Donnerstag, 10. Dezember 2015

Ein Nesbo - Blood on Snow - Let´s read in English!



 Blood on Snow
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.04.2015

Aktuelle Ausgabe : 02.04.2015
Verlag : Harvill Secker
ISBN: 9781846559921
Flexibler Einband 224 Seiten
Sprache: Englisch


 Thriller mit sympathischem Killer!


Recht schlank und kompakt kommt dieser im Frühjahr 2015 erschienene Thriller von Jo Nesbo daher, den ich auf Englisch lesen durfte. Dieser etwas andere Thriller von Jo Nesbo ist für mich auch eher eine Charakterstudie eines Auftragkillers aus der Innenperspektive.

Der Protagonist und Ich-Erzähler, der Auftragskiller Olav Johansen, steht mit seinen Darstellung teilweise im krassen Widerspruch zur Handlung, wobei Nesbo sehr bewusst mit dem Widerspruch spielt. Die gewählte Sprache ist über weite Strecken regelrecht poetisch, was streckenweise ebenfalls in einem gewissen Gegensatz zum Erzählten steht.

Olav ist in seiner Selbstwahrnehmung ein Antiheld, ein regelrechter Looser: Dyslektisch ist er mit devoter Mutter und gewalttätigem, größtenteils absentem Vater groß geworden. Nach und nach gewinnt man aber den Eindruck, dass wir es hier mit einem durchaus intelligenten und gefühlvollen Menschen zu tun haben, der zum einen einen Zulassungsbescheid von einer Universität hatte und sehr belesen ist und zum anderen äußerst einfühlsam und sensibel erscheint. Dann wiederum sehen wir den Berufskiller, der seine Aufträge ohne mit der Wimper zu zucken eiskalt ausführt.

Das beängstigende, so habe ich es zumindest empfunden, ist, dass der Leser den eiskalten Killer sympathisch findet und regelrecht mit ihm empfindet und leidet. Die Morde werden als zwangsläufig dargestellt.

Hierbei spielt natürlich die Erzählperspektive des Ich-Erzählers, der eine subjektive, einseitige Darstellung und somit eine gewisse Unzuverlässigkeit oder gar – man weiß es nicht - Manipulation hineinbringt, eine entscheidende Rolle. Man wird den Eindruck nicht los, dass Olav sich von Kindesbeinen aus der Realität flüchtet und sich selbst nicht so wahrnimmt wie er ist. Auf der einen Seite scheint er von unberechtigten Minderwertigkeitskomplexen übermannt, auf der anderen baut er eine Mauer um sich, um die Gewalt in seinem Leben in eine Art fiktive Welt zu verdrängen.

Die anderen Figuren im Roman sind eher archetypisch, der brutale Vater, die unterjochte Mutter, die lieblich, unschuldig daherkommende, verführerische Sirene, der alles beherrschende Ganove und sein Konterpart im Revier sowie die etwas unscheinbare, aufrechte, wirklich Liebenswerte.

Fazit:
Zwar kommt dieser etwas andere Nesbo stellenweise ein wenig kitschig und stereotyp daher, doch ich fühlte mich gut unterhalten und war fasziniert von diesem widersprüchlichen Charakter und der Sympathie die er ausstrahlte.

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