Montag, 5. Februar 2024

Sturmmädchen






Nach Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ habe ich der Veröffentlichung des neuen Romans von Lilly Bernstein entgegengefiebert. „Sturmmädchen“ ist am 01.02.2024 bei Ullstein erschienen. 


Schon auf den ersten Seiten fängt mich die Autorin mit ihrem lebendigen Schreibstil und der atmosphärischen Stimmung ein. Gedanklich geht es in die Eifel. Wir schreiben das Jahr 1933, als die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe einen schönen Frühsommertag im Perlenbachtal verbringen. Sie träumen von einer sonnigen Zukunft. Doch als eine Gruppe Jugendlicher in Hitler-Uniform aufkreuzt, bekommen die Mädchen einen ersten Eindruck von dem Hass und Gewaltbereitschaft der neuen Machthaber. Während sich Käthe vom Nationalsozialismus angezogen fühlt, beginnt für die Jüdin Margot eine Zeit des Schreckens. Man verbringt ihre Familie in ein Judenhaus. Während Elli mit allen Mitteln versucht, Margot zu unterstützen und sich dabei selbst in höchste Gefahr begibt, distanziert sich Käthe immer weiter von den beiden.  Dabei hatten sie sich einst geschworen: „Einer für alle, alle für einen.“ Die Freundschaft der drei jungen Frauen wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Wird sie am Ende stark genug sein? 


Neben ihrer fesselnden Art zu schreiben, beeindruckt Lilly Bernstein mit ihren Charakterdarstellern. Im meinem Kopfkino bin ich dicht bei ihnen. Das Schicksal von Margots Familie berührt tief und lässt mich durch die Seiten fliegen, getragen von der Hoffnung, dass sie dem Gräuel entkommen möge. Käthe hingegen einzuschätzen fällt schwer. Zwischen den Zeilen spürt man, dass ihr die Freundschaft zu Margot und Elli etwas bedeutet. Andererseits scheint sie in der neuen Rolle gefangen zu sein. 

Am meisten beeindruckt Elli, die alle aufgrund ihrer Gehbehinderung das Hinkemädchen nennen. Geht nicht, gibt es für sie nicht! Obwohl die Gefahr allgegenwärtig ist, zögert sie keine Sekunde, ihr zu trotzen. Damit wird sie zum Sturmmädchen, der Buchtitel ist Programm. 

Lilly Bernstein gelingt es, die Spannung durchweg auf einem hohen Level zu halten. Sie baut geschickte Wendungen ein, die es mir erschweren, Lesepausen einzulegen. 

Nach der Lektüre fällt es schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Die Geschichte klingt nach. Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie bedroht scheint, stehen Bücher wie dieses als Mahnmal gegen das Vergessen. Doch der Roman ist auch eine Ode an die Freundschaft. 


Meine Empfehlung: Lesen!!! 









 

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