- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 13.02.2017
- Verlag : Heyne
- ISBN: 9783453420298
- Flexibler Einband 560 Seiten
- Genre: Roman
Kalte Perlen –
kalte Frauen
Sophia,
Mitte 30, entstammt altem englischen Landadel. Sie hat es in ihrem Leben aber
nur bis zum Partygirl gebracht. Natürlich ist ihre Familie nicht begeistert,
deshalb wurde ihr vor Jahren der Geldhahn abgedreht und jetzt lebt sie mit
ihrem besten schwulen Freund Hugo in der heruntergekommenen Stadtvilla eines
Freundes. „Manchmal schien diese Haus ... wie ein Ort, an dem Chancen zu Grabe
getragen werden.“ Immer auf der Suche nach der nächsten Party, dem nächsten
Freigetränk, der nächsten schnellen Nummer. Ihre Eltern haben ihr schon in der
Kindheit das Gefühl gegeben, nichts wert zu sein, das hat sie verinnerlicht.
Sophie
wird erst wach, als ihre im Sterben liegende Großmutter Tilly sie beauftragt
ein verschwundenes Perlenhalsband wiederzufinden. Dieses hatte die Großmutter
von ihrem Vater zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen und hat es am
18.Geburtstag ihrer Tochter Alice weitervererbt. Seither ist es jedoch
verschwunden und Sophies Mutter leugnet, es je besessen zu haben. Sophie hängt
sehr an ihrer Großmutter und möchte ihr gern diesen Wunsch erfüllen. Sie
macht sich auf die Suche nach dem Armband und muss sich dabei auch mit der
Familiengeschichte auseinandersetzten.
Unterstützt
wird sie dabei von Hugo, aber auch Tillys Briefe, in denen sie von ihrer
Kindheit und Jugend erzählt. Diese wurde durch eine lieblose Mutter, einen
überwiegend abwesenden (aber liebevollen) Vater und den 2. WK geprägt. Auch
Tillys Leben verlief anders, als geplant.
In
einem weiteren Erzählstrang geht es um die Geschichte der Perlen von Tillys
Kette. Sie stammen aus Japan und die junge Taucherin Manami riskiert sogar ihr
Leben, um die Perlen im Meer zu finden. 1927 erhofft sie durch den Verkauf der
Perlen eine bessere Zukunft für ihre Familie. Später, im Jahr 2012 lebt Manamis
Tochter Aiko als erfolgreiche Geschäftsfrau in New York. Und auch sie konnte
die Perlen nie vergessen ...
Die
Geschichte wird beherrscht von schönen aber kalten Frauen die, genau wie die schönen
kalten Perlen ihre Geheimnisse haben. Tillys Mutter interessierte sich nur für
ihre Schönheit und Partys, ihre Tochter und ihr Mann (es war eine Vernunftehe) waren
ihr egal. Tilly selbst hat später bei dem Versuch, ihrer Tochter Alice ein
perfektes Leben zu ermöglichen, einen schlimmen Fehler gemacht, dieses Unrecht
möchte sie noch vor ihrem Tod gesühnt wissen. Und Alice – Alice versteckt sich
(schon zu lange?) hinter ihrem Mann, um den Weg des geringsten Widerstands zu
gehen und Erinnerungen zu vermeiden.
Die
Suche nach den Perlen wird für Sophia schnell zur Suche nach der Wahrheit, der
Vergangenheit und ihrer Familiengeschichte. Dabei wird sie endlich erwachsen
und begreift, dass sie mehr kann als gut aussehen und sich auf Partys
freihalten zu lassen. Mir hat ihre glaubhafte Entwicklung sehr gut gefallen.
Aber auch Tillys und Alice Beweggründe und Geheimnisse waren plausibel und bis
zur letzten Zeile sehr spannend. Ich habe diese starken Frauen gern durch das
Buch begleitet - es wurde trotz fast 600 Seiten nie langatmig oder langweilig.
Einzig
eine Stelle am Ende des Buches war für mich etwas zu unrealistisch. 4,5 von 5
Sternen.
Übrigens
hat der Bucheinband den Glanz und die Farbe von Perlen, was mit sehr gefallen
hat. Auch die Kirschblüten als Symbol für Japan passen gut dazu.
Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar.
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