„Es ist schrecklich, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Der Schmerz ist immer derselbe, egal, wie es passiert und wer die Schuld daran trägt.“ (S. 321) Vor sieben Jahren ist Toms Mutter gestorben, seitdem flüchtet sich sein Vater in den Alkohol und überlässt ihn sich selbst, wenn er nicht gerade wieder mit ihm streitet. Um sich die Wochenenden zu verkürzen und seinen Vater so wenig wie möglich zu sehen, geht Tom samstags in die örtliche Bibliothek. Das erinnert ihn an die früheren gemeinsamen Besuche mit seiner Mutter Er leiht sich Liebesromane aus, die ihr gefallen würden. Und obwohl es eigentlich nicht geplant war, liest er sie auch und findet er schnell Gefallen daran, denn er lernt aus ihnen, wie man sich Mädchen nähert.
„Ihr Kleinbauernhof war ihre Insel der Ablenkung in einem Meer von Langeweile.“ (S. 43) Auch Maggie kommt jeden Samstag in die Bibliothek, um am örtlichen Buchclub teilzunehmen. Die 72jährige betreibt seit dem Tod ihres Mannes vor 10 Jahren allein eine kleine Farm, züchtet Schafe und Hühner. Als sie eines Abends nach den Buchclub überfallen wird, kommt ihr Tom zu Hilfe. Die beiden freunden sich an und als es Tom zu Hause nicht mehr aushält, flüchtet er sich zu ihr.
Tom ist in der Schule ein Außenseiter und wird gemobbt, hat kein Selbstbewusstsein und mogelt sich so durch den Alltag. Erst als ihm sein Vater eröffnet, dass er nach dem Sommer in der gleichen Fabrik wie er arbeiten soll, wird Tom klar, dass er mehr will, sein Abitur machen und studieren.
Bei Maggie wird ihm klar, wie verfahren sein Leben bei seinem Vater ist, ohne jemanden, der sich für ihn interessiert, ihm einen geregelten Alltag und gesunde Mahlzeiten bietet. Außerdem findet er das Leben auf der Farm mit den ganzen Tieren und im Einklang mit der Natur spannend. Maggie wird zu der Großmutter, die er nie hatte.
„Bücher boten stets eine geheime Tür, durch die man in andere Welten flüchten konnte, wofür sie in ihrem Leben häufig dankbar gewesen war. Auch für die Bücherei war sie dankbar. Sie hatte oft einen sicheren, ruhigen Ort gebraucht, an denen sie fliehen konnte, und die Bücherei hatte sie nie enttäuscht.“ (S. 22)
Maggie war früher ein Blumenkind und hatte eine sehr bewegte Jugend, jetzt lebt sie schon lange allein. Der Buchclub und die Bibliothek sind fast ihre einzigen Kontakte zu anderen. Als sie sieht, dass Tom Hilfe braucht, handelt sie ohne nachzudenken und gibt ihm ein Zuhause. Und als sie erfahren, dass die Bibliothek geschlossen werden soll, schweißt der Kampf dagegen sie noch mehr zusammen.
Ich muss zugeben, dass ich mir von dem Buch ausgehend vom Klappentext etwas anderes erwartet hatte. Ich war nicht auf Toms trost- und liebloses Leben bei seinem Vater vorbereitet, der sich so überhaupt nicht für seinen Sohn interessiert. Maggie wird da schnell zum Lichtblick und Rettungsanker, eine etwas exzentrische alte Dame, die Quad fährt und Yoga macht. Die Liebe zu Büchern bringt sie zusammen, aber der erwähnte Kampf um den Erhalt der Bibliothek kam mir persönlich viel zu kurz und nur am Rand vor.
Trotzdem ist „So was wie Freunde“ von Bella Osborne eine sehr berührende Geschichte, die zeigt, wie Freundschaft und Mitgefühl ein Leben ändern können und dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern.
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