von Hannah Pick-Goslar
- Herausgeber : Penguin Verlag (18. Oktober 2023)
- Gebundene Ausgabe : 384 Seiten
- Genre : Sachbuch/Biografie
- ISBN-13 : 978-3328603009
Dieses Buch wurde mir kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
In
der Schule war Geschichte für mich eines der Fächer, die ich überhaupt nicht
leiden konnte. Inzwischen hat es sich in Teilen geändert und ich möchte
verstehen, was passiert ist.
Die Anne Frank Bücher kennt wohl fast jeder, denn sie waren in meiner Schulzeit
eine Pflichtlektüre, nun erfährt man von einer ihrer besten Freundinnen eine
andere Seite.
Die beiden lernten sich in Amsterdam kennen und gingen zusammen zur Schule,
verbrachten ihre Freizeit zusammen und auch ihre Familien waren befreundet. Doch
dann kam die Besatzung durch die Deutschen und es gab immer mehr Verbote. Wo
die Juden zu Beginn nicht in bestimmte Geschäfte durften, kam dann das Radio-
oder Kinoverbot, um sie am Ende fast nur noch in ihren Wohnungen zu halten, da
die Kinder nicht mehr in die Schule durften und es strenge Ausgangsverbote gab.
Alles war zu ertragen, solange man sich hatte, die Familie zusammen war und die
Freunde in nächster Nähe lebten, doch immer mehr Juden verschwanden, bis auch
irgendwann Anne mit ihren Eltern in die Schweiz gegangen sein soll. Jeder der
Anne Franks Geschichte gelesen hat, weiß, dass das nicht der Fall war.
Mit den Deportationen geht es immer weiter, die Schlinge zieht sich auch für
Hannahs Familie immer mehr zu und irgendwann müssen auch sie abreisen und der
schlimme Teil ihrer Jugend beginnt.
Wenn man dieses Buch liest, spürt man die Schwere, die Angst und die Fragen im
Kopf, wo die Reise hingeht, ob man überlebt oder wann der Krieg zu Ende geht?
Die Frage, die sich Hannah Pick-Goslar sich bestimmt am meisten gestellt hat,
war, was die Juden gemacht haben, dass sie so verfolgt werden.
Durch das Verbot Medien der damaligen Zeiten zu nutzen, war man auf das Hören
sagen angewiesen und die Deportierten waren der Meinung, dass sie in
Arbeitslager gehen müssen. Die Frage, warum dort kleine Kinder, Behinderte oder
alte Menschen hingebracht wurden, hat man von sich geschoben. Die Nachrichten,
dass in Auschwitz Menschen in Gaskammern zum Sterben geschickt wurden, hat
Hannah erst in Bergen-Belsen erfahren und das war für mich sehr erschreckend.
Man durchlebt die Ängste, die immer wieder im Kopf sind, wann man Pech hat und
abgeholt wird. Auch die Deportationen von Hannah und ihrer Familie erlebt man
hautnah mit und die Aufenthalte in den Lagern, die Trauer über den Tod ihrer
Familienmitglieder und letztendlich die Befreiung und ihr Leben danach wurden
detailliert beschrieben.
Das Buch ist keine leichte Kost, man fühlt mit, wie es sein muss, wenn man
solche Ängste ausstehen muss, immer weniger darf, immer mehr zusammengedrängt
wird. Wenn dann noch gute Freunde verschwinden und man immer bangt, wen es als
nächstes erwischt oder ob man es selbst ist, macht die Sache nicht einfacher.
Auch die Zustände in den Lagern waren erbärmlich, schrecklich und kaum
vorstellbar. Den Hunger und Durst, die Krankheiten und die Zustände, die dort
herrschen möchte man nie erfahren und es ist schön zu lesen, wie sich trotz der
schweren Zeit ein Leben aufgebaut hat. Sie ist kurz vor Beendigung des Buchs im
Alter von 93 Jahren 2022 verstorben, doch war es ihr sehr wichtig ihre Geschichte
aufzuschreiben.
Für mich ein bewegendes, aber auch super interessantes
Buch, das einen guten Einblick in die Ereignisse der damaligen Zeit gibt und
einen demütig macht, was für ein schönes Leben man hat. Eine starke junge Frau,
die alles für ihre Familie und besonders für ihre kleine Schwester gegeben hat
und sich wie ein Phönix aus der Asche erhoben hat. Unbedingte Leseempfehlung!
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