Eine Liebesgeschichte im Wandel der Zeit
von J.R.R. Tolkien, Hrsg. Christopher Tolkien
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Klett-Cotta (Juni 2017)
ISBN: 9783608961652
Genre: Fantasy
Zum Buch
Der sterbliche Beren erblickt eines Nachts die unsterbliche
Lúthien beim Tanz im Mondenschein. Es gelingt ihm, Lúthiens Herz zu gewinnen,
doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. In seiner tiefen Abneigung den
Sterblichen gegenüber stellt Lúthiens Vater Thingol Beren eine schier unlösbare
Aufgabe: er willigt erst dann in eine Heirat ein, wenn Beren ihm einen der sagenumwobenen
Silmaril aus der Krone des grausamen Melkors bringt…
Mit Spannung habe ich auf die Geschichte von Beren und
Lúthien gewartet, die zwar nicht unbekannt ist, doch in dieser Zusammenstellung
erstmals von Christopher Tolkien herausgegeben wurde. Nachdem ich mich auf den
ersten Seiten des Vorwortes beinahe überfordert sah, was die verschiedenen
benannten Versionen und die vielen Namen anging, so habe ich mich zum Glück doch
schnell eingefunden. Trotzdem, ich habe für die Lektüre verhältnismäßig lange
gebraucht. Zum einen lag es daran, dass ich bewusst nur dann gelesen habe, wenn
ich auch die Ruhe hatte, den Text richtig zu genießen, zum anderen handelt es
sich im Gegensatz zu „Der Herr der Ringe“ oder „Der Hobbit“ nicht um einen
durchgängigen Prosatext.
Beren und Lúthien sind den Tolkien-Lesern unter anderem bereits
im Silmarillion begegnet. Christopher Tolkien hat versucht, die
unterschiedlichen Versionen dieser einzigartigen Liebesgeschichte weitestgehend
von den anderen Geschichten zu lösen und sie so zusammenzustellen, dass sie für
sich alleinstehen und der Leser vor allem den Wandel in der Geschichte
nachvollziehen kann, denn J.R.R. Tolkien hat seine Geschichte über die Jahre
hinweg immer wieder verändert.
Das Leithian-Lied, welches in Versform erzählt und 1931 unvollendet abgebrochen wurde,
bildet den Hauptteil des vorliegenden Werkes. Dazu kommen noch kürzere
Prosastücke sowie einige Erläuterungen von Christopher Tolkien, in welchen er
die Textpassagen in das große Gesamtwerk seines Vaters einordnet, Erklärungen
zu den Veränderungen und zu den handelnden Figuren gibt. Dabei geht er sehr
wissenschaftlich vor und manches Mal hat er mich bei seinen Erklärungen
verloren, da ich mich zwar durchaus als Tolkien Fan bezeichne, aber mich nicht
regelmäßig mit Mittelerde und dem ganzen von Tolkien erschaffenen Kosmos
beschäftige, so dass mir nicht jedes kleine Detail, jeder Ort und jede Person präsent
ist. Dennoch war es ungemein spannend und interessant zu lesen, wie sich die
Geschichte verändert hat und zu sehen, über welch langen Zeitraum sich J.R.R.
Tolkien mit diesem Märchen immer wieder befasst hat. Ein wenig war es so, als habe man dem Autor während seines Schaffungsprozesses über die Schulter blicken dürfen.
Wie schon zuvor, hat Alan Lee auch die Geschichte um Beren und
Lúthien aufwändig und mit viel Liebe zum Detail illustriert. Neben 9 Farbtafeln
gibt es unzählige weitere Bleistiftzeichnungen, die die Geschichte auf ihre
eigene Art ergänzen und das Buch auch optisch zu einem wahren Kunstwerk machen.
Mein Fazit: Die Geschichte von Beren und Lúthien zeigt ein
weiteres wunderbares Stück von Tolkiens Welt und er konnte mich einmal mehr
begeistern. Doch auch wenn die Geschichte aus dem äußerst komplexen
Zusammenhang herausgelöst wurde, in welchem sie ursprünglich eingebettet war,
würde ich das Buch dennoch in erster Linie Kennern von Tolkiens Welt empfehlen.
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