- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 17.08.2017
- Verlag : Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 9783462050424
- Flexibler Einband 320 Seiten
- Sprache: Krimi
Die Cevennen müssen brennen
... ist ein uralter Wahlspruch der Region. Man hält auf Tradition, ist
stolz auf seine Vergangenheit – fast immer waren die Bewohner des Vivarais
Märtyrer: Katharer, Hugenotten, Mitglieder der Resistance. Und man hütet seine
Geheimnisse: „Wir sind die Nachfahren der Rebellen. Wir hüten ihre Geheimnisse und
die Geheimnisse unserer Väter.“ (S. 80)
Da ist Tori, die verwitwete Deutsche, schon fast eine Nestbeschmutzerin,
als sie den alten Schäfer Didier nach der Geschichte und den ehemaligen
Bewohnern ihres Haus fragt. Es ist das älteste des Dorfes, Teile davon stammen wahrscheinlich
aus dem 13. Jh. Auch der holländische Höhlenforscher Adriaan, welcher bei Toris
Freundin ein Zimmer gemietet hatte, hatte mit Didier über die Vergangenheit des
Dorfes gesprochen. Kurz darauf ist Didier tot und Adriaan verschwunden. Tori
ist verwundert, dass sich niemand um sein Verschwinden sorgt. Hängt es
vielleicht sogar mit Didiers Tod zusammen?! Also beginnt sie auf eigene Faust
in den Bergen und Höhlen nach Adriaan zu suchen und stürzt dabei in eine
Felsspalte, aus der sie sich nicht allein befreien kann ...
Ich fand das Buch von Beginn an fesselnd und mochte die Figuren. Tori ist
erst 42 und schon Witwe. Aus Trauer um ihren Mann hungert sie und kapselt sich
ab. Erst July, die vernachlässigte Hündin ihres Nachbarn, holt sie aus ihrem
Schneckenhaus. Ich hab sehr mit ihr mitgefühlt.
Zu Toris besten Freunden gehört Nico, ein ehemaliger Kriminalbeamter der
Drogenfahndung. Er unterstützt sie bei den Nachforschungen zu Adriaans Verbleib
und der Geschichte ihres Hauses: „Geh der Geschichte nach. Aber pass auf Dich
auf.“ (S. 47).
Toris und Nicos Gegenspieler ist der Dorfpolizist Masson. Er zeigt weder
bei Adriaans Verschwinden noch bei Didiers Tod ein besonderes Interesse, die
Fälle aufzuklären - „Es würde nur alte Wunden aufreißen.“
(S. 233)
Und je mehr Tori selbst herausfindet, je tiefer sie in die Geschichte
eindringt, desto verschlossener und unfreundlicher werden die Dorfbewohner. Alle
hüten sie ihre kleinen Geheimnisse – oder ein gemeinsames großes?! Manche Dinge
sollte man vielleicht doch besser ruhen lassen ... „Ich habe es irgendwann
aufgegeben, die Welt in Gut und Böse zu unterteilen, die Menschen sind beides.“
(S. 290). Alles ist sehr mysteriös und faszinierend.
Die Story ist sehr kompakt und historisch verwurzelt. Mir hat es gut
gefallen, soviel über den geschichtlichen Hintergrund der Cevennen zu erfahren.
Dazu kommt das wunderbare Setting: raue, schroffe Felsen, uralte
versteckte Höhlen, tiefe Täler und Bäche, die plötzlich zu reißenden Strömen
werden. Ich bilde mir ein, die Pflanzen sehen und riechen, die saubere Luft
hoch oben oder die abgestandene tief unten fühlen zu können. Sehr
atmosphärisch.
„In tiefen Schluchten“ ist der Beginn einer Reihe um die ehemalige
Anwältin Tori Godon. Mir hat der Auftakt sehr gut gefallen und ich werde gespannt nach
dem nächsten Band Ausschau halten.
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