- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.10.2017
- Verlag : Tropen
- ISBN: 9783608503470
- Fester Einband 224 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis:
Zwar wurde mir von Lovelybooks bzw. dem Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat
aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Showdown in der Wüste
1947 bekommt der junge
Journalist Leon Borenstein die Chance seines Lebens: Er soll den Schriftsteller
B. Traven entlarven! Bisher weiß niemand, wer hinter dem Pseudonym steckt, doch
Vermutungen gibt es viele. Leons Vorteil – er darf beim Dreh des Films „Der
Schatz der Sierra Madre“ dabei sein. Die Romanvorlage und auch das Drehbuch
stammen von Traven und auch wenn dieser nicht selbst dabei sein wird, so ist
doch zumindest sein Vertreter Hal Croves in der mexikanischen Wüste vor Ort.
Als Tarnung dient Leon ein Interview mit Humphrey Bogart. Ach ja, ein Problem
gibt es noch: Bisher hat niemand die Suche nach Traven überlebt ...
Leon hat am Anfang
nicht wirklich den Anreiz, Traven zu entlarven. Mexico ist toll, Bogart erweist
sich als cooler Typ und exzellenter Schachpartner und dann ist da ja auch noch
die geheimnisvolle María, die immer wieder seine Nähe sucht. Leon genießt die
Zeit, sieht es eher als bezahlten Urlaub. Zumal er Croves nicht wirklich näher
kommt. „Ich habe hier etwas wiedergefunden, was uns in L.A. Längst verloren
gegangen ist: Leidenschaft und Wahrhaftigkeit.“ (S. 70)
Ob er das Interview mit
Bogart je abliefert, wird nicht mal erwähnt – und ist dann irgendwie auch gar
nicht mehr so wichtig, denn María verschwindet mit seinen Aufzeichnungen.
Die Figur Leon hat mich
überrascht. Er wirkt viel älter, ist ein echter Gegenpart für den knapp
50jährigen Bogart, dabei ist er erst Mitte 20. Vielleicht liegt es an seiner
Vergangenheit? Seine jüdischen Eltern sind mit der Familie kurz vor dem 2.
Weltkrieg von Braunschweig nach Amerika emigriert. Während sein Vater nie über
diesen Umbruch hinweggekommen ist, fühlt sich Leon als Amerikaner. „Kann
man das überhaupt? Amerikaner werden? Ich meine, nicht dem Pass nach, sondern
mit dem Herzen?“ „Es war jedenfalls leichter, als Deutscher zu bleiben.“
(S. 57). Mich hat verblüfft, dass es für die Deutschen wohl gang und gäbe der war,
ihre Namen zu amerikanisieren.
Die Suche führt Leon später
zurück nach Europa, genauer gesagt nach Wien. Auch das ist noch zerstört, überall
stehen zerschossene Panzer. Dort trifft er auf Konstantyn – meinen liebsten
Nebendarsteller. Der ist ein verarmter ungarischer Adliger mit gesellschaftlichen
Ambitionen, Humor und einem Saal voller vor den Nazis geretteter Bücher: „Wir
haben sie nur etwas länger ausgeliehen, um sie in Sicherheit zu bringen. Wenn
sich die Zeiten beruhigt haben, geben wir natürlich alles zurück.“ (S.
129)
Einen kleinen Dämpfer
erfuhr meine Begeisterung bei Leons Ermittlungen in Acapulca – zu viele
Zufälle, brutale Gewalt in Form von Wrestling, Stierkampf, Prügeleien und
soziale Ungerechtigkeiten (da spricht das Mädchen aus mir).
Der Autor hat Realität und
Fiktion extrem gekonnt gemischt. Den Film gibt es wirklich, Bogart hat eine der
Hauptrollen gespielt und die Drehorte stimmen auch – nur Leon ist Torsten
Seiferts Fantasie entsprungen.
Mein Fazit: Ein Buch für
alle Film- und Wild-West-Fans. Männer wird es stellenweise sicher eher
begeistern als Frauen. Aber es ist extrem spannend, weil es, obwohl es unter
Roman läuft, sehr viele biografische Berührungspunkte mit realen Personen hat.
Und die eine oder andere Illusion wird auch gleich zerstört – oder wusstet ihr,
dass Goldstaub gar nicht fliegen kann (wie am Ende des Films), weil er viel
schwerer ist als Luft?!
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