Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Das Leben
geht doch weiter, oder?
„Ich habe auf einen Mann gewartet, dem ich nie begegnet war und der nie ankam.“ (S. 385) Alles hat mit einem Zahlendreher angefangen. Statt seines zukünftigen Arbeitgebers hatte Davey aus Texas Hannah in London am Telefon. Ein paar Wochen lang schreiben, telefonieren und videochatten sie. Mit jedem Gespräch kommen sie sich näher, freuen sich immer mehr aufeinander und sind dabei, sich ineinander zu verlieben. „Mit einem Mann, dem ich nie begegnet bin, Luftschlösser zu bauen und große Pläne zu schmieden ist bestimmt ein bisschen albern, und dennoch denke ich unentwegt darüber nach.“ (S. 90) Und dann steht sie am Flughafen, um ihn abzuholen, doch er sitzt nicht im Flieger und sein Telefon ist ausgeschaltet.
„The Man I Never Met” hat mich echt überrascht. Was als leichte, zauberhafte Liebesgeschichte beginnt, geht bald so viel tiefer.
Bei ihren bisherigen Beziehungen hat Hannah und Davey immer irgendwas gefehlt. Aber jetzt passt es. Ohne, dass sie sich je gegenübergestanden oder gar in den Arm genommen haben, schmieden sie Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Doch die endet abrupt, bevor sie beginnen kann. Davey zieht sich komplett zurück und verbittet sich jeden weiteren Kontakt. Hannah soll ihr Leben ohne ihn planen. Aber wie kann sie sich einem neuen Mann öffnen, wenn sie immer nur an Davey denkt?!
Hannah geht oft den Weg des geringsten Widerstandes und gibt nach, lässt anderen ihren Willen, weil sie harmoniebedürftig ist. Dadurch nimmt sie aber auch hin, dass sie sich demjenigen unterordnet und die Führung über ihr Leben überlässt – sei es ihr Chef oder Partner. Darum respektiert sie auch Daveys Wunsch, sich nicht mehr bei ihm zu melden, aber vergessen kann sie ihn nicht.
Mir gefällt, dass Hannah nicht in einer Blase lebt. Das Leben geht weiter, auch wenn ihr großer Traum gerade den Bach runtergeht. Ihre beste Freundin lebt in einer tollen Beziehung und ihre 70jährige Nachbarin findet noch mal die große Liebe.
Elle Cook schildert ihre Protagonisten und deren Erlebnisse sehr warmherzig und humorvoll. Hannahs Nachbarin ist herrlich schräg und man freut sich mit ihr über ihren Neubeginn.
Mir gefällt das Buch auch deshalb so gut, weil ich mich und meinen Mann in Hannah und Davey wiedererkannt habe. Unsere Beziehung hat ganz ähnlich angefangen, aus einem lockeren Telefonat wurden stundenlange Anrufe. Außerdem war ich in fast der gleichen Situation wie Davey und wollte eigentlich niemanden an mich binden, weil ich nicht wusste, wie es mit mir weitergehen würde. (Ich bleibe hier so kryptisch, um den Grund von Daveys Abtauchens nicht zu verraten.)
Ich konnte mich beim Lesen also in beide Seiten hineinversetzen, Hannahs Unverständnis für den Kontaktabbruch und Daveys falsch verstandene Rücksichtnahme. Mir hat gefallen, dass Elle Cook zwischendurch immer mal die Perspektive gewechselt hat und Davey die Situation aus seiner Sicht schildern konnte. Und ich mochte die Leichtigkeit, mit der sie sich seinem schweren Thema genähert hat, ohne irgendwas zu beschönigen. Man merkt den Stellen an, dass sie da aus eigener Erfahrung schreibt.
5 Sterne für diese zauberhafte vielleicht-Liebesgeschichte mit einem berührenden Hintergrund, die endet, bevor sie richtig beginnen kann …
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen