Sonntag, 15. Oktober 2023

Picassos Friseur

 


Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 22.03.2023

Herausgeber: Diogenes Verlag 

Buchlänge: 274 Seiten

ISBN: 9783257072402

Genre: Biografien von Künstlern /Erinnerungen

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Vor einigen Jahren habe ich das Buch „Und trotzdem ein Picasso“ gelesen. Seine Enkelin Marina Picasso lässt hier kein gutes Haar an ihrem Großvater. Ihr Blick auf den spanischen Maler schien mir damals stark geprägt von verletzten Gefühlen. 

Als ich nun das Buch „Picassos Friseur“ im Programm des Diogenes Verlags entdeckte, war meine Neugier geweckt. 

Allein die Tatsache, dass Picasso eine so engen Kontakt zu seinem Friseur Eugenio Arias pflegte, lässt den großen Künstler für mich in einem anderen Licht erscheinen. 

Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die sich nach dem Kennenlernen 1947 zwischen Picasso und seinem Friseur entwickelt. Sie sind beide Spanier und leben fern der Heimat im französischen Exil. Vor allem aber verbindet sie ihre Überzeugung für den Kommunismus. Sie begeistern sich für den Stierkampf und besuchen gemeinsam die Arena. 

Ich lerne eine neue Seite des weltberühmten Künstlers kennen, erlebe ihn als aufmerksamen Freund und großzügigen Menschen. Die beiden begegneten sich auf Augenhöhe. Man spürt beim Lesen, wie viel Spaß Picasso und Arias miteinander hatten. Sie neckten sich gern, vertrauten einander und waren immer füreinander da. 

Nur beim Thema „Frauen“ waren ihre Ansichten grundverschieden. Während der bodenständige Arias mit seiner Frau Simona ein gute Ehe führte, ist Picasso kein Kostverächter und unterhielt zahlreiche Beziehungen. Erst in hohem Alter gelang es Jacqueline Roque ihn zu zähmen. 

Viele Menschen suchten Picassos Nähe und prallten ab.

Ich denke, dass er vor allem die Loyalität und Direktheit seines Freundes Arias zu schätzen wusste. Dieser war verschwiegen und hat nie versucht, sich einen Vorteil aus der Freundschaft zu dem großen Künstler zu verschaffen. 

Nach Picassos Tod stiftete Eugenio Arias der Gemeinde Buitrago del Lozoya ein Picasso-Museum. Diesem stellte er alle Werke, u.a. Lithografien, Zeichnungen, Plakate und Keramiken zur Verfügung, die ihm Picasso im Laufe der langjährigen Freundschaft geschenkt hatte. 

„Wie glücklich wäre Picasso gewesen, wenn er seine Kunstwerke im Herzen Spaniens hätte sehen können...“ (Zitat aus dem Buch) 


Die beiden Autorinnen gewähren interessante Einblicke in die Lebenswege der beiden Männer. Sie haben es geschafft, Eugenio Arias Vertrauen zu gewinnen, hatte er sich doch bisher dagegen gewehrt,  seine Erinnerungen aufschreiben zu lassen. Er macht das Buch zu etwas Einzigartigem und ist daher für mich der heimliche Star der Geschichte. 

Es macht Spaß, diese Lektüre zu lesen. Zwischen Picasso und Arias herrscht eine Unbeschwertheit, die ansteckend ist und mich durch die Seiten fliegen lässt. Ich nehme neue und interessante Fakten aus dem Leben des berühmten Künstlers mit. Ausserdem gelingt es dem Autoren-Duo, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen. Besonders aufschlussreich sind für mich die historischen und politischen Hintergründe, die gekonnt in die Story einarbeitet sind. 

Wer gern biografische Romane liest, sollte sich die Geschichte der beeindruckenden Freundschaft zwischen Picasso und seinem Friseur nicht entgehen lassen. 

Übrigens, bei dem Buch vom Diogenes Verlag handelt es sich um eine erweiterte Neuauflage zum 50. Todestag von Pablo Picasso am 08.04.2023. 

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