Sonntag, 9. Oktober 2022

München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden

 

Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 25.07.2022

Herausgeber: Blanvalet Verlag 

Buchlänge: 320 Seiten 

ISBN: 9783764508081

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Wir schreiben das Jahr 1972. Die Bundesrepublik Deutschland präsentiert sich anlässlich der Olympischen Spiele in München als weltoffener, demokratischer Staat. Es sollen „heitere Spiele“ werden. Die Stimmung ist ausgelassen, bis am 5. September eine Gruppe palästinensischer Terroristen in das Olympische Dorf einfällt und elf israelische Sportler in Geiselhaft nimmt. 

50 Jahre später wird dieses Attentat zu einer Romanidee. 

Petra Mattfeldt erzählt die Geschichte rund um die Olympischen Spiele 1972 aus der Perspektive von fünf Personen. 

Eine von ihnen ist die Bogenschützin Angelika Nowak, die für die DDR bei den Spielen antreten will. Sie freundet sich im Olympischen Dorf mit dem israelischen Ringer Roman Gagarin an, was jedoch von Angelikas Trainerstab nicht gern gesehen wird. Der Journalist  Robert Goldmann, der Polizist Manfred Hoffmann und einer der Attentäter, Djamal Rahman, komplettieren das Figuren-Ensemble und schildern ihre Sicht auf die Ereignisse. 

Es ist interessant, in die Gefühls- und Gedankenwelt der handelnden Personen einzutauchen, deren Sorgen und Ängste, aber auch ihre Wünsche und Träume kennenzulernen. 

Die Geschichte wird lebendig und mitreißend erzählt. 

Petra Mattfeldt verbindet Faktenwissen mit fiktiven Elementen. Ihre Charaktere sind realen Personen nachempfunden. Sie fängt die Stimmung damals in München ein, zeigt aber auch die Blauäugigkeit der Behörden und die damit verbundenen Missstände auf. Kaum zu glauben, aber wahr. Ich muss gestehen, dass mir die Thematik rund um das Attentat bisher unbekannt war. Der Roman inspiriert mich zur weiteren Recherche im Netz. 

Reden wir kurz über die Magie des Buchtitels.

„München 72“ suggeriert dem Leser, dass das Attentat im Fokus des Romans steht. Der Titel ist zweifelsohne ein Kaufmagnet, weckt allerdings Erwartungen. 

Und hier fürchte ich, dass einige Leser enttäuscht sein könnten, denn es gibt einen zweiten Handlungsstrang, dem die Autorin viel Raum gibt, sozusagen eine Geschichte in der Geschichte. Es geht um Angelika Nowak, von der als DDR-Athletin staatskonformes Verhalten erwartet wird. Der Einfluss der Trainer, die sie permanent bespitzeln, wird ebenso thematisiert wie Angelikas Elternhaus und ihre Fluchtpläne. Das liest sich zwar spannend, aber dadurch kommt die eigentliche Thematik aus meiner Sicht zu kurz, in die ich gerne tiefer eingestiegen wäre.


Alles in allem ist „München 72“ lesenswert - kurzweilig, spannend und informativ. 



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