Ungewöhnlich, fesselnd, berührend
von Harry Parker
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Benevento
ISBN-13: 9783710900020
Genre: Roman
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Der Autor Harry Parker erzählt seine Geschichte auf eine
sehr ungewöhnliche Art. In jedem der 45 Kapitel kommt ein anderer Gegenstand zu
Wort und gibt die Geschehnisse aus seiner Perspektive wieder. Neben diversem
medizinischen Gerät, sind das zum Beispiel ein Nachtsichtgerät, ein
Wüstenkampfstiefel oder ein Orden. Doch es sind nicht nur Tom Barnes
Besitztümer, auch andere Gegenstände tragen ihren Teil zur Geschichte bei, so
dass ein vielschichtiges und rundes Gesamtbild entsteht, in dem Barnes zwar
meist im Mittelpunkt steht, jedoch nicht ausschließlich. So erleben wir einen
Teil auch aus Sicht der Handtasche seiner Mutter, als diese erfährt, dass ihr
Sohn lebensgefährlich verletzt wurde, aus Sicht einer Schneeflocke oder einem
Fahrrad, das einem Jungen im Krisengebiet gehört, der ebenso wie sein Freund in
den Konflikt hineingezogen wird.
In jedem der vielen Kapitel wird dem Leser der Krieg und
seine Folgen nahegebracht. Der Stil, in dem Harry Parker die unterschiedlichen
Gegenstände erzählen lässt, ist im wahrsten Sinne des Wortes sachlich, beinahe
nüchtern. Trotzdem erzählt der Autor eine bewegende und emotionale Geschichte,
die ganz unterschiedliche Aspekte beleuchtet, nachdenklich macht und berührt,
es aber dennoch vermeiden kann zu bedrücken und den Leser zu belasten.
Die Erzählweise ist ungewöhnlich und ich habe mich gefragt,
was da wohl auf mich zukommen würde. Ich war ein wenig skeptisch, ob es
gelingen kann ein so ernstes Thema auf diese Art aufzugreifen. Doch es gelingt
nicht nur gut, sondern hervorragend. So wie sich für den Leser das Puzzle mit
jedem Kapitel immer mehr vervollständigt, so muss auch Captain Tom Barnes sein
Leben Stück für Stück neu zusammensetzen. Dabei wechselt der Autor immer wieder
zwischen Szenen aus dem nicht näher spezifizierten Krisengebiet, Tom Barnes
Soldatenleben und seiner aktuellen Situation hin und her. Auch wenn der Ton
vielfach objektiv ist, einige Gedanken der handelnden Personen werden dennoch
wiedergegeben und so geschickt eingebunden, dass ich beim Lesen nicht einmal in
Frage gestellt habe, ob der erzählende Gegenstand, dieses Wissen überhaupt
haben konnte oder nicht. Nur das Kapitel aus Sicht der Landmine wirkte etwas
befremdlich auf mich; bei den übrigen kam ein solches Gefühl nicht auf.
Die Schilderungen aus dem Krisengebiet und auch Tom Barnes
Krankengeschichte sind sehr realistisch. Man merkt jeder Zeile an, dass der
Autor genau weiß, worüber er schreibt. Auch er diente in der britischen Armee,
war in Einsätzen im Irak und in Afghanistan, und hat ebenso wie sein
Protagonist durch eine Bombe beide Beine verloren. Er weiß genau, wie sich der
Krieg und der persönliche Kampf ums Überleben anfühlen und lässt seine Leser
daran teilhaben.
Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der mich gefesselt
und berührt hat und der es in brillanter Art und Weise schafft, den emotionalen
Balanceakt zu meistern, von den Schrecken des Krieges und dem Schicksal eines
einzelnen Soldaten zu erzählen, ohne dass es dem Leser Albträume beschert. Eine
klare Leseempfehlung.
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