- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.07.2017
- Verlag : Ullstein Taschenbuch Verlag
- ISBN: 9783548288376
- Flexibler Einband 688 Seiten
- Genre: Historischer Krimi
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Die Kuisls in Lebensgefahr
Ich bin ein Kuisl-Fan der ersten Stunde und fiebere jedem neuen Band
entgegen. Doch inzwischen ist der Henker Jakob Kuisl schon an die 60 und ich
habe genau wie seine Kinder Angst, dass er nicht ewig lebt. Dazu kommt, dass er
das Ermitteln einfach nicht lassen kann und sich dabei immer wieder in Gefahr
begibt. Leider hat er diese Wissbegier seinen Töchtern Magdalena und Barbara
vererbt und auch Magdalenas Buben Peter und Paul treten schon in seine
Fußstapfen. Und beim Treffen des Rat der 12, des höchsten Gremiums der bayrischen Scharfrichterzunft, 1672 in München, schaffen sie es alle
gleichzeitig, in Lebensgefahr zu geraten ...
Denn das Treffen wird von einigen ungewöhnlichen Todesfällen
überschattet: Mehrere junge Frauen werden nach verschiedenen Henkersarten
hingerichtet – aber von wem? Bald werden Stimmen laut, dass nur einer der 12 Scharfrichter
der Mörder sein kann.
Eine Spur führt in Bayerns erste Seidenmanufaktur. Mindestens 2 der Toten
haben dort gearbeitet. Also schleicht sich Magdalena dort ein und findet
heraus, dass die meisten Mädchen noch einen Nebenjob haben. Außerdem beherbergt
die Manufaktur rätselhafte Venezianer. „Geheimnisse
birgt dieses Haus wohl so einige.“ (S. 290)
Und auch Barbara hat ein Geheimnis, zumindest vor ihrem Vater, der sie
unbedingt verheiraten will – sie ist ungewollt schwanger. Bleibt ihr wirklich
nur die Heirat mit einem der Henker, die Kuisl ausgewählt hat, um der Schande
zu entgehen?
Magdalenas Mann Simon, der Medicus, schwebt hingegen in völlig anderen
Sphären. Er hat ein Traktat über
Sauberkeit in der Medizin verfasst und will es mit unbedingt veröffentlichen.
Darüber vergiss er leider ab und an seine Familie, was seine Frau sehr erzürnt: „Wie
wäre es, wenn der Herr Doktor ihn sich wenigstens anschauen würde? Oder ist Dir
der Arsch vom Seiler wichtiger als die Nase Deines Ältesten?“ (S. 24).
Oliver
Pötzsch hat mit „Die
Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ wieder eine extrem spannende Fortsetzung geschaffen.
Ich habe die knapp 700 Seiten an nur 3 Abenden gelesen, weil man das Buch,
einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen kenn. Er hat geschickt
Hinweise und Spuren zum Täter gelegt und diesen gleichzeitig extrem gut
verschleiert, so dass ich meine Vermutungen mehrfach redigieren musste.
Neben der sich
stetig steigenden Spannung und dem atemberaubenden Tempo, das die Handlung
vorantreibt, lebt das Buch vor allem von den sympathischen Figuren.
Jakob Kusil muss
man einfach mögen. Er ist zwar stoffelig und dickköpfig, hat aber ein Herz aus
Gold und würde alles für seine Familie tun.
Magdalena ist oft
die einzige, die ihn zur Räson bringen kann und ihm (sowie ziemlich jedem
anderen), offen die Meinung sagt, auch wenn ihr das nicht immer gut bekommt.
Dabei hadert sie genau wie die sture Barbara mit ihrem Schicksal. „Keiner
kann etwas dafür, wohin ihn Gott gestellt hat.“ (S. 471) Durch die
Hochzeit mit dem Stadtarzt Simon ist sie zwar ehrlich gesprochen, aber sie und
ihre Kinder werden nach wie vor als Henkersbälger beschimpft.
Wer
auf richtig gute historische Krimis steht, kommt um „Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ nicht
herum. Sehr realistisch und anschaulich, vor einem realen historischen
Hintergrund, gut recherchiert und extrem spannend mit einem ordentlichen
Gruselfaktor.
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