- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 10.05.2016
- Verlag : Amazon Publishing
- ISBN: 9781503992757
- Flexibler Einband: 390 Seiten
- Genre: Historischer Roman
London 1592: Alice
ist 15 und die Tochter eines reichen Kaufmanns, als sie mit Stephen Compton
verheiratet wird – wegen dessen Adelstitel. Dabei würde sie viel lieber
Theaterstücke oder Gedichte schreiben. Sie beneidet ihre Brüder, denen die Welt
offen steht, würde gern einer von ihnen sein. Alice ist einfach nicht so
unterwürfig und angepasst, wie es sich für eine junge Frau ihres Standes geziemt.
Schon beim ersten
Kennenlernen hat sie das Gefühl, dass sie für Stephen nicht mehr ist als ein
weiterer Besitz, ein Stück Vieh, das sich ihm komplett unterzuordnen hat. Und
dieses Gefühl trügt sie leider nicht. Stephen prügelt ihr den Gehorsam immer
wieder ein. Als sie es nicht mehr aushält, flieht sie nach London. 80 Meilen zu
Fuß. Verkleidet als junger Mann. Immer getrieben von ihrer Angst vor Stephen.
In London wendet
sich das Blatt. Sie hat Glück: Christopher Marlow nimmt sie in sein Ensemble auf.
Endlich kann sie ihren Traum leben und auf der Bühne stehen!
Als die Pest
ausbricht, beschließt das Ensemble über Land zu ziehen. Alice hat Angst vor
Entdeckung durch ihre Gefährten und ihren Mann, geht aber trotzdem mit. Sie
liebt dieses Leben, die Freiheit, die es ihr bietet, schon viel zu sehr.
Außerdem hat sie ihre große Liebe gefunden ... Doch Stephen ist ihr auf den
Fersen, denn er will sie um jeden Preis zurück!
Christiane
Lind beschreibt in diesem Roman sehr eindrucksvoll das Leben zu Shakespeares
Zeiten und gewährt uns einen Blick hinter die farbenprächtigen Kulissen des
Theaters. Frauen wie Alice hatten sich willenlos unterzuordnen und keinerlei
Rechte gegenüber ihrem Ehemann – es lag natürlich an ihr, wenn er sie
züchtigte.
Den
Schauspielern ging es ähnlich. Sie galten als „Vaganten“, Heimatlose. Waren
darauf angewiesen, ihr Theater einem einflussreichen Gönner zu unterstellen,
der sie vor der Obrigkeit schützte und auch bei gewagten Stücken verteidigte –
zu schnell konnte ein falsches Wort als Hochverrate ausgelegt werden. Außerdem
waren die Schauspieler ausnahmslos Männer, die Frauenrollen wurden von Knaben
vor dem Stimmbruch gespielt.
Die Stücke wurden
nach „Schema F“ geschrieben: sie dauern max. 2 Stunden; es gab nur so viele
Rollen, wie die Schauspieler verkörpern konnten und man musste deren vorhandenen
Talente beachten. Marlows Tipp, um im Theaterbetrieb Erfolg zu haben: „Heirate reich und werde glücklich.“ Nicht nur die Schauspieler, auch ein Autor verdiente nämlich nicht
besonders gut! Und trotzdem übt das elisabethanische Theater auch heute noch
einen großen Reiz auf uns aus.
Auch über die
„Weltstadt London“ wird uns jede Illusion genommen: Es ist laut, dreckig und
stinkend. Die Pest grassiert immer wieder und die Menschen müssen um ihr
Überleben kämpfen. An jeder Ecke gibt es Bordelle und Tierkämpfe.
„Das
Shakespeare-Geheimnis“ hat mich regelrecht gefesselt. Die Autorin spielt mit
dem Leser Verwirrspiele wie auf der Bühne. Man hetzt mit Alice atemlos von Ort zu
Ort, getrieben von der Furcht vor ihrem Mann und leidet dabei mit ihr. Jedes
Mal, wenn sie sich gerade erholt und etwas emanzipiert hat, taucht er wieder auf
und sein perfides Spiel beginnt von vorn.
Und auch Marlow flieht vor den Geistern seiner Vergangenheit (zusammen
mit seinem Kater Achates, den er mit Salzhering bestechen muss ;-)), die ihn
immer wieder einzuholen drohen. Gibt es doch gleich 2 Parteien, die sich seiner
als Spion bedienen wollen.
Besonders gemein fand ich übrigens, dass die Autorin den Buchtitel erst
im letzten Satz erklärt. Ich hab den ganzen Roman über mitgerätselt! Eigentlich
ein guter Kniff von ihr - also ja nicht zuerst das Ende lesen!
Erwähnen möchte
ich noch kurz den London Stadtplan dieser Zeit, den Querschnitt durch ein
elisabethanisches Theater, das Personenverzeichnis, das Glossar, die
Literaturempfehlungen und die Ausführungen zum historischen Hintergrund, welche
das Buch abrunden.
Von mir gibt es
für diesen tollen, hervorragend recherchierten historischen Roman, der mich
sehr gut unterhalten hat, 5 Sterne!
Vielen Dank an Christiane Lind für das Rezensionsexemplar. Und wenn ich Euch jetzt neugierig gemacht habe, könnt ihr Euch noch bis zum 8. Mai hier für die Leserunde bei Lovelybooks.de bewerben.
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