Donnerstag, 23. Juni 2016

Die Holunderschwestern






  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 13.06.2016
  • Verlag : Heyne, W
  • ISBN: 9783453419230
  • Flexibler Einband 480 Seiten
  • Genre: Roman 
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Mich hat lange kein Buch mehr so gefesselt wie „Die Holunderschwestern“ – bereits die ersten 160 Seiten habe ich an einem Tag regelrecht verschlungen. Einmal angefangen, konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen, es ist spannender als mancher Krimi!

Die zwei Hauptpersonen Fanny und Katharina wagen jeweils einen Neuanfang. Fanny geht 1918 nach dem Tod der Mutter ohne ihre eifersüchtige Zwillingsschwester Fritzi nach München, um als Köchin zu arbeiten.
Katharina erfüllt sich 2015 einen großen Traum und eröffnet zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Isi eine Restaurationswerkstatt. Die Verbindung zwischen den Beiden bilden Fannys Tagebücher, welche Katharina von dem Engländer Alexander Bluebird bekommt, denn Fanny war ihre Urgroßmutter. Wie Alex an die Tagebücher gekommen ist verrate ich hier natürlich nicht, denn das ist ein weiterer wichtiger Teil der Geschichte. Kurz darauf taucht auch noch eine Ladeneinrichtung aus den 20er Jahren auf, die wohl Fritzi gehört hat ...

Katharina wird von Fannys Tagebüchern fast magisch angezogen, versinkt immer tiefer in ihnen. Sie beschreiben die schwierige Zeit zwischen 1918 und 1936: das Ende des 1. WK, die Weltwirtschaftskrise und die  Machtergreifung der Nazis. Fannys beste Freundin in dieser ganzen Zeit ist ausgerechnet die adelige Jüdin Alina. Dies ist nicht nur Fritzi ein Dorn im Auge, aber Fanny steht zu ihr, auch als es immer schwieriger wird. Dieser Teil der Geschichte hat besonders gut gefallen hat - zeigt er doch sehr eindrucksvoll, was echte Freunde bereit sind, füreinander zu tun.
Fanny lernt durch ihre Arbeit als Köchin bedeutende Künstler und Politiker kennen. Sie ist immer am Puls der Zeit, ihre Kochkunst wird geschätzt. Das ermöglicht ihr endlich ein eigenes, relativ freies Leben. Da taucht ihre Zwillingsschwester Fritzi in München auf: die kann einfach nicht loslassen und ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, gönnt Fanny ihren Erfolg nicht. Also drängt sie sich überall dazwischen und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Die Persönlichkeiten im Buch sind sehr facettenreich. Fritzi ist nicht nur eifersüchtig, egozentrisch und flatterhaft, sondern in wichtigen Momenten mutig und gewitzt; Fanny hingegen aufopfernd, pflichtbewusst und rücksichtsvoll – die Schwestern sind als Zwillinge natürlich eng verbunden, aber eher wie 2 Seiten einer Medaille. Es scheint gleichzeitig schön und kompliziert, ein Zwilling zu sein.

Auch in Katharinas Leben bewegt sich durch die Tagebücher und die Bekanntschaft mit Alex etwas. Die Beiden knüpfen zarte Bande, obwohl er vergeben ist.
Und je weiter sie in die Tagebücher eindringt, desto mehr erfährt sie über die Geheimnisse ihrer Familie und wird in einen regelrechten Strudel aus Verrat und Schuld gezogen. Noch immer wird ein Teil der Familiengeschichte totgeschwiegen, obwohl ihre Eltern und ihre Tante zumindest Fragmente davon wissen.
Und über all das wacht der Holunderstrauch, dem die Frauen der Familie eine große Bedeutung zumessen ...

Leider war die Geschichte trotz über 500 Seiten dann viel zu schnell erzählt und ich habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt. Es hat mich sehr beeindruckt.

„Die Holunderschwestern“ ist schon das zweite Buch von Teresa Simon (hinter dem Pseudonym versteckt sich eine für ihre historischen Romane und Krimis berühmte und von mir sehr verehrte deutsche Autorin). Ich fand es toll, dass sie hier immer wieder Hinweise auf den ersten Band „Die Töchter der Rosenvilla“ versteckt hat – es war meine persönliche Schnitzeljagd, sie möglichst alle zu entlarven. Die Bücher sind aber völlig autark, man muss sie nicht nacheinander lesen – aber glaubt mir, dann entgeht Euch was! Ich muss ehrlich sagen, die Bücher haben Suchtpotential und Teresa hat verraten, dass es nächstes Jahr einen weiteren Band geben wird – also ich bin schon angefixt!

Volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung!

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