Die perfekte Mutter

Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 01.07.2024

Herausgeber: Droemer Taschenbuch 

Buchlänge: 416 Seiten 

ISBN: 9783426309506

Genre: Thriller / Spannungsroman 

#werbung 

Der Buchtitel ist Programm. Nach „Eine perfekte Ehe“ und „Freunde. Für immer“ wählt Kimberly McCreight erneut einen Titel, der polarisiert. Mein Kopfkino startet, bevor ich die erste Seite gelesen habe. Die perfekte Mutter gibt es nicht. Jede Mutter hat ihre Bedürfnisse und macht Fehler. 

Da mich die beiden vorangegangenen Thriller gefesselt haben, tauche ich gespannt und erwartungsvoll in die Geschichte ein.

Gedanklich geht es nach New Jersey, in die Universitätsstadt Ridgedale, in der Molly Sanderson seit kurzem mit ihrem Mann Justin und ihrer Tochter Ella lebt. Molly versucht, nach dem traumatischen Verlust ihres Kindes ins Leben zurückzufinden und beginnt als freie Journalistin für eine Tageszeitung zu arbeiten. 

Als man die Leiche eines Babys findet, wird ausgerechnet Molly auf den Fall angesetzt. Trotz der Einwände ihres Ehemanns stürzt sie sich in die Berichterstattung. Sie will sich selbst beweisen, dass sie ihr eigenes Trauma inzwischen verarbeitet hat. Dabei deckt Molly dunkle Geheimnisse auf, die letztendlich auch ihre eigene Familie ins Wanken bringen. 

Die Autorin bleibt ihrem Stil treu. Das gefällt mir. Wechselseitig lässt sie ihre Frauenfiguren - Molly, Sandy, Barbara und Jenna - die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern. Von Seite zu Seite werden mir die Charaktere vertrauter. Sie zeigen ihre Ecken und Kanten und wirken authentisch in ihren Handlungen. Es ist beeindruckend, mit wie viel Feingefühl und Liebe zum Detail die Akteure ausgearbeitet sind. Darin liegt meines Erachtens auch die Stärke vom McCreight‘s Geschichten. 

Wieder kommt es mir beim Lesen vor, als hätte man mich in einem Labyrinth ausgesetzt. Es dauert eine Weile, in das Geschehen hineinzufinden. Wie passen die Puzzleteile ineinander? Zu wem gehört das tote Baby? Alles scheint verworren. 

Interessante Wendungen sorgen für Richtungswechsel. Mich beschleicht während des Lesens eine Vermutung und überrascht mich am Ende die Auflösung des Falls. Nachdenklich und tief bewegt bleibe ich zurück. 

Es ist ein Thriller der leisen Töne, der den Leser in ein Wechselbad der Gefühle stürzt. Mitreißend und gesellschaftskritisch! 

Wer das besondere Leseerlebnis sucht und gern in die Abgründe der menschlichen Seele blickt, kommt hier auf seine Kosten. Eingefleischte Fans dieses Genres könnten enttäuscht sein, weil ihnen der große „Thrill“ fehlt. Eine Einordnung als Spannungsroman würde hier meines Erachtens besser passen. Lesenswert!