Dienstag, 10. Juni 2025

Buddyread zu „Die Akte Schneeweiß“ - das Ende

 
Hasi: Puh, das war ein Ende, Patno. Hast Du die Zusammenhänge und Ereignisse so erwartet? Ich hatte zwar eine Befürchtung, aber die ist noch übertroffen worden. Was mich außerdem wieder geschockt hat, wie rückständig es in Deutschland in den 70ern noch war. Die Ehemänner bzw. Väter entschieden einfach über ihre Frauen und Töchter, so nach dem Motto: So lange du deine Füße unter meinen Tisch steckst. Da waren die Töchter, wenn sie endlich volljährig waren, ja noch besser dran als ihre Mütter. Und wenn sie ihre Freiheit nicht wieder aufgeben wollten, konnten sie nur unverheiratet bleiben. Krass.  

Patno: Die letzten 150 Seiten habe ich inhaliert. Was für ein Showdown. Einige Zusammenhänge habe ich vermutet. Mit dieser Auflösung, den Großvater betreffend, habe ich im Leben nicht gerechnet. Ich habe lange darüber nachgedacht. Mit diesem Teil der Handlung habe ich etwas gehadert.  Seine Intension kann ich nachvollziehen, aber was die Qualifikation betrifft, hatte ich da so meine Zweifel. Wie beurteilst du das Handeln des Großvaters?
Ich war weniger schockiert, dass die Ehemänner damals in der BRD die Entscheidungen für ihre Frauen getroffen haben. Davon habe ich schon oft in Büchern gelesen. Wir sind ja beide Kinder des Ostens und im Hinblick auf die Gleichberechtigung war die DDR damals fortschrittlicher. 
 
Hasi: Vielleicht irritert es mich darum, weil wir es im Osten anders gewöhnt waren. Wobei mein Vater den Spruch mit den Schuhen unterm Tisch auch gebracht hat und ich dann ganz schnell ausgezogen bin ...
Beim Großvater geht es mir wie Dir, ich hadere mit seiner Befähigung bzw. damit, dass er sich das quasi selber durch Zuschauen und ein paar schriftliche Anleitungen beigebracht haben soll. 
Apropos Gleichberechtigung. Wie fandest Du eigentlich Heidis Entwicklung? Mich hat echt überrascht, dass das "Modepüppchen" gar nicht so weltfremd war und relativ jung eine eigene Boutique eröffnet hat, auch wenn sie sich ihre Geschäftspartner vielleicht etwas besser hätte ansehen sollen. 

Patno: Ach den Spruch mit den Füßen unter dem Tisch hat mein Vater auch gern von sich gegeben. Ja, Heidi das Modepüppchen passt. Es war sicher mutig von ihr, einen eigenen Laden zu eröffnen, aber ich fand sie alles in allem doch ziemlich blauäugig. Ich bin mit ihr als Figur nicht so richtig warm geworden. Katjas Art hat mir besser gefallen, auch wenn sie stilistisch eher die graue Maus war. 

Fazit: 

Wir haben die 400 Seiten in Rekordzeit gelesen. Ein wunderbar flüssig geschriebener, spannend erzählter und unterhaltsamer Roman, der zum Nachdenken anregt und lange im Gedächtnis bleibt. 
 

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