Tag ein Tag im Hamsterrad des Alltags gefangen. Die Kinder sind aus dem Haus. Jeder Tag scheint wie der andere. Was wäre, wenn ihr im Alter von 60 Jahren noch einmal das Ruder rumreißen könntet? Eure Träume verwirklichen, auch wenn dies die Trennung vom Partner bedeutet. Carla Berling beschreibt in ihrem neuen Buch ein solches Szenario.
Hasi: Sag mal, Du bist ja nun auch schon ein paar Jährchen verheiratet und noch länger mit Deinem Mann zusammen. Könntest Du Dir vorstellen, am 40. Hochzeitstag / 60. Geburtstag vor versammelter Familie und allen Freunden zu verkünden, dass ihr ab jetzt jeder seins macht? Und wenn ja, was wäre das dann? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen, aber wenn ich mir so Theas und Ronnys Freunde angucke, kann ich es irgendwie auch verstehen.
Patno: Oh Hasi, das ist eine schwierige Frage. Auf der Zielgerade noch einmal wenden. Das Leben noch einmal herausfordern, klingt auf jeden Fall spannend, erfordert aber auch eine große Portion Mut und Energie. Schau Dir den Freundeskreis von Thea und Ronny an. Da ist doch bei ganz vielen Paaren mit den Jahren der Wurm drin. Ich glaube, es ist wichtig, sich selbst in der Partnerschaft nicht zu vergessen. Schau uns an. Wir gönnen uns zweimal im Jahr eine Auszeit und fahren zur Buchmesse. Wie lieben und leben unser Hobby. Ich glaube, das ist wichtig. Wenn man sich zu sehr dem Partner unterordnet und nie den Ausgang aus dem Hamsterrad findet, ist irgendwann der Punkt da, an dem man ausbrechen möchte. Die Frage ist halt nur, ob man genug Mumm dazu hat. Die Romane von Carla Berling haben neben der amüsanten Komponente immer viele ernste Untertöne, über die ich nachdenken muss. Das mag ich besonders.
Hasi: Das sehe ich auch so, man sollte als Paar schon gemeinsame Ziele im Leben haben, muss aber nicht jedes Hobby teilen und sich gegenseitig dafür genügend Freiraum lassen. Am meisten hat mich bei Theas und Ronnys Freunden irritiert, wie die sich angelogen und Sachen verheimlicht haben - ich hoffe ja, dass unsere Männer nicht so sind.
Hast Du eigentlich einen (sarkastischen) Lieblingsspruch aus dem Buch? Bei mir ist das:
„Wenn einer
stirbt, muss der andere nicht noch mal umziehen!“ (S. 39) - weil meine Mama immer zu meinem Papa sagt: "Wenn einer von uns stirbt, ziehe ich nach Sylt."
Patno: Das Buch punktet mit vielen witzigen Sprüche, aber ich habe tatsächlich auch einen Lieblingsspruch, der kommt sogar mehrfach im Buch vor : „Ich gehe Zähne putzen, soll ich Deine gleich mitnehmen?“ Aber sag mal, wie fandest Du die Töchter von Thea und Ronny? Die haben es sich aber auch leicht gemacht, oder? Sag mal, hast Du eigentlich auch so einen Traum, wo Du für eine gewisse Zeit leben möchtest?
Hasi: Stimmt, der war echt zum Brüllen 🤣.
Ich fand ihre Töchter extrem selbstsüchtig - klar, Mutti macht ja auch alles. Fahrdienst, Kinderbetreuung und mal schnell noch ein Grillbuffet, weil Töchterchen so gestresst von ihrem Leben ist. Dabei geht Thea auch arbeiten und hat das große Haus inkl. Garten. Und dann tun sie so, als könnten sie sich nicht von ihrem Elternhaus trennen, obwohl sie vor 20 Jahren ausgezogen sind - *ommmm*.
Einen Traum, wo ich eine gewisse Zeit leben möchte, habe ich nicht. Wenn mein Mann mal in Rente ist (oder im Lotto gewinnt) und wir uns das leisten können, würden wir gern an die Ostsee ziehen, oder wenigstens an die Müritz. Wobei, wenn Du so fragst, wenn es nur eine längere Auszeit wäre, würden wir wahrscheinlich mit dem Wohnmobil Frankreich erkunden.
Und ihr? Zieht es Euch nach Italien?
Patno: Während des Lesens habe ich überlegt, wie meine Kinder wohl reagiert hätten. Und ich glaube, ihre Reaktion wäre ähnlich gewesen. Denke, das ist eine normale Reaktion. Man möchte sich doch die Momente der Kindheit bewahren. Ich kann mich an eine Szene erinnern, als meine Eltern mein Kinderzimmer plötzlich umgestaltet haben, nachdem ich zum Studium gegangen bin. Da war ich damals ziemlich sauer und habe rebelliert. Und ja, wir lieben Italien und schauen uns jedes Jahr im Urlaub am Gardasee die Wohnungsangebote an. Aber ich würde gerne einmal eine Fahrradreise unternehmen wie Heppi. Die fand ich übrigens echt cool. Mit ihr hätte wohl auch jede Menge Spaß. Mochtest Du sie auch?
Hasi: Na klar, Heppy ist ein echtes Original und es gibt sicher nicht viele Menschen, die sie nicht mögen. Und sie war so herrlich umkompliziert und nett. Wenn es dann eine Fahrradtour sein muss, dann mit ihr. Wobei ich Fahrradreisen überbewertet finde, meine Eltern machen die ja regelmäßig und da passiert fast immer was. Dann schon lieber zu Fuß den Jakobsweg, davon habe ich früher immer geträumt ...
Patno: Siehst Du Hasi, so langsam kommen doch unsere Wünsche und Träume zum Vorschein. Carla Berling hat unsere grauen Zellen in Wallung gebracht. Und sie hat uns wie immer bestens unterhalten. Bin gespannt, mit welcher Geschichte sie als nächstes um die Ecke kommt.
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