Donnerstag, 14. März 2024

Hallo Du Schöne - Buddy Read - der zweite Leseabschnitt von Seite 167 bis 338

 

 

Wie ihr bereits mitbekommen habt, liest Patno mit Ingrid von buchsichten zusammen den neuen Roman von Ann Napolitano „Hallo Du Schöne“, der gerade bei DuMont erschienen ist. Im zweiten Leseabschnitt kommen einige Turbulenzen und interessante Wendungen auf uns zu…



Liebe Patno,


das Verhalten von William im zweiten Leseabschnitt fand ich verstörend, konnte die von ihm gezogenen Konsequenzen aber auch nachvollziehen, obwohl ich sie nicht gutheiße. In seinem Leben hat er zunächst wenig Liebe erfahren und sich mehrfach als Versager erlebt. Glücklicherweise hat der dennoch Freunde, die ohne Wenn und Aber an seiner Seite stehen. 

 


Liebe Ingrid, 

 

mir ging es ähnlich. Von Anfang an wirkte William auf mich emotionslos, was allerdings bei diesen Eltern durchaus nachvollziehbar ist. Erst war mir unbegreiflich, dass er so einen radikalen Bruch mit Frau und Kind vollzieht. Später wird klar, dass William Angst hatte, den Menschen weh zu tun. Ich finde es klasse, wie sich sein Freund Kent und das Basketball-Team um ihn kümmern. 

 

Endlich erfuhr ich auch, ob sich das bewegende Gefühl, dass sich zwischen William und Sylvie zeigte und von beiden zunächst als unerwünscht zur Seite geschoben wurde, weiter entwickeln konnte. Sylvie weiß, wenn sie ihrem Empfinden folgt, wird sie Julia weh tun. Wie hättest du dich an Sylvies Stelle entschieden? Ich finde es schwierig, aus der heutigen Sicht zu entscheiden, welchen Weg man in den 1980ern genommen hätte. Mit dem jetzigen Wissen hätte ich wie Sylvie entschieden.

 

Ich glaube, ich hätte tatsächlich wie Sylvie entschieden. Die beiden Schwestern waren sich zwar immer sehr nah, aber Julia hatte William bereits abgeschrieben. Sie ist so klar und strukturiert, wirkt aber auf mich sehr kühl und distanziert. Sie muss alles im Griff haben und durchplanen. Mit Sylvie konnte ich eher sympathisieren. Sie ist nicht so aalglatt und eben nicht perfekt. Auch sie wird von düsteren Gedanken heimgesucht, und ich glaube, sie versteht Williams Handlungen und kann besser damit umgehen. 

 

Über mehr als einhundert Seiten hinweg behandelt die Geschichte einen Zeitraum von nur etwa fünf Monaten, der aus drei Perspektiven geschildert wird. Zwangsläufig kommt es dazu, dass gewisse Situationen dann aus den verschiedenen Sichten geschildert werden. Was denkst du: hätte es gereicht, wenn nur ein(e) Protagonist(in) die wichtigsten Ereignisse erzählt hätte?

 

Ich denke auch, dass dieser Teil der Geschichte den Lesefluss etwas verlangsamt. Hier hätte ich es mir etwas komprimierter gewünscht. Durch diese verschiedenen Sichtweisen wiederholen sich ein paar Dinge. Mir persönlich hätte auch ein(e) Protagonist(in) gereicht, um die wichtigsten Details zu erfahren. Es ist dieser typische amerikanische Schreibstil, detailverliebt und ausschweifend. Trotzdem bewegt mich das Gelesene und ich bin gespannt, wie es im dritten Teil weitergeht. 

Wie empfindest Du das Verhalten der Zwillinge? Sie stehen schon zwischen den Fronten, aber ich finde es toll, wie sie sich verhalten. 

 

Die Zwillinge sind als Figuren sehr unterschiedlich. Gut ist es, wenn in einer Familie Konflikte vorliegen und dann mindestens ein oder eine andere(r) sich nicht einfach nur zurückzieht und sagt: „Sollen die doch ihre Differenzen untereinander ausmachen“, sondern sich Gedanken macht und zu einer Lösung beiträgt. So, wie die Zwillinge es halten, denke ich, ist es das richtige Maß zwischen Abstand und Einmischen, aber hin und wieder kann vermutlich nur die Zeit zu einer Entspannung der Gesamtsituation beitragen. Leider sind die Fronten manchmal arg verhärtet und ich frage mich, wie sich das Verhältnis der Schwestern im Roman zueinander weiterentwickeln wird.

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