Eine echte Gradwanderung –
Ein Spiel mit Geduld und Nerven
Titel: Die Schwelle
Autor: Sascha
Heeren
Genre: Thriller
ISBN:
978-3862823987
Seiten: 268
Verlag: Acabus
Ersterscheinung: 17. Februar
2016
Preis: 13,90 €
Format:
broschiert
Mit seinem Thriller „Die Schwelle“ lässt mich der Autor
Sascha Heeren ein wenig ratlos zurück - und ehrlich gesagt, ich glaube, dieser
Thriller spaltet. Vielleicht liegt es daran, dass ich das Buch nicht verstehe
und ich daher so verwirrt zurückbleibe, aber ich kann mich des Gedankens nicht
erwehren, dass hier ein großer Junge seine Fantasien auslebte und daraus ein
Flickwerk aus Dystopie, Pharma-Thriller und Science Fiction wurde.
„Du
bist ein toter Mann Gregg. Ein toter Mann.“
Die
Geschichte, die uns vom Ich-Erzähler Samuel Gregg erzählt wird, spielt mit der
Gradwanderung zwischen Realität, Fiktion und Halluzinationen. Sam arbeitet als
technischer Redakteur im amerikanischen Pharma-Konzern PharmaLab und hatte bis
vor einem Jahr schwere psychische Probleme. Seine Befugnisse im Konzern sind
stark limitiert – er darf noch nicht einmal die Kantine betreten. Sam pflegt
eine offene sexuelle Beziehung zu seiner Kollegin Tessa Louis, die die
Beziehung inzwischen aber offenbar ernster nimmt. Außerdem pflegt er ein
freundschaftliches Verhältnis zu seinem homosexuellen Kollegen Stew Turner.
Eines Tages wird sein verhasster Kollege Bill Coon auf bestialischste niedergemetzelt
ausgerechnet an Sams Schreibtisch vorgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen
beginnen und Sam gehört zu den Verdächtigen. Sam startet Nachforschungen, bei
denen er weder den Mord aufklären, noch seine Unschuld beweisen möchte, sondern
vielmehr hinter die mysteriösen Vorkommnisse ihn selber betreffend kommen
möchte: Als da wären eine komische Stimme, die ihn ständig als Mörder
bezeichnet und an den Selbstmord seiner Mutter erinnert sowie merkwürdige Ereignisse
am Computer – wie eine herausschnellende Faust, Lichtblitze und verschwindende
Dateien. Als wenn das nicht genug wäre, begibt er sich in eine
Sado-Maso-Beziehung zu Kollegin Michelle, die in allen - für mich ekelhaften - Details
beschrieben wird. Schließlich wird auch noch Sams direkter Vorgesetzter Frank
ermordet.
„Ich denke an Dich. Hiebe und Küsse.“
Während dieser
ganzen Ereignisse erinnert sich Sam nach und nach an Begebenheiten aus seiner
Kindheit – an seinen Vater in der Pharma-Firma, an seine misshandelnde Mutter,
an Goforth, den skrupellosen Chef. Interessant ist auch seine innige Beziehung
zu Katze Dizzy, mit der er spricht wie mit einem Menschen.
Als dann
plötzlich eine künstliche Intelligenz auftaucht, wird es für mich völlig
obskur.
Obwohl die
Charaktere grundsätzlich gut angelegt sind, fehlte mir die konsequente
Verwobenheit, das Ineinandergreifen von psychischen Übergriffen aus Kindheit
und Sado-Maso-Neigungen im Erwachsenenalter. Auch wenn ich mich
zwischenzeitlich in Ängste und Befürchtungen des Protagonisten Sam einfühlen
konnte, Sympathien für Tess und Stew aufbaute, Aggressionen gegenüber Goforth
und Michelle empfand, konnte mich das Buch doch nicht durchgängig packen und
hatte für mich zu viele Brüche und Unlogiken, die nicht alleine mit den Psycho-Verwirrspielen
und dem Psycho-Pharmaka erklärbar sind.
Mir fiel nicht
nur der Einstieg in die Story sehr schwer, sondern auch das Dranbleiben. Immer
wieder musste ich das Buch weglegen. Oft fühlte ich mich nicht so recht wohl
beim Lesen. Zuweilen konnte ich das mit der düsteren und beklemmenden Stimmung
im Buch begründen, meistens aber kam mir die Geschichte etwas unausgegoren vor.
Trotz der Kürze des Buches von gerade 268 Seiten hat mich das Lesen ganz schön
viel Zeit gekostet.
Auch wenn
ich zwischendurch dachte, jetzt bin ich in der Story, lässt mich vor allem das
Ende konsterniert zurück, da es für mich nicht nachvollziehbar ist. Bei mir bleiben
viele Fragen offen und ein fahler Beigeschmack zurück. Aber wie eingangs
erwähnt, spaltet dieses Buch offensichtlich und jeder sollte sich sein eigenes
Bild machen. Auf jeden Fall ist dies kein Buch für schwache Nerven und spielt
buchstäblich mit den psychischen Grenzen der Menschen und Leser.
Fazit:
„Die
Schwelle“ war für mich ein sehr verwirrendes Buch. Eine sehr düstere und
beklemmende Psychostory, die eine Gradwanderung zwischen Realität, Fiktion und
Wahnvorstellungen begeht. Für mich nicht schlüssig und konsequent. Hier hätte
man mehr daraus machen können, denn es gibt gute Ansätze und interessante
Charaktere. Doch jeder sollte sich sein eigenes Bild von diesem Buch machen.
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