Buchdetails
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 09.10.2017
- Aktuelle Ausgabe : 09.10.2017
- Verlag : HarperCollins
- ISBN: 9783959671354
- Fester Einband 304 Seiten
- Genre: Roman
Es war eine Veranstaltung der besonderen Art, zu der mich kürzlich der Verlag "Harper Collins" einlud - eine Buchvorstellung des Romans "Anstand" von Matthew Quick.
Meine erste Begegnung mit David Granger, einem ziemlich schrägen Ami, der mir seine Geschichte erzählen wollte.
Im Buchhandel hätte ich bestimmt nicht zu diesem Roman gegriffen, obwohl ich das Cover echt klasse und passend finde.
Ich hätte schlichtweg nicht vermutet, dass sich hinter der Geschichte eines 68 jährigen Vietnamveterans ein so bemerkenswerter Roman verbirgt.
David Granger musste sich einer schweren Gehirnoperation unterziehen, kann seither nicht mehr allein leben und soll vorerst bei seinem wenig geschätzten Sohn und dessen kleiner Tochter Ella einziehen. Davids Gehirntumor war wohl die Folge des Einsatzes von Agent Orange im Vietnamkrieg.
Die Schatten der Vergangenheit lasten schwer auf David.
Noch immer hat er viele Ereignisse in seinem Leben nicht verarbeitet, wie z.B. den Tod seiner Frau und die Erlebnisse im Krieg. "Er schläft nicht ohne seine Waffen."
Dann schleicht sich ständig dieser Clayton Fire Bear, sein Erzfeind aus Kriegstagen, in Davids Gedanken. Kann es eine Versöhnung geben?
Auch die Beziehung zu seinem Sohn Hank bedarf einer Generalüberholung. Politisch sind Vater und Sohn meilenweit auseinander.
"Aber Hank weiß nicht mal, dass es Knöchelholster gibt, weil er ein ahnungsloser waffenhassender Linksliberaler ist."
David kann manchmal ein echter Kotzbrocken sein, besonders wenn es um seine "teuflische Schwiegertochter" geht.
Er ist schonungslos direkt, provoziert und scheut sich auch nicht, dabei unter die Gürtellinie zu gehen.
Doch betrachtet man ihm im Umgang mit seiner Enkeltochter Ella, geht einem das Herz auf. Spätestens dann sieht man als Leser, dass sich hinter dieser rauen Schale ein weicher Kern befindet. Als ein Kriegskamerad stirbt, nimmt David sich liebevoll dessen Tochter an, als wäre es seine eigene.
Ich mochte David von Anfang an, habe mich über seinen derben Humor köstlich amüsiert und seine grundehrliche Art bewundert.
Manchmal benimmt David sich wie ein Elefant im Porzellanladen und macht es seinen Mitmenschen nicht unbedingt leicht ihn zu mögen, aber wer genau hinschaut, erkennt den besonderen Menschen in ihm.
Als Leser hat man das Gefühl einen Tatsachenbericht zu lesen, so authentisch beschreibt Matthew Quick seine Szenerie. Mit einer interessanten Mischung aus Feinfühligkeit und beißender Ironie hat er einen beeindruckenden Charakter geschaffen.
Nebenbei bindet Matthew Quick gesellschaftskritische Themen, wie Rassenhass und Gleichgeschlechtlichkeit in seine Geschichte ein.
Ich habe diesen David Granger im Laufe des Buches als einen Mann mit "Anstand" schätzen gelernt. Am Ende war ich tief berührt -gelegentlich den Tränen nahe- von seiner Lebensgeschichte, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Ein rundum gelungener Roman - so überraschend anderes - hart, aber herzlich, facettenreich und unterhaltsam - muss man gelesen haben!
P.S. Den Lesemuffeln empfehle ich das Hörbuch, gelesen von Volker Lechtenbrink! Er leiht David Granger seine rauchige Stimme und das ist megastark geworden!
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