Rausgerissen aus dem Alltag und zur Tatenlosigkeit verdammt
Autor:
Heike Abidi
Taschenbuch: 254 Seiten
Verlag: Amazon Publishing
Erschienen am: 8. Dezember 2015
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-1503954526
Dieser „Hausfrauen-Roman“ von Heike Abidi ist Chick-Lit vom
Feinsten – nicht nur für alle stressgeplagten Mütter!
Marlene, kurz Lene, ist Mitte 30, glücklich mit Phil, einem
gutaussehenden und erfolgreichen Bauunternehmer verheiratet. Neben der Haushaltsführung
im großen Haus, der intensiven Pflege des Gartens, der Betreuung der drei verwöhnten
Kinder sowie des inkontinenten Hundes, kümmert sie sich klaglos auch noch um
die verhasste Buchhaltung der Firma ihres Mannes – natürlich ohne Gehalt und
Position.
Die immer aktive, treu-fürsorgliche Marlene ist von jetzt auf
gleich zur Tatenlosigkeit verbannt. Hat sie doch eigentlich nur kurzfristig das
von ihrer erfolgreichen und kinderlosen Freundin Jennifer – mehr oder weniger
gegen ihren Willen - geplante Wellness-Wochenende abgesagt, was diese recht
gelassen hinnimmt, da sie annimmt, dass Lene stark erkältet ist und sich extrem
schnell mit der Absage abfindet. Doch Lene ist gar nicht krank. Sie hat nur
schlichtweg ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Familie. Doch kaum hat sie
abgesagt, stellt sie fest, dass sie plötzlich unsichtbar ist.
Die Familie wähnt sie im Wellness Wochenende und ist recht
verärgert, dass Lene sie nun mit dem Haushalt im Stich gelassen hat. Doch als
Lene auch nach dem vermeintlichen Wellness Wochenende nicht wiederkehrt, gehen
ihre „Lieben“ davon aus, dass sie ihre nicht ernst gemeinte Drohung, zur
Meditation ins Kloster zu gehen, in die Tat umgesetzt hat.
Im Haushalt läuft natürlich alles drunter und drüber … Für
die Buchhaltung stellt Phil kurzerhand die attraktive Blondine Jennifer ein und
für den Haushalt und die Kinderbetreuung kommt Oma Ella ins Haus …
All dem muss Lene tatenlos und stellenweise schier ohnmächtig
zusehen und nach und nach wächst in der sonst so friedfertigen Lene eine
unbekannte Wut …
Sehr scharf sind die Charakterzeichnungen. Die Ich-Erzählerin
Lene ist anfangs an gutmütiger Selbstlosigkeit, die schon in eine sklavenhafte
Haltung übergeht, nicht zu übertreffen, ihr mangelndes Selbstwertgefühl
unübersehbar. Ihr Ehemann Phil, der erfolgreiche und gutaussehende Unternehmer,
sticht mit Ignoranz und nicht wertschätzendem sowie beinahe patriarchischem Verhalten
hervor. Die 16-jährige Teenagerin Emily ist manipulativ und verwöhnt, ihr Bruder
Daniel ein 12-jähriger Hochbegabter und der 5-jährige Nachzügler Noah ein
betreuungsintensives Kindergartenkind – vom inkontinenten Hund ganz zu schweigen.
Dann kommt auch noch die unausstehliche Schwiegermutter, Oma Ella, die
keinerlei Hehl daraus macht, dass sie Lene für eine schlechte Wahl hält und
kein gutes Haar an ihr lässt. Hinzu gesellt sich die schnell drohende Gefahr in
Gestalt des vordergründig lieblichen und patenten, aber tatsächlich blonden,
hinterhältigen und manipulativen Giftes namens Patricia. Interessant ist auch
die sogenannte „Freundin“ Jennifer, die sich weder während noch nach dem Wochenende
nach dem Wohlbefinden Lenes erkundigt und erst durch Lenes Mann Phil Wochen
später von deren Verschwinden erfährt. Doch unerwartet gibt es Außenimpulse von
zwei Nebendarstellern, der Boutique-Besitzerin Bianca und dem früher so
unattraktive Mitschüler und Tanzpartner Oliver, der sich extrem gemausert hat.
Was uns dieser Roman lehrt, ist, dass auch Wut eine positive
Energie entwickeln kann und ein wenig Egoismus und weniger Service positive
Entwicklungsschübe bei Ehemännern, Kindern und Teenagern auslösen können.
Fazit:
Unterhaltsame und lehrreiche Chick-Lit, die witzig, aber logisch
verpackt in eine fantasievolle „Unsichtbarkeitsgeschichte“ gebettet wurde.
Nette, leicht und schnell lesbare Lektüre – nicht nur für Frauen ;o).
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