstein zu ergründen und wie lange hat es gedauert, Deine Geschichte niederzuschreiben. Was fasziniert Dich an diesem Ort besonders? 

Ich wollte, dass meine Geschichte in einer Gegend spielt, zu der ich einen Bezug habe. Da das oberösterreichische Ennstal seit mehr als elf Jahren meine Wahlheimat ist und ich oft an der Losensteiner Burg vorbeifahre, bot sich dieser Schauplatz an. Mich fasziniert der Standort der Burg: der markante Felsen, im Tal der Fluss und dahinter die sich auftürmenden Berge. Noch heute liegt jenseits des Flusses die Wildnis, nicht mehr ganz so nah dran am Ufer, wie in meinem Roman, und auch nicht mehr ganz so ursprünglich; doch, wenn man ein Stück südlicher fährt, wandert oder radelt, dann gelangt man zum UNESCO ausgezeichneten Nationalpark Kalkalpen. 

Wie lange ich an der Geschichte geschrieben habe ist nicht so ganz leicht zu beantworten. Ursprünglich wollte ich einen etwa 1000-seitigen Wälzer schreiben. Im Genre „Historischer Roman“ gibt es ja öfters solch lange Bücher. Und ich habe mir gedacht: Das mache ich auch. Nach rund drei Jahren war die Geschichte zwar noch nicht ganz fertig, aber ich hatte etwa 1100 Seiten beisammen. Zu dieser Zeit hatte ich dann schon angefangen mich nach einem Verlag umzuschauen. Eine Literaturagentur meinte schließlich, dass ihnen die Leseprobe und die Story gut gefällt. Aber bei 1100 Seiten sei es für einen Debütroman schlicht unmöglich einen Verlag zu finden. Ich solle das Werk in mehrere Bände aufteilen, maximal 500 Seiten für den ersten Band und eine in sich abgeschlossene Geschichte. Also kam nochmal ein halbes Jahr Arbeitszeit dazu, um das Buch umzuschreiben. 



Kommen Dir Deine Figuren beim Schreiben nah? Fühlst und leidest Du mit ihnen oder hast Du als Autorin den nötigen Abstand? 

Sie kommen mir auf jeden Fall sehr nah. Ich leide mit ihnen, zittere mit ihnen und freue mich mit ihnen, wenn sich in deren Leben etwas Schönes ereignet. Aber genau das ist ja auch das Tolle am Schreiben: Wenn man selber in der Geschichte versinken und sich vollkommen in die Figuren hineindenken kann.

Foto: Christian Zickbauer 
                                             

„In den Klauen der Macht“ ist der erste Band einer Romanreihe. Wie viele Bände wird es geben und wann erscheint Band 2? 

Es sind 3 Bände geplant. Der zweite Band erscheint voraussichtlich diesen November.

Ich bin gespannt, wie es mit Ännlin, Claus, Arnulf, Dietmar und Euphemia weitergeht. Liebe Ana, zum Abschluss unseres Interviews möchte ich Dich bitten, Deinen Roman in 3 Worten zu beschreiben.  

Spannend, sinnlich, mittelalterlich.

Foto: Christian Zickbauer 



Wer mehr über Ana und ihren Roman erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, an an der Minilesung am 03.09.2022 um 15 Uhr teilzunehmen. 



 






                                                         

 

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