- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.02.2017
- Verlag : Knaur
- ISBN: 9783426653838
- Fester Einband 448 Seiten
- Genre: Historischer Roman
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Die Geschichte wird in
Rückblenden erzählt. Margarethe sitzt für Lucas Cranach Modell und erinnert
sich dabei an ihr Leben. Geprägt wurde es natürlich vor allem durch ihren
ältesten und umstrittensten Sohn Martin Luther.
Margarethe hatte ein hartes Leben
und einen lieblos wirkenden Ehemann (Hans), dem sie immerhin 6 Kinder gebar.
Ihr Vater war Ratsherr, ihr Mann „nur“ Bauer, aber mit großen Ambitionen. Er
wollte unbedingt Hüttenmeister werden und zu Ansehen kommen (was er durch harte
Arbeit und fast schon grausame Sparsamkeit auch schaffte) - diesem Wunsch hatte
sich alles unterzuordnen. Margarethe hatte zu funktionieren – „Das Weib sei dem
Manne Untertan.“
Sie war eine gottesfürchtige,
sehr gläubige Frau, die ihre Kinder schon früh an ihren Glauben heranführte.
Trost findet sie im Gebet und dem Glauben an Gottes Allmächtigkeit – selbst
Leibstrafen an den Kindern waren für sie dadurch erklärbar. Aber sie bemerkte auch
immer mehr die Widersprüchen und Zwänge, fühlte sich weder durch die gekauften
Ablassbriefe noch die Beichten und Bußen beim Pfarrer befreit oder getröstet. Für
sie war ihr Leben gottgegeben und vorbestimmt.
Erschreckend fand ich, dass die
Pest als Strafe für alle Sünden angesehen wurde. Das ist heute nur schwer
vorstellbar und auch Margarethe begann das erste Mal zu zweifeln, als
ausgerechnet ihre jüngste und sündenfreie Tochter Barbara daran starb.
Margarethe sah den logischen Fehler, zog aber keine Konsequenzen.
Als Martin sein Jurastudium
abbrach und stattdessen Mönch wurde, war er für Hans gestorben. Margarethe
pflegte den Kontakt zu ihm heimlich über viele Jahre. Sie kämpfte wie eine
Löwin für ihren Sohn, auch wenn sie seine Überzeugungen nicht von Beginn an
teilte und immer wieder als „Mutter des Satans“ beschimpft wurde – Martin
Luther sollte an allem Schuld sein, was in der Welt im allgemeinen (Pest) und
den Nachbarn im besonderen (persönliche Unglücke) passierte, weil er sich vom
wahren Glauben abgewendet hatte.
Leider bin ich mit dem Buch nicht
so richtig warm geworden, der Stil war mir zu weitschweifig und langatmig. Die
Zeit damals war sehr düster und (für mich zu) deprimierend – das wird sehr
anschaulich beschrieben. Der Hexenwahn und die Pest greifen um sich und
zerstören neben Leben auch Freundschaften.
Margarethe bleibt lange farblos,
duldsam, eine gehorsame Ehefrau. Nur in den Passagen mit Cranach oder beim Tod
ihrer Kinder wurde sie für mich lebendig und lies Gefühle zu. In den Szenen im
Atelier ist sie sehr leidenschaftlich, taut auf und man kann auch mal hinter
ihre harte Schale gucken. Die Stellen wirken sehr hell – ein guter Kontrast zum
Rest des Buches, aber ich hätte mir mehr davon gewünscht, ich wollte Margarethe
ja schließlich kennenlernen. Aber meistens wirkt so steif wie auf Cranachs Gemälde.
Cranach bringt gleichzeitig auch
noch eine andere Sichtweise auf das Geschehen ein. Er reflektiert während der
Portraitstunden sein eigenes Leben, den Umgang mit seiner Familie und die
Freundschaft zu Martin Luther. Für mich habe genau diese Szenen das Buch
aufgelockert.
Abschließend ist „Die Mutter des
Satans“ für mich zu sehr Biographie und zu wenig Roman.
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