- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 21.07.2017
- Verlag : ROWOHLT Wunderlich
- ISBN: 9783805202930
- Fester Einband 496 Seiten
- Genre: Historischer Roman
Wider die Räuberromantik
Julianes
Leben ist hart und ärmlich, als sie Hannes Bückler, genannt Schinderhannes,
kennenlernt. Ihr Vater ist Musikant in Wirtshäusern und seine Töchter müssen
ihn seit frühester Kindheit an begleiten. Julianas ältere Schwester Margret
singt und sie selbst spielt Geige. Aber die Familie kommt nur geradeso über die
Runden und die Mädchen hoffen auf einen reichen Ehemann und ein ruhiges Leben.
Das kann ihnen der Schinderhannes zwar nicht bieten, aber „Hauptsache weg aus ihrem engen
Elternhaus, ihrem armseligen Dorf. Da war ein Leben in Freiheit allemal besser,
auch wenn es noch so abenteuerlich war.“ (S. 60)
Hannes
ist schmuck, ruhig, höflich, blitzgescheit und hält sich beim Trinken zurück. Deswegen
findet Juliana ihn sofort sympathisch - sie ist halt recht jung, naiv und
verliebt sich schnell in ihn. Leider sieht nur das Gute, dass er sie versorgen
und die anderen zumindest manchmal von Gräueltaten abhalten kann. Die „Unfälle“
(Morde) redet sie sich schön. Juliana romantisiert ihn lange, himmelt ihn regelrecht
an. Und doch ist es nicht das Leben, was sie sich erträumt hatte. Immer wieder müssen
sie sich verstecken, sind unter falschen Namen auf der Flucht und überlegen
genau, wem sie trauen können. 1,5 Jahre geht das so, dann werden sie gefasst.
18 Monate später wird er hingerichtet und sie verurteilt. Julianas Leben ohne
ihre große Liebe scheint vorbei, noch bevor es richtig angefangen hat.
Aber
in diesen 3 Jahren erlebt sie mehr, als andere in 20. Das Leben scheint ein
einziges Fest zu sein, zumindest bis zum nächsten Absturz. Denn Hannes
verändert sich. Er wird härter, entwickelt 2 Gesichter. Hannes verlegt sich
recht schnell auf die Schutzgeld-Erpressung von Juden und ist dabei nicht
zimperlich. Auch seine Mitstreiter beginnen ihn zu fürchten. Nur bei Julchen,
seiner Prinzessin, bleibt er meist weich. Er scheint sie ehrlich zu lieben und
hält an ihr fest.
„Die
Räuberbraut“ ist Astrid Fritz neuer Roman über Juliana Blasius und
Schinderhannes. Ich habe alle bisher erschienenen Romane von ihr gelesen und warte
immer sehnsüchtig auf Nachschub.
„Die
Räuberbraut“ konnte mich aber nicht vollständig überzeugen. Das Buch berührt
mich irgendwie nicht. Hannes war mir zu unsympathisch, Juliana zu jung und
verblendet. Mir fehlte hier irgendwie die Leichtigkeit, das Fabulieren was Astrid
Fritz’ Romane bisher ausgezeichnet hat. Dazu kommt, dass ich weder die Orte noch
Schinderhannes kannte und sie mir vielleicht deswegen nicht richtig vorstellen
konnte. Außerdem fehlten mir genaue Zeitangaben - oft dachte ich, es sind Jahre
vergangen, da waren es nur Wochen oder Monate.
Generell
hatte ich das Gefühl, dass es mehr um Hannes als Juliana geht, was ich aber
erwartet hatte. Man erfährt viel über die Räuber, wie sie sich organisiert
haben, ihre Sprache, geheimen Zeichen und wie die Überfälle bzw. Erpressungen
stattgefunden haben.
Fesselnder
fand ich da den zweiten Erzählstrang, in welchem Juliana, inzwischen, 63, auf
ihr Leben zurückblickt, ein Resümee zieht und endlich einsieht, dass eben nicht
alles gut war, was damals passiert ist.
Trotz
meiner Kritikpunkte ist das Buch wie immer hervorragend recherchiert und
unterhält seine Leser gut. Man darf eben nur nicht mit der falschen
Erwartungshaltung herangehen.
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