Freitag, 22. April 2016

Katz und Mord

Ein gelungenes Debüt


von Mareike Albracht


Format: Ebook
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 284 Seiten
Verlag: Midnight
Genre: Regionalkrimi




Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen fährt Hauptkommissar Thorsten Seidel von der Kripo Dortmund ins eigentlich beschauliche Örtchen Bontkirchen. Wurde der erste Todesfall noch als tragischer Unfall eingestuft, so handelt es sich diesmal ganz sicher um Mord, da Jürgen Gruber erschossen in seinem Blut liegt. Doch wer ist der Täter? Schnell stellt sich heraus, dass der Gruber gerne alles und jeden angeschwärzt hat und sich daher eine ganze Reihe möglicher Motive ergeben? Kommt der Täter vielleicht aus dem Jagdverein, mit dem der überzeugte Vegetarier auch schon mehrfach aneinandergeraten ist?

Parallel zu Thorstens Ermittlungen beginnt seine Kollegin Anne Kirsch ohne dessen Wissen auf eigene Faust undercover zu ermitteln. Da sie eigentlich krankgeschrieben ist, darf sie nicht am Mordfall Gruber mitarbeiten. Kurzerhand mietet sie sich bei der Kräuterfrau Thea ein und rollt den Fall von Luise Steinmetz wieder auf. Die leidenschaftliche Pilzsammlerin war an einer Knollenblätterpilzvergiftung gestorben und ebenso wie viele von Luises Bekannten konnte Anne schon bei den Ermittlungen nicht so recht an einen Unfall glauben. Gibt es womöglich eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen? Und hat Luises verschwundene Katze etwas damit zu tun?

Mareike Albracht nimmt uns in ihrem Debütroman mit ins Sauerland. Gekonnt zeichnet sie das Bild einer typischen Dorfgemeinschaft, in der weder die Klatschblase noch der örtliche Jagdverein fehlen. Ich musste des Öfteren schmunzeln, da ich mir vieles sehr lebhaft vorstellen konnte. So zum Beispiel, als Frau Redlich es unerhört findet, dass ihr Nachbar am heiligen Sonntag noch nach neun die Rollläden geschlossen hat. Also nichts wie hin, aber nicht ohne vorher einen Teller mit Plätzchen zu holen.

Neben Frau Redlich konnte ich mir auch die übrigen Charaktere gut vorstellen, allen voran Anne und Thorsten, sowie den jungen Briloner Polizisten Anton, der Thorsten zur Seite gestellt wird.

Gut gefallen hat mir, dass nicht die Polizisten vor Ort den Mordfall aufklären, auch wenn Anton hilft, sondern dass die Mordkommission hinzugezogen wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Krimis, egal ob Bücher oder Filme, bei denen der Dorfpolizist ermittelt, oft erfolgreich und alleine und soweit mir bekannt ist, ist das nicht so wirklich authentisch. Daher fiel es mir hier umso positiver auf, dass die Dortmunder anrücken müssen.

Ebenso habe ich es als sehr positiv empfunden, dass ich eine ganze Weile nichtmals ansatzweise eine Idee hatte, was in Bontkirchen passiert sein könnte und wie die tote Luise und ihre Katze ins Bild passen. Die Auflösung war völlig anders als erwartet, aber dennoch stimmig.

Ein paar Kritikpunkte habe ich leider auch. Zum einen war mir der Schluss etwas zu zuckersüß (was aber Geschmackssache ist), zum anderen habe ich - gerade was die Sprache anbelangt - das typisch Sauerländische vermisst. Wäre nicht vor allem am Anfang mehrmals betont worden, wo wir uns befinden, so denke ich, dass ich den Krimi nicht zwangsläufig dorthin platziert hätte, und dass, obwohl ich selbst gebürtige Sauerländerin bin.

Mein Fazit: Mir hat der Krimi wirklich gut gefallen und ich hoffe, dass wir Anne und Thorsten (und hoffentlich auch Anton) noch öfter beim Ermitteln begleiten dürfen. Der Schreibstil war flüssig, es war spannend, teils lustig und ich habe sehr gerne mitgerätselt.

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