- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.02.2017
- Verlag : Gmeiner-Verlag
- ISBN: 9783839220726
- Fester Einband 219 Seiten
- Genre: Roman
Musik kann Leben retten
„Es geht darum, mit Musik eine Geschichte zu
erzählen. Es geht immer um die Geschichte, die hinter den Noten steckt. Es geht
um Emotionen.“ (S. 19)
Gäbe es eine Melodie zu
dieser Geschichte, wäre sie unglaublich traurig und sehr berührend. „Alma“
beschreibt den Überlebenskampf des jüdischen Musikalienhändlers Aaron Stern
während der Nazizeit so unglaublich bildhaft und real, dass man ein Herz aus
Stein haben müsste, wenn er einen nicht bewegen würde.
Aaron wächst in Hamburg auf.
Obwohl seine Eltern Juden sind, gehören sie dem evangelischen Glauben an. Sein
Vater hat einen Musikalienhandel. Musik, insbesondere das Cellospiel, begleitet
Aaron von Kindheit an.
Er ist 14, als Hitler an die
Macht kommt und muss bald darauf von der Schule abgehen. Mit 20 übernimmt er
den Laden seines Vaters. Als er seine Frau Leah kennenlernt, verbindet die
Musik sie sofort. 1938 wird Aaron als Novemberjude ins KZ Sachsenhausen
gebracht. Erst im März 1939, kurz vor ihrer Auswanderung nach Amerika, bekommt
Leah ihn frei. Ihre Tochter Alma wird im 7. Monat kurz vor ihrer Abreise geboren
und ist nicht reisefähig. Sie müssen sie bei einem „arischen“ Freund zurücklassen.
Eine Odyssee über Meere und Kontinente
beginnt. Die Auswanderer dürfen nirgendwo von Bord gehen, jedes angelaufene
Land verspricht neue Hoffnung und wird zur neuen Enttäuschung. Einige stürzen
sich lieber ins Meer, als zurück nach Europa zu fahren. Aaron rettet sich in
die Musik. Letzten Endes stranden sie in den Niederlanden im Lager Westerbrock.
Von dort geht es bald nach Auschwitz. Im KZ wird er täglich gedemütigt und
verhöhnt, ist immer kurz vorm Verhungern – aber er hält irgendwie durch. Die
Musik (er spielt im Lagerorchester) und der Glaube an ein Wiedersehen mit Alma
hält ihn am Leben. „Wir musizierten um
unser Leben, während das Grauen um uns herum immer größere Ausmaße annahm.“ (S.
122) Viele Internierte werfen sich lieber in den Hochspannungszaun, als in
die Gaskammer zu gehen oder sich den Nazis anzubiedern. Aber Aaron hält durch,
denn in Hamburg wartet hoffentlich seine Tochter auf ihn.
Nach dem Krieg ist er ein
gebrochener Mann, wird die Erinnerungen und Albträume nie los. Bei der Suche
nach Alma stellt er sich immer wieder die Frage, ob er seinem Kind diese
Vergangenheit antun kann und will.
Aaron ist der Ich-Erzähler dieses
Buches, deshalb ist man als Leser immer dabei, denkt und fühlt wie er. Manchmal
war es mir fast zu viel, war ich zu dicht an ihm dran. Ich glaube nicht, dass
ich das alles ausgehalten hätte. Egal wie oft er zusammenbricht, er rappelt
sich immer wieder auf – für die Suche nach Alma. Wie stark, hoffnungsvoll und
zuversichtlich muss man sein, um das alles zu überstehen?! Dieser unbedingte
Überlebenswille hat mir sehr imponiert.
Am Ende des Buches sagt er: „Ich hatte nie die Absicht, meine Geschichte
zu erzählen. ... Doch ich lebe in Deutschland des Jahres 2016. Ich empfand es
als meine Pflicht, zu sprechen.“ (S. 211)
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