Spannung in der Nachkriegszeit
von Jan Kilman
Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
ISBN-13: 9783453438378
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Der erste Weltkrieg ist vorbei und das Land und seine Bewohner sind von den letzten Jahren stark gezeichnet. Viele wissen immer noch nicht, ob ihre Liebsten zurückkehren werden und Hunger und Armut sind leider für weite Teile der Bevölkerung Alltag.
Agnes Papen, die als Kriegsberichterstatterin gearbeitet
hat, zieht vorrübergehend zurück in ihren Heimatort Kirchbach zu ihrem Onkel. Auch
in dem kleinen, beschaulichen Eifeldorf ist die Lage nicht entspannt. Außer
beim Ortsvorsteher sind Lebensmittel und sonstigen Vorräte knapp, viele Frauen
müssen bis zum Umfallen arbeiten, da ihre Männer und Söhne noch nicht
zurückgekehrt sind, und so sind Streitigkeiten und Neid regelrecht
vorprogrammiert. Nur in einem Punkt sind sich fast alle umgehend einig: Der
junge, stumme Soldat in französischer Uniform, der eines Tages im Dorf steht,
wird am besten direkt am nächsten Baum gehängt.
Als es nach einem Übergriff dann auch noch zu einem
tragischen Unfall kommt und rings um den Ort Menschen verschwinden, sind die
Nerven zum Zerreißen gespannt. Wer steckt hinter alledem?
Der Autor Jan Kilman hat einen düsteren und spannenden Roman
geschrieben, der seine Leser leicht in den Bann zieht. Seine Charaktere sind
schnell vor meinem geistigen Auge erwacht und ich hatte stets ein genaues Bild nicht
nur von ihnen, auch vom gesamten Ort im Kopf. Die Stimmung im Buch ist
größtenteils düster, ein wenig geheimnisvoll und immer wieder herrscht eine
bedrohliche Atmosphäre, die beinahe greifbar ist.
Auch wenn bereits der Prolog mit dem Fund einer Leiche
beginnt, so war der Krimi für mich in diesem Roman eher nebensächlich. Es ging
vielmehr um die Einzelschicksale der Charaktere und ihr miteinander in solch
schwierigen Zeiten. Dennoch war es nicht langweilig. Der Fall ist gut
konstruiert und wird am Ende logisch aufgeklärt. Wer genau liest, kann zwar
schon früh einen Verdacht hinsichtlich des Täters haben, aber mich hat das in
keiner Weise gestört.
Unterbrochen wird die Geschichte regelmäßig durch Feldpost,
die gefallene Soldaten aus Kirchbach kurz vor ihrem Tod noch in die Heimat
geschickt haben. Durch diese Briefe wird nochmals deutlich, wie hoch der
Verlust einzelner Familien und die Wunden des gesamten Dorfes sind und welch
große Diskrepanz teils zwischen der anfänglichen Kriegsbegeisterung und der
Ernüchterung nach Kriegsende herrscht. Auf die Briefe folgt jeweils eine Seite
mit einem Datum und einigen historischen Fakten zu diesem Tag. Dies ist zum
einen für die geschichtliche Einordnung interessant und durchaus informativ,
zum anderen erfährt der Leser aber auch genau, welcher Tag für die
Protagonisten gerade ist.
Mein Fazit: Mir hat
die Aufmachung des Buches gut gefallen und auch wenn ich mir an einigen Stellen
etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, so war die Geschichte gut durchdacht und vor
allem die Stimmung im Dorf war sehr gut eingefangen. Ein schöner Roman, der
einen kurzen geschichtlichen Einblick in die Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges
gibt und der mir einige spannende Lesestunden beschert hat.
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