Autor: Clarissa Linden
Format: Taschenbuch
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen am: 02.02.2015
Umfang: 480 Seiten
ISBN:
978-3-426-51605-8
Preis:
9,99 €
Diese Geschichte geht zu Herzen, bewegt und macht
nachdenklich. Ich musste den Inhalt des Buches erst einmal sacken lassen, um
mit dieser Rezension zu beginnen; denn es handelt sich hier um eines der
wenigen Bücher, die einen sofort ergreifen, die man förmlich inhaliert, von
denen man enttäuscht ist, dass sie zu ende gehen, weil man ewig weiterlesen
möchte, die schließlich nachhallen und deren Tiefgang sich erst einmal setzen
muss.
Auf zwei Zeitebenen erzählt Clarissa Linden - im Hier und Jetzt sowie in
der Vergangenheit zur Zeit der Machtergreifung Adolf Hiltlers – ihren Roman,
wobei sie behutsam die beiden Ebenen so entwickelt, dass sie sich förmlich
ineinander verweben.
Ende des 20. Jahrhunderts in Amerika steht Erin, eine Frau Anfang 40, deren Ehe
gescheitert ist und deren Sohn in Europa studiert, nun - wie sie meint - vor
den Trümmern ihres Lebens. Durch einen Zufall findet sie auf dem Dachboden
ihrer Eltern einen Brief und ein altes Flugticket. Zwei Hinweise, die sie sehr
nachdenklich machen, aber eher zögerlich veranlassen, sich auf die Spurensuche
nach der Vergangenheit ihres verstorbenen und zu Lebzeiten eher unnahbaren
Großvaters zu begeben, um dem Menschen, der eventuell hinter der kühlen Fassade
steckte, näher zu kommen.
In der zweiten Zeitebene blicken wir ins Jahr 1933 in
Deutschland. Hier erfahren wir von der sich zunächst widersprüchlich und zart
entwickelnden Liebe zwischen zwei Studenten - der Widerstandskämpferin und aus
Arbeiterkreisen stammenden Lily sowie des in Wohlstand groß gewordenen
Alexander. Die unterschiedlichen Wurzeln und die politischen Entwicklungen
stellen die Liebe vor extreme Herausforderungen.
Erin wird durch ihre Freundin und Chefin Charlotte immer
wieder motiviert, ihre Suche fortzusetzen und ein ums andere Mal über ihren
Schatten zu springen. Hierbei gibt sie Erin regelmäßig literarische Rätsel und
Hausaufgaben aus Klassikern der Weltliteratur, die sie bei ihrer Entwicklung
unterstützen und ihrer Recherche vorantreiben. Wir dürfen sie hierbei quer
durch Europa begleiten.
Ob sie die Spuren
ihres Großvaters findet und welche Hürden und Entwicklungen sie auf ihrer nicht
einfachen Suche nehmen muss, ob die Liebe zwischen Lily und Alexander Bestand
hat, möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen. Eines aber wird sie mitnehmen:
"Glück in den
kleinen Dingen zu finden und sie schützen, wie sie es verdienen."
Die Charaktere der
Protagonisten werden wunderbar in ihrer Vielschichtigkeit ausgearbeitet und
entwickelt, auch wenn man den ein oder anderen manchmal am liebsten wach rütteln
würde, was aber wiederum zeigt wie lebensnah und authentisch alles wirkt.
Ebenso gibt es zahlreiche Wegbegleiter, die einem ebenfalls sehr ausgereift, manchmal eckig und
kantig, manchmal einfühlsam, aber willensstark und lebensbejahend begegnen. Gerade
hierdurch gewinnt die Geschichte ungemein.
Mich
hat der Roman regelrecht in seinen Bann gezogen. Denn abgesehen von der
stimmigen Storyline finden sich in der Geschichte immer wieder Gedanken, die
einen nachdenklich machen und innehalten lassen. Auch die geschichtlichen
Hintergründe, die Orte der Reise und Geschehnisse sind wundervoll recherchiert
und entführen einen an die jeweiligen und äußerst unterschiedlichen
Schauplätze. Zudem
beginnen die Kapitel regelmäßig mit Anfangssätzen aus bekannten Klassikern der
Weltliteratur – hierzu wird auch im Anhang noch einmal Bezug genommen. Eine wundervolle
Idee, wie ich finde und das Herz eines jeden Literaturliebhabers höher schlagen
lässt. Die
Kapitel selber sind eher kurz und der Schreibstil klar, flüssig, eloquent, grandios.
Eines war von vornherein klar: Diese Rezension kann diesem großartigen
Buch, das so viel Weisheit enthält, nicht gerecht werden. Ich hoffe jedoch,
meine Begeisterung zum Ausdruck gebracht zu haben und den ein oder anderen
Leser zur Lektüre animieren zu können, da diese sich wahrhaft lohnt.
Fazit:
Dieses Buch ist für mich ein Must Have, das sicher noch
lange nachhallt und ich wahrscheinlich noch einmal lesen werde! Gäbe es sechs
Sterne, dieses Buch hätte sie verdient. Eine Ode an das kleine Glück, eine Hymne
an die eine große Liebe!
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