Ein spannender Teil amerikanischer Geschichte
von Margot Lee Shetterly
Broschiert: 400 Seiten
Verlag: HarperCollins
ISBN-13: 978-3959670845
Genre: Sachbuch
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Auf der Frankfurter Buchmesse 2016 habe ich den Titel in einer Verlagsvorschau von HarperCollins zum ersten Mal entdeckt. Ich muss gestehen, dass ich mich bis dahin - und eigentlich sogar bis ich das Buch dann endlich in den Händen hielt – noch nie mit der Thematik beschäftigt hatte. Es war mir völlig unbekannt, welche Rolle schwarze Frauen in der Geschichte der NACA/ NASA gespielt haben. Sicherlich ist dies zum Teil der Tatsache geschuldet, dass es eben ein Teil der Geschichte der USA ist und nicht Deutschlands oder Europas, dennoch gab es in dem Buch auch immer wieder Dinge und Sachverhalte, die mir dann doch bekannt waren.
Margot Lee Shetterley erzählt in „Hidden Figures –
Unerkannte Heldinnen“ die Geschichte vieler schwarzer Frauen, der Fokus liegt
jedoch auf drei schwarzen Frauen, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg in das
Langley Memorial Aeronautical Laboratory gefunden haben und dort ihre
Fähigkeiten weiterentwickeln konnten und mit ihrer Arbeit maßgeblich die
Forschungen für die Raumfahrt vorangetrieben haben. Es geht um Dorothy Vaughan,
Katherine Johnson, Mary Jackson. Alle drei sind starke Frauen, die mich beim Lesen
vor allem dadurch beeindruckt haben, wie sie trotz Diskriminierung und
vielerlei Vorurteile ihren Weg gefunden haben.
Als Dorothy sich beworben hat und tatsächlich als eine der „West-Computer“
im Langley Memorial Aeronautical Laboratory anfing, hat sie sicherlich nicht im
Traum daran gedacht, wie sich die Dinge im Laufe der Jahre bzw. Jahrzehnte
ändern würden. Während es heute normal ist, wenn Afroamerikaner - ganz gleich
ob Männer oder Frauen - als Wissenschaftler oder Ingenieure arbeiten, so sah es
für Dorothy erstmal völlig anders aus. Sie und die anderen Frauen haben
gewissermaßen versteckt, am westlichen Rand des Geländes gearbeitet und bekamen
wenig Anerkennung für ihre Arbeit. Doch nicht nur die schwarzen Frauen, auch
den
weißen Mathematikerinnen wurde zunächst nicht viel zugetraut:
„Langleys erstes mit Frauen besetztes Rechenzentrum war 1935
in Betrieb gegangen und hatte die Männer der Forschungsanstalt in Aufruhr
versetzt. Wie konnte ein weibliches Gehirn derart analytische und exakte Arbeit
wie Mathematik verrichten? Schon der Gedanke, 500 Dollar in eine Rechenmaschine
zu investieren, die dann ein Mädchen bedienen sollte!“ (S.26)
Doch trotz der Vorurteile gegen Frauen und vor allem
schwarze Frauen, war für Dorothy und die anderen schwarzen Mädchen das Leben im
Labor nicht ganz so beschränkt, wie außerhalb, wo die Rassentrennung ganz klar
verfolgt wurde. In Langley verschwammen im beruflichen Miteinander mitunter die
Grenzen, selbst wenn auch hier Schilder in der Cafeteria oder an Toilettentüren
allgegenwärtig waren. So führte auch die Personalabteilung „eine Kartei mit
freien Wohnungen für neue Angestellte, sorgfältig nach Rassen getrennt, um
>angemessene Kontakte zu ermöglichen< und >Unannehmlichkeiten zu
vermeiden<.“ (Seite 58)
Es war packend und lehrreich in das Buch einzutauchen. Man
merkt jeder Zeile an, dass die Autorin sehr gründlich recherchiert hat. Davon
zeugen insbesondere die vielen Zitate und Fußnoten. Allein schon der Anhang
umfasst mit seinen Anmerkungen und Quellenangaben etwa 50 Seiten. Er ist übersichtlich
gegliedert und somit auch während des Lesens gut zu handhaben. Mit einem guten
Gespür für die damalige Zeit lässt Margot Lee Shetterley uns teilhaben an einem
Stück amerikanischer Geschichte, dass lange übersehen wurde und im letzten Jahr
durch das Buch und wohl mehr noch durch die umgehende Verfilmung in den Fokus
der Allgemeinheit gerückt wurde.
Mein Fazit: „Hidden Figures“ ist eine spannende Lektüre, die
den Leistungen der so lange unbekannten schwarzen Mathematikerinnen Tribut
zollt. Mir hat es sehr gefallen, wie die vielen Zitate in das Buch eingeflossen
sind und so nicht nur das Leben von Dorothy und den anderen greifbarer, sondern
auch das damalige Zeitgefühl anschaulich gemacht haben. Leider war mir allerdings
gerade die erste Hälfte des Buches stellenweise zu trocken und nüchtern, so
dass ich trotz des faszinierenden Inhalts nur recht langsam vorankam. Daher „nur“
vier von fünf Sternen.
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