Witzig selbstironische und dennoch ernste Autobiographie
Autor: Ben Weber
Format: Taschenbuch
Umfang: 224 Seiten
Verlag: BoD
ISBN 978-3-7386-9769-8
Preis: 8,90 €
Diese autobiografische Geschichte von Ben
Weber, die erstmalig im Dezember 2013 vom Droemer–Knaur Verlag als E- Book veröffentlicht
wurde, nimmt den Leser mit auf eine einmalig humorvolle, aber auch äußerst emotionale
Reise. Ich beziehe mich auf die mittlerweile bei BoD erschiene Printversion.
Herrlich an diesem Buch ist zum einen die Selbstironie,
mit der Ben Weber sein eigenes Verhalten unter die Lupe nimmt, und zum anderen die
lebendige und emotionale Schilderung der Begegnungen mit dem Pflegekind Leo,
das in seinem Leben schon viel hin und hergeschoben wurde.
Ben selbst ist ein - mit Ende vierzig - nicht
mehr ganz taufrischer Fitnesstrainer, der recht glücklich und zufrieden in
einer – zwar unfreiwillig, aber mittlerweile akzeptierten – kinderlosen Ehe mit
der Grundschullehrerin Susanne lebt. Susanne bringt eines Tages den neunjährige
Leo, einen Schüler aus ihrer Klasse mit nach Hause. Nichts Böses ahnend findet
Ben den Jungen unvorbereitet in seiner Küche. Er ist Kinder nicht gewöhnt und
seine Frau gerade nicht zugegen, so dass Ben sich ein wenig hilflos fühlt…
Leo ist ein Pflegekind, das aus seiner
aktuellen Pflegefamilie wieder in ein Kinderheim abgeschoben werden soll. Doch
Susanne hat einen Narren an dem Jungen gefressen. Als er tatsächlich wieder ins
Kinderheim zurück muss, lässt dies Susanne keine Ruhe. Mit absolut großem
weiblichen Geschick bringt sie den Jungen Leo und ihren Mann Ben Schritt für
Schritt näher - und das ach so geordnete und beschauliche Leben von Ben erhält
unerwartete Impulse und Turbulenzen. Denn Ben erlebt bei den Kinderheimbesuchen
und Ausflügen mit dem pfiffigen Jungen so manche prekäre oder gar peinliche
Situation. Doch er meistert sie letztendlich alle irgendwie und der Junge
wächst ihm, auch wenn er es sich nicht so recht eingestehen will, immer weiter
ans Herz.
Trotzdem Ben anfänglich alles andere als
begeistert ist, dass der kleine Junge nach und nach so viel Raum in seinem
Leben einnimmt und er sich immer mehr um ihn kümmern soll, stellt er jedes Mal
fest, dass der Junge Freude, Spaß und Abwechslung in sein Leben bringt. Er
beginnt sogar den Jungen zu vermissen, als er ihn eine Zeit lang nicht sieht.
Als es dann darum geht, dass Leo in eine neue Pflegefamilie soll, weckt das
sogar unerwartete Widerstände in ihm.
Spätestens an dieser Textstelle wird klar,
wie sehr Leo Ben bereits ans Herz gewachsen ist:
„Der Junge sah so wunderbar
entspannt und zufrieden aus, dass mir spontan das Wort `glücklich´ in den Sinn
kam. Im gleichen Moment wurde mir bewusst, dass sich diese Stimmung auf mich
übertrug. Vielleicht war es das, was man von Kindern zurück bekam? Ein Stück
vom Glück…“
Dieser autobiographische Roman vermittelt
einerseits humorvoll, andererseits einfühlsam, welche starken und tiefen
Gefühle man für ein fremdes Kind entwickeln kann, deckt aber auch schonungslos
die großen Herausforderungen auf. Dieses langsame aneinander Gewöhnen ist
beispielhaft, denn Pflegeeltern übernehmen eine große Verantwortung. Die
Abschiebung Leos durch die anderen Pflegeeltern ist ein harter emotionaler
Einschnitt für den kleinen Jungen. Die behutsam aufgebaute emotionale Bindung, die
Ben und Susanne vollziehen, stellen eine gute Grundlage für den einschneidenden
Schritt, ein neues Familienmitglied aufzunehmen, dar.
Fazit:
Humorvolle und emotionale Unterhaltung - nicht
nur für (potentielle) Pflegeeltern! Absolute Leseempfehlung!!!
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