Freitag, 5. Februar 2016

Immer wieder du und ich







  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 22.01.2016
  • Verlag : Rowohlt Taschenbuch
  • ISBN: 9783499271229
  • Flexibler Einband 384 Seiten






 

Toller Roman mit Tiefgang, ohne dramatisch sein zu wollen 


Kate und Charlie kennen sich eigentlich schon immer und an ihrem 5. Geburtstage gesteht er ihr seine Liebe. Zu ihrem 18. Geburtstag will sie endlich ihre Unschuld an ihn verlieren und auch als er studiert sind sie immer noch ein Paar – trotzdem heiratet Charlie später nicht Kate sondern Becca, ihre wunderschöne, ständig bevorzugte Cousine! Wie das passieren konnte? Das verrate ich hier natürlich nicht, denn da fängt das Buch erst richtig an.

Obwohl beide mit anderen Partnern verheiratet sind, halten sie die ganzen Jahre Kontakt, sind irgendwie befreundet - oder ist es doch noch Liebe? „Was wie Liebe aussieht, ist manchmal auch Liebe.“ Die Vermutung liegt nahe, denn wenn einer eine Lebens- oder Sinnkrise hat, ist der andere zu 100 Prozent für ihn da. Egal ob es um Partner, Kinder oder Eltern geht – die wirklich heiklen Themen besprechen Kate und Charlie nur miteinander ...



Mir hat „Immer wieder du und ich“ genau wie Juliet Ashtons erster Roman „Ein letzter Brief von dir“ sehr gut gefallen und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Die Protagonisten haben Ecken und Kanten. Sie sind voller Fehler und immer mal kurz vor der Selbstaufgabe. Ich hätte sie manchmal schütteln und anbrüllen wollen „Jetzt reiß Dich mal zusammen und tu was!“. Gerade das macht das Buch so authentisch. Einige Wendungen waren für mich nicht vorhersehbar und auch das Ende hatte ich komplett anders erwartet – aber ich fand es gut, überrascht zu werden.



Das Besondere des Buches ist, dass die Kapitel durch Einladungen zu diversen Partys eingeleitet werden (Geburtstag, Hochzeit, Taufe, Beerdigung etc.). Und gerade mit den eigentlich eindeutigen Überschriften wird der Leser bewusst in die Irre geführt. Man kann sich nie sicher sein, was einen wirklich erwartet und ob man nicht gerade einem Bluff aufsitzt – eine tolle Idee.



Kate und ihre Cousine (Re)Becca sind komplett gegensätzliche Frauenfiguren. Kate ist auf eine unaufdringliche Art hübsch, intelligent und nur zielstrebig wenn es um Andere geht. Dafür gibt sie sich immer wieder selbst auf, vernachlässigt ihre Partner und steckt zurück. „Manchmal wirkst Du auf mich, als würdest Du Deine Gefühle nur spielen, statt sie zu fühlen.“

Bei Becca, die fast schon übertrieben schön ist, stehen vor allem sie und ihre Wünsche im Vordergrund. Sie ist eine absolute Egozentrikerin und kann nie genug bekommen. Auch sie hat natürlich gute Seiten, aber die sieht man erst auf den zweiten Blick.

Charlie gibt seine Träume auf, um Beccas Wünschen und Ansprüchen zu genügen. Erst spät begreift er, dass man vor allem auf sich selbst Rücksicht nehmen muss - für sein eigenes Glück ist man ganz allein verantwortlich. „Glück ist nämlich für jeden anders. Es hat nichts mit den Erwartungen anderer Leute zu tun. Nichts damit, was das Beste ist. Man muss sich nur wohl in seiner Haut fühlen.“



„Immer wieder Du und ich“ hat mich sehr gut unterhalten. Es ist nicht der typische straighte Frauenroman, sondern hat meines Erachtens mehr Tiefgang. Es geht nicht nur um die Beziehung zwischen Kate und Charlie, sondern deckt alle Bereiche des Lebens ab: Geburt, Alter, Krankheit, Tod und Verlust. Und genau wie im wahren Leben, ist auch in dem Roman nicht immer nur alles eitel Sonnenschein.

Abschließen möchte ich mit meinem Lieblingszitat aus dem Buch: „Liebe ... Sie ist keine Entscheidung, die man trifft. Sie muss nicht logisch sein. Sie ist oft unbequem und schmutzig und gnadenlos in dem, was sie fordert.“

Ich vergebe so kurz vor dem Valentinstag für dieses wundervolle Buch 5 von 5 Herzchen.

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.

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