Erscheinungsdatum Erstausgabe
:
02.04.2015
Aktuelle Ausgabe : 02.04.2015
Verlag : Harvill Secker
ISBN: 9781846559921
Flexibler Einband 224 Seiten
Sprache: Englisch
Thriller mit sympathischem Killer!
Recht
schlank und kompakt kommt dieser im Frühjahr 2015 erschienene Thriller von Jo
Nesbo daher, den ich auf Englisch lesen durfte. Dieser etwas andere Thriller
von Jo Nesbo ist für mich auch eher eine Charakterstudie eines Auftragkillers
aus der Innenperspektive.
Der
Protagonist und Ich-Erzähler, der Auftragskiller Olav Johansen, steht mit
seinen Darstellung teilweise im krassen Widerspruch zur Handlung, wobei Nesbo sehr
bewusst mit dem Widerspruch spielt. Die gewählte Sprache ist über weite
Strecken regelrecht poetisch, was streckenweise ebenfalls in einem gewissen
Gegensatz zum Erzählten steht.
Olav
ist in seiner Selbstwahrnehmung ein Antiheld, ein regelrechter Looser: Dyslektisch
ist er mit devoter Mutter und gewalttätigem, größtenteils absentem Vater groß
geworden. Nach und nach gewinnt man aber den Eindruck, dass wir es hier mit
einem durchaus intelligenten und gefühlvollen Menschen zu tun haben, der zum
einen einen Zulassungsbescheid von einer Universität hatte und sehr belesen ist
und zum anderen äußerst einfühlsam und sensibel erscheint. Dann wiederum sehen
wir den Berufskiller, der seine Aufträge ohne mit der Wimper zu zucken eiskalt
ausführt.
Das
beängstigende, so habe ich es zumindest empfunden, ist, dass der Leser den
eiskalten Killer sympathisch findet und regelrecht mit ihm empfindet und
leidet. Die Morde werden als zwangsläufig dargestellt.
Hierbei
spielt natürlich die Erzählperspektive des Ich-Erzählers, der eine subjektive,
einseitige Darstellung und somit eine gewisse Unzuverlässigkeit oder gar – man
weiß es nicht - Manipulation hineinbringt, eine entscheidende Rolle. Man wird
den Eindruck nicht los, dass Olav sich von Kindesbeinen aus der Realität
flüchtet und sich selbst nicht so wahrnimmt wie er ist. Auf der einen Seite
scheint er von unberechtigten Minderwertigkeitskomplexen übermannt, auf der
anderen baut er eine Mauer um sich, um die Gewalt in seinem Leben in eine Art
fiktive Welt zu verdrängen.
Die
anderen Figuren im Roman sind eher archetypisch, der brutale Vater, die
unterjochte Mutter, die lieblich, unschuldig daherkommende, verführerische
Sirene, der alles beherrschende Ganove und sein Konterpart im Revier sowie die
etwas unscheinbare, aufrechte, wirklich Liebenswerte.
Fazit:
Zwar kommt dieser etwas andere Nesbo stellenweise ein wenig kitschig und
stereotyp daher, doch ich fühlte mich gut unterhalten und war fasziniert von
diesem widersprüchlichen Charakter und der Sympathie die er ausstrahlte.
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