Nicht ganz überzeugend trotz toller Protagonistin
von Kim Kestner
Gebundene Ausgabe: 408 Seiten
Verlag: Arena (Juni 2017)
ISBN: 9783401603186
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Genre: Jugendbuch/ Dystopie
Zum Buch
Juris Leben ist hart und es ist klar, dass sie irgendwann
den täglichen Kampf ums Überleben nicht mehr gewinnen wird. Jeder Tag ist eine
neue Herausforderung, denn Juri wohnt in der untersten aller Ebenen, mit der
Aufgabe „Verwertung und Wiederaufbereitung“. Die anderen Ebenen wird sie wohl
nie zu Gesicht bekommen, vor allem nicht diejenige an der Oberfläche, dort, wo
tatsächlich die Sonne scheint.
Eines Tages ruft der Kaiser zur sogenannten „Blüte“ auf und
einigen wird in Aussicht gestellt, ihre Ebene verlassen zu können. Juri ist
nicht makellos genug, um ausgewählt zu werden, doch als Junge verkleidet
schafft sie es, sich unter die Auserwählten zu schmuggeln. Doch ist es das
Risiko wert? Das unbarmherzige Auswahlverfahren verlangt Juri einiges ab und
dann schafft sie es auch noch, den Sohn des Kaisers auf sich aufmerksam zu
machen. Ihre Chancen, jemals die dunklen Höhlen zu verlassen und an die
Oberfläche zu kommen, scheinen sehr gering…
Kim Kestners dystopisches Jugendbuch nimmt uns mit in eine
düstere Welt, die vor allem in den unteren Ebenen den Bewohnern kaum einen
Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft bietet. Wie üblich in solchen
Romanen gibt es eine sehr starre gesellschaftliche Hierarchie, bei der die
Bessergestellten mit aller Härte durchgreifen, damit es auch so bleibt. Dennoch
scheint sich mit einem Male ein Ausweg zu bieten: die Blüte. Wieso der Kaiser
ein solches Auswahlverfahren ersonnen hat, zeigt sich erst nach und nach, und
niemand weiß, was die Kandidaten erwartet. Dennoch kommt es vor allem für Fans
dieses Genres nicht überraschend, dass Juri und die anderen erst einmal eine Reihe
harter und zum Teil grausamer Prüfungen bestehen müssen, um die Chance auf ein
Leben and er Oberfläche zu wahren.
Leider muss ich sagen, dass ich mir sowohl von den Prüfungen
als auch von der Entwicklung der Geschichte etwas mehr erhofft hatte. Trotz mancher
Dramatik werden die Prüfungen für mich zu schnell abgehakt und es fiel mir
schwer am Schicksal der Probanden teilzunehmen. Im Gegensatz zu Juri bedienen
die übrigen Teilnehmer, die wir näher kennenlernen, in erster Linie Klischees:
der Intelligente, der Einfühlsame, der Fiesling usw. Neben Juri wirkten sie
vielfach blass und waren für mich daher nicht wirklich greifbar. Für mich
hätten sie stärker herausgearbeitet werden müssen, auch wenn der Fokus auf Juri
liegt.
Juri selbst hingegen war eine positive Überraschung. Sie ist
keine Schönheit und sie kann weder lesen noch schreiben. Damit hebt sie sich
wohltuend von vielen anderen Protagonisten in ähnlichen Büchern ab. Ihr Verhalten
und ihre Entwicklung haben mir gefallen, ebenso wie die Tatsache, dass es Kim
Kestner gelingt aus ihr nicht die Überfliegerin zu machen, der sich nur eine
Chance bieten musste, damit sie alle überflügeln konnte. Juri hat ihre
Schwächen und ist auch am Ende alles andere als perfekt.
Der Schreibstil war flüssig und leicht zu lesen und die
Anleihen aus der japanischen Kultur haben mir gut gefallen. Gerne hätten es für
mich auch noch ein paar mehr sein können.
Mein Fazit: „Sakura – die Vollkommenen“ ist eine Dystopie,
die einem bekannten Schema folgt, spannend ist, aber sich nicht wirklich von
anderen Büchern dieses Genres absetzen kann, obwohl Kim Kestner mit Juri eine
ungewöhnliche Protagonistin ersonnen hat. Leider konnten die übrigen Charaktere
und die das Auswahlverfahren als solches für mich nicht mit der starken Juri
mithalten, so dass mich das Buch insgesamt nicht ganz überzeugen konnte
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