- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 16.10.2017
- Aktuelle Ausgabe : 16.10.2017
- Verlag : Goldmann
- ISBN: 9783442485901
- Flexibler Einband 368 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
„Das Puppenhaus“
... nennen die jungen Männer
1952 das Barbizon-Hotel für alleinstehende junge Frauen mitten in New York mit seinen
strengen Regeln. Trotzdem wird ihr winziges spartanisches Zimmer für Darby zur
Heimat, denn die Weltstadt und die anderen schicken Mädchen überfordern sie :„Man
kann sich hierher zurückziehen, wenn die Stadt einen zu überwältigen droht.“
(S. 434). Auch ihre Ausbildung zur Sekretärin ist nicht das, was sie sich vom
Leben erträumt hat, aber ihre Mutter hat es so bestimmt. Während die anderen
Mädchen auf Männerjagd gehen, freundet Darby sich mit dem Zimmermädchen Esme
an, die sie in die Welt der Jazz-Clubs entführt. „Warum versteckst du dich vor
allem, was dir das Leben gerade bietet?“ (S. 251) Esme, die aus Puerto
Rico stammt, träumt davon Schauspielerin und Sängerin zu werden. Durch sie
lernt Darby auch Sam kennen, der im Club seines Vaters kocht und von einem
eigenen Restaurant (und bald auch Darby) träumt. Sie alle haben Träume, aber „Nicht
jeder, der vom Ruhm träumt, schafft es auch.“ (S. 285)
2016 ist das Barbizon kein
Hotel mehr und die ehemaligen Zimmer wurden zu riesigen Lofts umgebaut,
lediglich im 3. Stock gibt es noch ein Dutzend kleiner Appartements für die
ehemaligen Barbizon-Mädchen.
Rose ist mit ihrem Partner
Griff gerade erst eingezogen, als sie eine der alten Damen kennenlernt. Miss
McLaughlin ist immer verschleiert, Gerüchten zufolge war sie 1952 in einen
Skandal um das Hotel verwickelt und dabei wurde ihr Gesicht verstümmelt. Rose
ist Journalistin und wittert DIE große Story. Eigentlich war Rose eine
aufstrebende Fernsehmoderatorin, doch eine Enthüllungsstory hat ihr das Genick
gebrochen. Jetzt arbeitet sie bei einem Medien-Startup und hofft auf die
Verlobung mit Griff. Doch alles kommt anders. „Vier Koffer und ein Hund, der ihr
nicht einmal gehörte. Das war alles, was ihr geblieben war.“ (S. 145)
Die Story um Miss McLaughlin ist ihre große Chance, aber wie weit ist sie
bereit dafür zu gehen?
Darby hatte nie ein gutes
Verhältnis zu ihrer Mutter. Diese beschimpfte sie immer wieder als plump,
untalentiert und hässlich – sie entspricht so gar nicht den Vorstellungen der
50er. Dementsprechend sind ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen quasi
nicht vorhanden. Dass die anderen Mädchen auf ihrem Stockwerk, langbeinige
dünne Ford-Models, sich über sie lustig machen, baut sie auch nicht gerade auf.
Selbst in der Sekretärinnenschule wird ihr vorgeworfen, dass sie für diesen
Beruf nicht hübsch genug ist. (Das Hauptziel der angehenden Sekretärinnen ist
es, ihren späteren Chef zu heiraten!) Doch dann lernt sie die Journalistin
Charlotte kennen und findet ihr Vorbild: Erfolgreich und von Männern
unabhängig, ihr eigenes Geld verdienend. Auch Esme zeigt ihr eine Alternative –
die Musik. Sie will Darby als Backgroundsängerin, um jeden Preis.
Sam ist der einzige, der Darby
fragt, was sie eigentlich will und ihr damit hilft, ihren Traum zu finden –
aber wird sie ihn auch leben können?
„Wovon sie träumten“ ist
definitiv ein weiteres Lese-Highlight in diesem Jahr. Extrem geschickt spielt
die Autorin mit den Erwartungen des Lesers, immer wieder legt sie neue Spuren,
die dann doch ins Leere oder die Irre führen. Die Geschichte ist sehr spannend
und komplex, wird abwechselnd aus der Sicht beider Frauen und Zeitebenen
erzählt. New York und auch das Barbizon bilden dafür eine sehr eindrucksvolle
Kulisse.
Darbys und Rose´ Geschichte
haben mich sehr berührt. Sie emanzipieren sich im Laufe der Geschichte immer
mehr. Da Rose nicht direkt mit Darby reden kann, erforscht sie deren
Vergangenheit über die Nachbarn, Freunde, Arbeitgeber und bekommt ein immer
genaueres Bild von den damaligen Ereignissen – und stößt auf immer mehr
Ungereimtheiten. Was ist damals wirklich passiert???
Mein Tipp für alle Fans des
Films: „Mona Lisa Lächeln“.
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