Samstag, 22. April 2023

Die Kinder von Beauvallon - Patnos Buchbesprechung


Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 12.03.2023

Herausgeber: Diana Verlag

Buchlänge: 464 Seiten 

ISBN: 9783453361171 

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Über die Autorin

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„Ein Dorf in der französischen Drôme namens Dieulefit versteckt während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg unzählige Flüchtlinge, darunter auch jüdische Kinder aus Südbaden. Es gleicht einem Wunder, dass alle überlebt haben…“ (Zitat aus dem Roman) 


Wir schreiben das Jahr 1965. Agnes ist Moderatorin bei einem Freiburger Radiosender. Als sie die Information bekommt, dass jüdische Kinder aus Südbaden den Krieg überlebt haben, werden Erinnerungen an den Oktober 1940 werden wach. 


„…Ohne zu zögern, nahm Lily das Kinderfoto aus ihrer Manteltasche und riss es in der Mitte, wo die beiden Freundinnen Hand in Hand posierten, in zwei Teile. Sie streckte ihren Arm aus dem Lastwagen, soweit es ging, das Papier zwischen den Fingerspitzen haltend.“ (Zitat aus dem Roman)

„Wir werden es wieder zusammenkleben, das verspreche ich dir, Lily Blum. Ich warte hier auf dich! Ich warte so lange, bis du wieder da bist.“ (Zitat aus dem Roman) 


Mehr als 20 Jahre sind seither vergangen. Agnes fragt sich, ob Lily den Krieg überlebt hat? Sie begibt sich auf eine aufwühlende Recherchereise nach Frankreich. In der Schule Beauvallon trifft Agnes auf Madame Defour, die ihr bestätigt, dass Lily damals in ihrer Obhut war. Agnes trifft weitere Zeitzeugen, aber Lily bleibt verschwunden. 

Wird es Agnes trotzdem gelingen, ihre Freundin ausfindig zu machen und das Foto von damals wieder zusammenzufügen? 


Der Einstieg in die Geschichte ist nervenaufreibend und katapultiert mich direkt ins Geschehen. 

Bettina Storks schreibt lebendig und mitreißend. Als Grundlage ihres Romans dient eine wahre Begebenheit. Das befeuert mein Leseinteresse. Ausserdem bindet die Autorin reale Figuren in ihre fiktive Story ein, wie z.B. Klaus Barbie, Chef der Gestapo in Lyon, auch als Schlächter von Lyon bekannt. Das ist animiert zur weiteren Recherche im Netz. 

Die Kinderfreundschaft zwischen Agnes und Lily imponiert mir. Obwohl sich ihre Wege trennen, bleiben sie im Herzen miteinander verbunden. 25 Jahre später sind die beiden geprägt von ihren Erlebnissen. Diesen Part der Geschichte arbeitet Bettina Stork exzellent aus. Da ist zunächst auf beiden Seiten Zurückhaltung und Distanz. Zu viele Fragen, zu viel Drama, zu viele verletzte Gefühle. Aber eine echte Freundschaft kommt auch mit hohen Hürden klar. 

Im Kern der Geschichte stehen die Ereignisse in der kleinen französischen Gemeinde während der deutschen Besatzung. Dieser Teil berührt mich tief. Einmal mehr frage ich mich, wie Menschen zu solchen grausamen Verbrechen fähig waren. 

In einem weiteren, spannend inszenierten Handlungsstrang kommen zwei interessante Charaktere ins Geschehen - Antoine und Jolie. Sie stehen für den Widerstand und gleichzeitig sorgen sie im Roman für einige Rätsel. Gerade die Rolle von Antoine bleibt bis zum Schluss undurchsichtig. Gebannt fliege ich durch die Seiten. Trotz der großen Handlungsdichte gelingt es der Autorin vortrefflich, die Stimmung sowohl der 1940er, als auch der 1960er Jahre einzufangen, indem sie gesellschaftliche und politische Fakten nebenbei einfließen lässt. Klasse gemacht! 

In jeder Zeile spürt man das Herzblut, mit der diese Story geschrieben ist. 


Ein fesselnder und berührender Roman gegen das Vergessen, der zu meinen Lese-Highlights 2023 zählt. 

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