Ein überraschendes Gesamtkunstwerk
von Wolfgang Rögner
Gebundene Ausgabe: 174 Seiten
Verlag: Debras Verlag
ISBN-13: 9783937150178
Genre: Biographie
Wie wird man Dirigent? Und welche Herausforderungen gilt es
zu bestehen, wenn man in andere Länder reist, der Solist seinen Part ändert,
Pannen passieren oder man als Gastdirigent vor einem fremden Orchester steht?
Und was macht man, wenn man seinen Frack vergessen hat?
In „tacet – Aus dem Tagebuch eines Kapellmeisters“ gibt uns der
Autor einen Einblick in sein aufregendes Leben als Maestro.
Ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde
kennenlernen. Nach den Informationen, die ich vor der Leserunde zu diesem Buch
gefunden hatte, konnte ich in keiner Weise einschätzen, was mich wohl erwarten
würde. Umso gespannter war ich, als ich das Buch endlich in den Händen hielt.
Die Aufmachung hat gleich überrascht. Statt einem langen,
autobiografischen Text hielt ich ein buntes Potpourri aus Anekdoten, Gedichten,
Aphorismen und Kochrezepten in der Hand. Ergänzt werden diese durch die
wunderbaren Illustrationen des Malers und Grafikers Christian Schöppler.
Die Anekdoten geben jeweils kurze Einblicke in ganz
unterschiedliche Stationen aus dem Leben des Kapellmeisters. Der bildhafte Stil
war herrlich zu lesen und ließ mich des Öfteren sehr schmunzeln. Die
Erzählungen aus der Ausbildung und dem späteren Berufsleben lassen trotz ihrer
Kürze einen guten Eindruck entstehen, mit was für Problemen - größerer und
kleinerer Natur - der Autor konfrontiert wurde. Vieles ist eher amüsant und
tristere und dunklere Seiten werden nur am Rande erwähnt.
Musikalische Fachbegriffe gibt es nur wenige, so dass auch
Leser, die damit nicht vertraut sind, keinerlei Verständnisprobleme haben.
Die Gedichte, ebenso wie diverse Sprüche und Weisheiten,
regen zum Nachdenken an und sind vom Stil her sehr unterschiedlich. Sie
erzählen nicht einfach, sondern bieten viel Raum für eigene Gedanken und
Interpretationen. Einen Einblick in das Leben des Autors und Kapellmeisters
geben sie nur indirekt.
Zusätzlich bietet dieses Buch auch noch eine Auswahl
unterschiedlichster Rezepte. Wie sie den Weg in das Buch gefunden haben, kann
ich zwar nicht sagen, da nur bei einem ein direkter Bezug zu einer Erzählung zu
erkennen ist, aber ich vermute, dass es sich um Lieblingsgerichte des Autors
handelt, die mehr oder weniger willkürlich eingestreut wurden.
Abgerundet wird das Buch mit kurzen Lebensläufen zum
Kapellmeister und Illustrator, die die wichtigsten beruflichen Stationen
auflisten. Während des Lesens habe ich immer mal wieder in der Vita des Autors nachgeschaut,
um herauszufinden, in welchem Jahr wir uns in etwa bewegen.
Mein Fazit: Das Buch ist weder ein Roman noch eine
vollständige Autobiographie, für mich ist es ein Gesamtkunstwerk, dass mir
einen wunderbaren Einblick in das Leben des Kapellmeisters vermittelt hat.
Selbst wenn die unterschiedlichen Anekdoten kein vollständiges Bild ergeben, so
lässt uns der Autor auf unterhaltsame Weise an seinem spannenden Leben
teilhaben. Mir hat es gefallen.
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