Ein gelungenes Debüt
von Mareike Albracht
Format: Ebook
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 284 Seiten
Verlag: Midnight
Genre: Regionalkrimi
Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen fährt
Hauptkommissar Thorsten Seidel von der Kripo Dortmund ins eigentlich
beschauliche Örtchen Bontkirchen. Wurde der erste Todesfall noch als tragischer
Unfall eingestuft, so handelt es sich diesmal ganz sicher um Mord, da Jürgen
Gruber erschossen in seinem Blut liegt. Doch wer ist der Täter? Schnell stellt
sich heraus, dass der Gruber gerne alles und jeden angeschwärzt hat und sich daher
eine ganze Reihe möglicher Motive ergeben? Kommt der Täter vielleicht aus dem
Jagdverein, mit dem der überzeugte Vegetarier auch schon mehrfach aneinandergeraten
ist?
Parallel zu Thorstens Ermittlungen beginnt seine Kollegin Anne
Kirsch ohne dessen Wissen auf eigene Faust undercover zu ermitteln. Da sie
eigentlich krankgeschrieben ist, darf sie nicht am Mordfall Gruber mitarbeiten.
Kurzerhand mietet sie sich bei der Kräuterfrau Thea ein und rollt den Fall von
Luise Steinmetz wieder auf. Die leidenschaftliche Pilzsammlerin war an einer
Knollenblätterpilzvergiftung gestorben und ebenso wie viele von Luises Bekannten
konnte Anne schon bei den Ermittlungen nicht so recht an einen Unfall glauben.
Gibt es womöglich eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen? Und hat
Luises verschwundene Katze etwas damit zu tun?
Mareike Albracht nimmt uns in ihrem Debütroman mit ins
Sauerland. Gekonnt zeichnet sie das Bild einer typischen Dorfgemeinschaft, in
der weder die Klatschblase noch der örtliche Jagdverein fehlen. Ich musste des Öfteren
schmunzeln, da ich mir vieles sehr lebhaft vorstellen konnte. So zum Beispiel,
als Frau Redlich es unerhört findet, dass ihr Nachbar am heiligen Sonntag noch
nach neun die Rollläden geschlossen hat. Also nichts wie hin, aber nicht ohne
vorher einen Teller mit Plätzchen zu holen.
Neben Frau Redlich konnte ich mir auch die übrigen
Charaktere gut vorstellen, allen voran Anne und Thorsten, sowie den jungen
Briloner Polizisten Anton, der Thorsten zur Seite gestellt wird.
Gut gefallen hat mir, dass nicht die Polizisten vor Ort den
Mordfall aufklären, auch wenn Anton hilft, sondern dass die Mordkommission
hinzugezogen wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Krimis, egal ob Bücher oder
Filme, bei denen der Dorfpolizist ermittelt, oft erfolgreich und alleine und
soweit mir bekannt ist, ist das nicht so wirklich authentisch. Daher fiel es
mir hier umso positiver auf, dass die Dortmunder anrücken müssen.
Ebenso habe ich es als sehr positiv empfunden, dass ich eine
ganze Weile nichtmals ansatzweise eine Idee hatte, was in Bontkirchen passiert
sein könnte und wie die tote Luise und ihre Katze ins Bild passen. Die
Auflösung war völlig anders als erwartet, aber dennoch stimmig.
Ein paar Kritikpunkte habe ich leider auch. Zum einen war
mir der Schluss etwas zu zuckersüß (was aber Geschmackssache ist), zum anderen
habe ich - gerade was die Sprache anbelangt - das typisch Sauerländische vermisst.
Wäre nicht vor allem am Anfang mehrmals betont worden, wo wir uns befinden, so
denke ich, dass ich den Krimi nicht zwangsläufig dorthin platziert hätte, und
dass, obwohl ich selbst gebürtige Sauerländerin bin.
Mein Fazit: Mir hat der Krimi wirklich gut gefallen und ich
hoffe, dass wir Anne und Thorsten (und hoffentlich auch Anton) noch öfter beim
Ermitteln begleiten dürfen. Der Schreibstil war flüssig, es war spannend, teils
lustig und ich habe sehr gerne mitgerätselt.
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