Samstag, 12. Dezember 2015

Blut und Seide






  • Taschenbuch: 832 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (2. November 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426517175
  • ISBN-13: 978-3426517178






Nichts für Zartbesaitete

Klappentext:
Die Kauzenburg bei Bad Kreuznach um 1260: Simon wächst als Ziehsohn des Grafen Johann von Sponheim auf, sehr zum Missfallen von dessen jüngerem Bruder Heinrich, der um Johanns Gunst und damit um sein Erbe fürchtet. Die Situation eskaliert, als Simon sich in Heinrichs Verlobte verliebt, die seine Gefühle erwidert. Diesmal kann ihm auch Johann nicht helfen, denn er hat die Verlobung seines Bruders selbst arrangiert. Erst viele Jahre später wird Simon die Chance erhalten, erneut um sein Glück zu kämpfen, als sich die Brüder Johann und Heinrich als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich habe die ersten Abschnitte regelrecht verschlungen. Es ist schon fast ein Krimi, die Spannung schier unerträglich. Leider änderte sich das nach der Hälfte des Romans. Ich verlor die Übersicht, wer zu Seite gehört und hatte ich das Gefühl, nur noch durch Blut zu waten. Es wurde mir echt zu heftig. Mit der sehr plastischen Beschreibung, wie die Dörfler immer wieder überfallen, hingerichtet, vergewaltigt etc. werden, konnte ich mich nicht anfreunden. Klar war das Mittelalter nicht „Friede Freude Eierkuchen“, aber nach dem sehr schönen und trotzdem spannenden ersten Teil des Buches muss ich mich regelrecht zwingen, durchzuhalten ... Vielleicht bin ich diesbezüglich aber auch nur zu sensibel.

Dafür haben mir die Personen sehr gut gefallen, weil sie sich im Roman wirklich weiter entwickelt haben.
Simon ist ein Ritter mit Idealen. Er hält sich an die Regeln und frönt der Minne, hilft den Armen und Schwachen. Doch als er mit der harten rauen Wirklichkeit der Ränkespiele und Schlachten konfrontiert wird, zerbricht er regelrecht, stürzt ab und findet nur schwer wieder zu seiner alten Form zurück.
Sein Kontrahent Heinrich ist das komplette Gegenteil: brutal, hinterhältig, grausam, verlogen und nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Eigentlich ist er als Ritter völlig ungeeignet und nur von seiner Wut beherrscht. Ich finde es aber gut, wenn es auch einen Protagonisten zum Hassen gibt, wobei ich ihm schon einen langsamen qualvollen Tod gewünscht habe.
Christina ist ein für damalige Verhältnisse, „verwöhntes Frauenzimmer“. Sie durfte Lesen und Schreiben lernen und kann sich Männern nur schwer unterordnen. Es fällt ihr schwer, sich zwischen ihrer Erziehung – schließlich wurde sie Heinrich schon im Kindesalter anverlobt – und ihrer Liebe zu Christian entscheiden. Letzten Endes hält sie sich an die herrschenden Konventionen und heiratet Heinrich. Doch sie lehnt aber immer wieder gegen ihn auf, versucht, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, deswegen „erzieht“ er sie sich auf seine Weise (mit unglaublicher Brutalität). Christina tat mir extrem leid, ich habe richtig mit ihr mitgelitten!
Auch die restlichen Figuren sind alle sehr realistisch und lebensecht beschrieben, es macht Spaß, ihre Schicksale zu verfolgen.
Mein heimlicher Star aber ist Michel, ein ehemaliger Metzgerbursch, auf dessen historisch belegtem Schicksal der Roman beruht. Er ist ein hervorragender Kämpfer und Simons Freund. Sein Schutzengel, der seine Bedürfnisse immer hintenan stellt und auf sein persönliches Glück verzichtet. Für mich ist er der Held dieses Buches. Immer im Hintergrund, aber sofort bereit, sein Leben für andere zu riskieren.

Wie schon geschrieben, finde ich das Buch aufgrund der vorkommenden Gewalt sehr schwierig, die Geschichte an sich aber gut recherchiert und spannend erzählt.

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