Dienstag, 21. Mai 2024

Lückenleben

 von Katrin Seyfert

  • Herausgeber ‏ : ‎ Deutsche Verlags-Anstalt; 2. Edition (17. April 2024)
  • Genre : Sachbuch/Ratgeber
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3421070265

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Dieses Buch wurde mir kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Fünf Jahre hat Katrin Seyfert ihren Mann durch seine Alzheimer-Erkrankung begleitet. Als er die Diagnose bekam, war er gerade mal Anfang 50, Arzt und Vater von fünf Kindern. Auf einmal gibt es tausend Dinge zu organisieren, um die man sich vorher keine Gedanken machen musste. Und am Ende die Beerdigung! Schonungslos offen und brutal ehrlich erzählt sie davon, wie es ist, wenn der Partner immer mehr vergisst, einfachste Dinge nicht mehr beim Namen benannt werden können und man von der Ehefrau zur Pflegerin mutiert. Wie geht man damit um, wenn der Mann schon zu Lebzeiten eine Lücke hinterlässt und dann irgendwann ganz weg ist?

Dieses Buch ist nicht immer einfach zu verkraften und ich finde es toll, dass Katrin Seyfert die Alzheimer-Erkrankung ihres Mannes zum Thema macht und offen und ehrlich erzählt, wie sie und ihre Familie es erlebt haben, sei es das davor, wie auch das danach.

Man erfährt, wie sie es erfahren haben, ihr Mann es zuerst verleugnet hat und erlebt die Erkrankung mit, von den Anfängen bis zum bitteren Ende. Es wird der geistige Verfall beschrieben, was passiert, wenn der eigene Mann, der humorvoll war, sich gewählt ausdrücken konnte, auf einmal die einfachsten Worte nicht mehr weiß, eine Windel braucht, wegläuft und dann den Weg nach Hause nicht mehr findet? Wie erklärt man den Kindern, was mit Papa passiert? Was tut man, wenn die Eltern ihres Mannes leugnen, dass er Alzheimer hat? Wann ist der Moment gekommen, wo es nicht mehr zu schaffen ist? Darf man den eigenen Mann in ein Heim geben? Wie viel Geld braucht man, um einem Alzheimer Patienten die nötige Pflege zu schenken? Und wie geht man nach dem Tod des eigenen Mannes weiter seinen Weg?

So viele Fragen, so viele Antworten, so viele Gedanken, die einem durch den Kopf gehen und immer wieder bewundert man diese Familie. Was sie geleistet haben, wie sie mit der Situation umgegangen sind und wie sie das Lachen und Leben nicht verloren haben, war bewundernswert.

Sie beschreibt alles sehr offen, oft konnte ich mich mit ihr identifizieren, konnte die Verzweiflung spüren, den unbändigen Willen, es so gut als möglich zu machen, doch gab es auch Momente, in denen ich nicht ganz mit ihr mitgehen konnte, aber das muss ich auch nicht, da ich es nicht selbst miterlebt habe.
Der Ideenreichtum, den sie teilweise bei Ämtern oder Ärzten aufbringen musste, um alles irgendwie zu managen, um mehr Möglichkeiten zu haben, finanzielle Probleme zu umschiffen oder einen Pflegedienst zu bekommen, waren gut beschrieben.
Ich fand es toll, dass sie wohl das Glück hatten, dass ihnen fast alle Freunde treu geblieben sind und sie bei ihrem Weg begleitet haben, jeder auf seine Art und Weise. Auch die Kinder haben einen großen Beitrag beigetragen, jeder hat seinen Vater auf eine ganz eigene Art begleitet und auch nach dem Tod ist jeder anders damit umgegangen. Doch waren sie ihrer Mutter eine große Stütze.

Der Schreibstil ist nicht zu unterschätzen, da viele Abstecher zu Wissenschaftlern, Philosophen oder medizinischen Fachbegriffen beinhaltet sind. Das Buch ist nicht mal nebenbei weg zu lesen, aber trotzdem noch im Rahmen und durch ihre emotionale Geschichte einfach lesenswert.

Es fließen viele persönliche Emotionen ein, Trauer und deren Bewältigung spielen eine große Rolle und es kann Menschen mit ähnlichen Erkrankungen helfen, indem sie merken, dass man nicht alleine ist und man sich wiederfindet.

Jeder geht mit einer solchen Erkrankung und der Trauer anders um, doch erdet einen solch ein Buch immer wieder. Man genießt sein Leben wieder. Solche Geschichten sind emotionsgeladen und nicht immer einfach zu lesen, aber wertvoll, da sie einem zeigen, wie wichtig es ist, jeden Tag zu genießen.   

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