Freitag, 26. August 2016

Jessicas Geist

Ein einfühlsames Buch über wichtige Themen



von Andrew Norriss

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN-13: 9783499217449
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Genre: Jugendbuch

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 Francis hat es an der Schule nicht leicht. Da er für einen Jungen ein ungewöhnliches Hobby hat, ist er ein Außenseiter und ein willkommenes Mobbing-Opfer für seine Mitschüler. Als er sich während der Pause mal wieder zurückzieht, trifft er auf Jessica, ein Mädchen etwa in seinem Alter.

Beide sind von der Begegnung überrascht. Francis, da er bei dem kalten Wetter mit niemandem draußen gerechnet hat, und Jessica, weil Francis sie sehen und mit ihr sprechen kann. Denn Jessica ist ein Geist und Francis ist der Erste, der sie wahrnimmt.

Die beiden freunden sich schnell an und bald stoßen auch noch Andy und Roland zu ihrer Runde. Doch weshalb können die drei Jessica eigentlich sehen? Gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen?

Andrew Norris greift in seinem Roman wichtige Themen auf. Mobbing ist leider keine Seltenheit mehr und für viele Schüler grausame Realität. Dabei kann es um Äußerlichkeiten gehen, darum, dass man angeblich nicht der Norm entspricht oder schlichtweg, weil jemand anderes einen nicht mag. Auch mangelndes Selbstvertrauen ist ein wichtiger Aspekt.

Bei Francis ist genau das ein wichtiger Punkt. Er hat wenig Selbstvertrauen und bietet zudem über sein Hobby weitere Angriffspunkte. Seine Figur ist sehr realistisch geschildert und es fällt leicht sich in ihn hineinzuversetzen. Es war wunderbar mitzuerleben, wie er sich im Laufe des Buches Stück für Stück ändert. Durch die Freundschaft zu Jessica und später auch zu Andy und Roland gelingt es ihm selbstbewusster zu werden und auch die anderen beiden werden durch den Halt, den sie sich gegenseitig geben können, immer stärker. Die Meinung von dritten wird ihnen nach und nach immer unwichtiger.
 
Die Frage, weshalb die Hauptfiguren eigentlich Jessicas Geist sehen können, bringt einen weiteren wichtigen und erschreckenden Punkt, doch ich möchte hier nichts vom Inhalt vorwegnehmen. Nur so viel: Auch auf dieses Thema wird in einfühlender Art und Weise eingegangen und es ist dem Autor wunderbar gelungen diese sensiblen Themen in eine überzeugende Geschichte einzubinden.

Neben den bereits genannten Problemen spielt vor allem Freundschaft eine wichtige Rolle, ebenso wie der Ratschlag, sich jemanden anzuvertrauen, wenn es einem schlecht geht.

Was das anbelangt hätte ich es gut gefunden, wenn es einen Anhang mit einigen Adressen und Telefonnummern gäbe, an die sich Jugendliche wenden können, wenn sie gemobbt werden oder einfach Hilfe suchen.

Ich habe einmal gelesen, dass Normalität der Durchschnitt aller Abweichungen sei. Die darin steckende Aussage, dass eigentlich alle anders sind, passt perfekt zu diesem Jugendbuch. Jeder ist einzigartig, mit Stärken und Schwächen, und es gibt keinen Grund, jemandem das Leben schwer zu machen, nur, weil er anders ist als man selbst.

Das Buch ist für Leser ab 12 Jahren gedacht und die Ausdrucksweise passt sehr gut zu dieser Zielgruppe. Auch wenn es keine Action gibt, wo war der Roman dennoch spannend und hat mich vor allem immer wieder nachdenklich gemacht. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, der Stil ist flüssig und zumindest ich wurde von der ersten Seite an mitgerissen.

Mein Fazit: Ein gelungener Jugendroman, der sehr sensibel heikle Themen aufgreift und vor allem durch seine einfühlende Art und die authentischen und sympathischen Protagonisten besticht.


Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionexemplares.

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